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BundesregierungVerleger Wolfram Weimer soll Staatsminister werden – Kritik von mehreren Seiten

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Wolfram Weimer

Wolfram Weimer

Viele Kreative kritisieren Weimers Nominierung als Staatsminister, lobend äußerte sich hingegen der frühere DW-Intendant Dieter Weirich.

Der konservative Publizist Wolfram Weimer soll Staatsminister für Kultur und Medien in der kommenden Bundesregierung werden. Wie die CDU mitteilte, soll der Medienunternehmer auf dem Posten der Grünen-Politikerin Claudia Roth nachfolgen. Die Behörde ist beim Bundeskanzleramt angesiedelt und hat einen jährlichen Haushalt von rund 2,2 Milliarden Euro.

Der 60-Jährige war einst der Gründer des Magazins „Cicero“. Später arbeitete er als Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“ und des Magazins „Focus“. Wolfram Weimer ist bisher neben seiner Ehefrau Christiane Goetz-Weimer Chef der nach ihm benannten Weimer Media Group. In diesem Verlag erscheinen unter anderem die Magazine „Business Punk“ und „The European“ sowie die Satirezeitschrift „Pardon“.

Verleger verlässt sein eigenes Medienhaus

Der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) hat Weimer am Montag mitgeteilt, dass er wegen der Nominierung als Staatsminister mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung der Weimer Media Group niederlege und die Verlagsgruppe verlasse. Alleinige Geschäftsführerin werde seine Frau Christiane Goetz-Weimer. Zu einer Nachfrage der Rundschau, wie er eventuelle Interessenkollisionen mit seinem künftigen Amt ausschließen wolle, äußerte sich Weimer bis zum Redaktionsschluss nicht.

Der frühere Intendant der Deutschen Welle (DW) und CDU-Politiker Dieter Weirich begrüßte im Gespräch mit dieser Zeitung die geplante Berufung Weimers: „Ich habe ihn als engagierten Konservativen kennengelernt“, erläuterte Weirich.

Ex-Intendant der Deutschen Welle begrüßt die Personalie

Er habe große Achtung vor dessen journalistischen Kompetenz. „Nach der bunt-grellen Dame der Grünen ist das eine wirklich gute Entscheidung“, meinte Weirich mit einem Seitenhieb auf Claudia Roth.

Im Internet wurde dagegen direkt nach Bekanntwerden der Personalie von Kreativen eine Petition unter dem Motto „Wolfram Weimer darf nicht Staatsminister für Kultur und Medien werden“ gestartet. Sie hatte innerhalb von wenigen Stunden mehr als 2.000 Unterzeichner. „Seine Verlagsprojekte stehen für wirtschaftsnahe, konservative Perspektiven, nicht für eine offene, diverse und kritische Kulturlandschaft“, schreiben die Erstunterzeichner des Aufrufs. Zudem sei Weimer bisher kaum als Kulturmensch in Erscheinung getreten. Wirklich bekannte Namen waren unter den Erstunterzeichnern nicht vertreten.

Kritik hagelte es auch von von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). „Sein Begriff von Kultur und sein Geschichtsverständnis weisen darauf hin, dass er der falsche Mann am falschen Platz ist“, kommentierte scharfzüngig ausgerechnet Herausgeber Jürgen Kaube, um dann noch nachzusetzen: „Um es gelinde zu sagen.“ Und das ARD-Magazin „Monitor“ postete bei Facebook einen Bildbeitrag, auf dem offensiv die Frage aufgeworfen wird: „Rechter Publizist für Kultur?“

Tatsächlich war die Mitteilung über die vorgesehene Berufung von Wolfram Weimer eine Überraschung. Zuvor waren Namen wie der des Berliner Kultursenators Joe Chialo oder der bisherigen kultur- und medienpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Christiane Schenderlein gehandelt worden. Während Chialo in der Bundesregierung wohl keine Rolle spielen wird, soll Schenderlein nun Staatsministerin für Sport und Ehrenamt werden.

Kulturrat äußert sich zurückhaltend

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, äußerte sich zur Personalie Weimer zurückhaltend: „Es wird spannend, welche Schwerpunkte der Publizist und Verleger Wolfram Weimer in der Kulturpolitik setzen wird.“ Der Koalitionsvertrag lasse viel Platz, weil dort wenig konkrete neue Vorhaben und Ziele genannt würden. Weimer müsse jetzt zeigen, dass er das Teamspiel mit anderen Mitgliedern der Bundesregierung und den Abgeordneten des Bundestages beherrsche.