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Trotz vermeintlicher EskalationsgefahrBiden will Ukraine wohl doch ATACMS-Raketen liefern – folgt Taurus?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Einheit der 8. US-Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab. Laut US-Medien könnte Washington dieses Waffensystem schon bald in die Ukraine liefern. (Archivbild)

Eine Einheit der 8. US-Armee feuert eine Artillerierakete vom Typ ATACMS ab. Laut US-Medien könnte Washington dieses Waffensystem schon bald in die Ukraine liefern. (Archivbild)

Die USA liefern laut einem Bericht nun doch ATACMS an Kiew. In Deutschland sorgt das für eine Retourkutsche unter Politikkolleginnen.

Bekommt die Ukraine ATACMS oder nicht? Um die mögliche Lieferung amerikanischer ATACMS-Raketen an die Ukraine ist Verwirrung entstanden. Zunächst hatte es aus Washington geheißen, die Raketen mit einer Reichweite von bis 300 Kilometern seien nicht Teil eines neuen US-Militärhilfepakets für die Ukraine. Am Freitag meldete „NBC News“ dann jedoch, dass US-Präsident Joe Biden dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mitgeteilt habe, dass die USA „eine kleine Anzahl“ der Raketen liefern werde.

USA liefern offenbar ATACMS an Ukraine: Kommen nun auch Taurus?

Der US-Sender bezieht sich dabei auf die Angaben von drei Regierungsmitarbeitern und einem Mitarbeiter des Kongresses, die mit der Debatte um die Lieferung der ATACMS-Raketen vertraut seien. Laut der „Washington Post“ könnte es sich um Varianten mit geringerer Reichweite handeln.

Die Ukraine bittet bereits seit Monaten um die Lieferung der Raketen, die den ukrainischen Streitkräften Angriffe auf Ziel hinter der russischen Grenze ermöglichen würden. Auch auf eine ähnliche Waffenlieferung aus Deutschland hofft man in Kiew: Bisher hat die Bundesregierung aber noch nicht entschieden, ob sie Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern wolle, die mit 500 Kilometern eine noch größere Reichweite haben.

ATACMS-Lieferung: Retourkutsche von Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Im Westen herrschen hinsichtlich der Reichweite derartiger Raketen Bedenken, da somit direkte Angriffe auf Ziele in Russland mit westlichen Waffen möglich wären. Der Druck auf Berlin dürfte in dieser Frage nun steigen. Bisher hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) stets darauf verwiesen, nur in Abstimmung mit Nato-Partnern liefern zu wollen.

Die nun offenbar anstehende US-Lieferungen sorgt bereits für erste Reaktionen in der politischen Arena. Nachdem Linken-Politikerin Sevim Dagdelen am Freitagmorgen die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann als „Kriegsbesoffene“ bezeichnet hatte, weil diese Polen für einen möglichen Stopp von Waffenlieferungen kritisiert hatte, folgte nun die Retourkutsche. „Küsschen in deinen Kremlkeller, Sevimchen“, schrieb Strack-Zimmermann mit Bezug auf die Nachricht aus den USA in Richtung Dagdelens im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter).

USA schnüren Militärhilfepaket im Wert von 325 Millionen US-Dollar

Zuvor hatte die USA Selenskyj bei seinem Besuch in der US-Hauptstadt Washington weitere Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland zugesagt. Die USA stellen dem angegriffenen Land zusätzliche Waffen und Ausrüstung im Wert von insgesamt 325 Millionen US-Dollar (305 Millionen Euro) bereit, wie die US-Regierung am Donnerstag ankündigte. Selenskyj reiste anschließend weiter zu einem Besuch im benachbarten Nato-Land Kanada, wo ein Treffen mit dem Regierungschef Justin Trudeau und eine Rede vor dem Parlament geplant war.

Das neue US-Paket enthält unter anderem Artilleriemunition und Geschosse zur Abwehr feindlicher Luftangriffe. International geächtete Streumunition, wie sie auch Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt hat, ist ebenfalls enthalten. Neu genehmigt wurden laut Pentagon-Angaben Waffen und Ausrüstung im Wert von 128 Millionen Dollar aus Beständen des US-Militärs.

US-Kampfpanzer sollen in der nächsten Woche in der Ukraine eintreffen

Hinzu kommen demnach Waffen und Ausrüstung im Wert von 197 Millionen US-Dollar, die bereits zuvor genehmigt worden waren. Seit Kriegsbeginn beläuft sich die Militärhilfe der Vereinigten Staaten für die Ukraine demnach auf 43,9 Milliarden Dollar.

US-Präsident Joe Biden kündigte während Selenskyjs Besuch an, dass die ersten von den USA zugesagten Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams in der kommenden Woche geliefert würden. Die US-Regierung hatte im Januar zugesagt, der Ukraine 31 Abrams-Panzer zu liefern.

Selenskyj dankt für Unterstützung: „Genau das, was unsere Soldaten jetzt brauchen“

Selenskyj betonte in Washington seine Dankbarkeit für die Unterstützung der USA an „allen 575 Tagen“ des Krieges. Die neuen Militärhilfen seien „genau das, was unsere Soldaten jetzt brauchen“, sagte er nach dem Treffen mit Biden und diversen Kabinettsmitgliedern im Weißen Haus.

Amerika helfe auch dabei, die ukrainische Flugabwehr zu stärken und neue Angriffe auf sein Land zu verhindern. Zu der möglichen Lieferung von ATACMS-Raketen, die „NBC News“ nun berichtet, liegt bisher keine ukrainische Stellungnahme vor. (das/dpa)