Strategisch plant Le Pen den RN zu normalisieren, während sie sowohl russische Verbindungen als auch zu enge Trump-Nähe vermeidet.
GretchenfrageWie Marine Le Pen sich zwischen Trump und Putin positioniert

In ihrer Haltung zu Kreml-Chef Wladimir Putin sowie zum neuen US-Präsidenten Donald Trump versucht sie einen Balanceakt: Marine Le Pen, Fraktionschefin des rechtsextremen Rassemblement National.
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In ihrer Haltung zum Kreml wie auch zu US-Präsident Donald Trump versucht Marine Le Pen, Fraktionschefin des rechtsextremen Rassemblement National (RN), einen Balanceakt. Unter Trump rückt sie vom historischen Anti-Amerikanismus ihrer Partei ab, bezeichnete den jüngsten Eklat beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington als „normales“, mit Leidenschaft geführtes Gespräch zwischen Staatsmännern.
Russlands Präsidenten Wladimir Putin hat Le Pen früher öffentlich bewundert und verteidigt, doch seit der Vollinvasion Russlands in die Ukraine vor drei Jahren steckt sie in einem Dilemma. Sie sah sich gezwungen, auf Distanz zu gehen, während noch Wahlkampfbroschüren in Umlauf waren, auf denen sie beim Händedruck mit Putin bei einem Besuch im Kreml zu sehen war, und sie gerade noch eine „Verteidigungs-Allianz“ mit Moskau vorgeschlagen hatte. Eilig zahlte der RN einen 2014 abgeschlossenen Kredit mit einer russischen Bank vorzeitig zurück. Doch weiterhin kritisiert die RN-Frontfrau Waffenlieferungen für die Ukraine, gegen die auch die EU-Abgeordneten ihrer Partei regelmäßig votieren. Bei einer Debatte in der Nationalversammlung zur Unterstützung für das kriegsgebeutelte Land kritisierte sie das „Trugbild einer europäischen Verteidigung“.
Davon abgesehen bleibt sie diskret bei Kritik an Russland wie auch hinsichtlich der neuen US-Administration. Feierte Le Pen 2016 noch Donald Trumps Wahlsieg als „Befreiung“ des amerikanischen Volks, so erntete sie viel Spott für ihren Besuch Anfang 2017 im öffentlich zugänglichen Café des Trump-Towers in New York, offensichtlich beim vergeblichen Versuch, einen Termin zu ergattern. Während andere Vertreter der extremen Rechten wie die Ministerpräsidenten Italiens und Ungarns, Giorgia Meloni und Viktor Orbán, längst gute Kontakte zu Trump aufbauten und dessen Berater Elon Musk die deutsche AFD im Wahlkampf offensiv unterstütze, wird Le Pens RN ignoriert. Dabei vertritt die Partei inhaltlich dieselben Positionen. Grund dafür könnte die wirtschaftspolitische Ausrichtung mit Forderungen nach einem starken Staat sein. Auch warnte Le Pen lautstark vor den negativen Auswirkungen durch drohende US-Strafzölle auf französische Produkte.
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Besser nicht zu nah an Putin und Trump
Zu viel Annäherung an Trump wie auch an Putin wäre auch aus wahltaktischen Gründen ungeschickt. Fast zwei von drei Menschen in Frankreich unterstützen die Hilfe für die Ukraine, 73 Prozent sagen von den USA, sie seien kein Partner ihres Landes mehr. 86 Prozent haben ein schlechtes Bild von Putin, 80 Prozent von Trump. Auch spricht sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Entsendung französischer Truppen in die Ukraine nach Kriegsende aus, während Le Pen dies als „Wahnsinn“ bezeichnete. Höchstens ein Einsatz unter Uno-Mandat sei denkbar.
Zwar teilt ihre Kernwählerschaft diese Haltung, doch für einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2027 muss sie ihr Klientel vergrößern. Deshalb verfolgt sie eine Strategie der „Entteufelung“ des RN. Zu ihr passt es, dass Parteichef Jordan Bardella Ende Februar zwar zur CPAC-Konferenz, einem Treffen rechtspopulistischer Aktivisten in Washington, fuhr, seine geplante Rede aber absagte, nachdem Trumps Ex-Chefberater Steve Bannon einen Hitlergruß gezeigt hatte.
Hinsichtlich der aufkommenden Debatte um nukleare Teilhabe anderer EU-Länder zeigten sich Le Pen und Bardella ablehnend. „Unsere atomare Abschreckung zu teilen, würde ihre Abschaffung bedeuten“, sagte Le Pen, während der RN-Parteichef vor einem „nationalen Verrat“ warnte. Es gehe nicht um eine Abgabe der französischen Atomwaffen, erwiderte Präsident Emmanuel Macron. Schon Präsident Charles de Gaulle, auf den sich Le Pen gerne beruft, habe die „europäische Dimension“ des französischen Nuklearschirms vorgesehen. Das Thema sei zu ernst, um es „dilettantisch“ anzugehen. Bei einer von ihm organisierten Begegnung mit allen französischen Parteichefs habe Bardella gefehlt, weil er in Washington war, „um zu entdecken, dass Steve Bannon Nazigrüße macht, während Frau Le Pen, wie ich höre, im Urlaub weilte“, spottete Frankreichs Staatschef.