Erstmals habe Russland eine Interkontinentalrakete eingesetzt, heißt es aus Kiew. Derartige Raketen können nukleare Gefechtsköpfe tragen.
Nach Einsatz von westlichen RaketenUkraine meldet erstmals Angriff mit russischer Interkontinentalrakete
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben aus der Ukraine erstmals seit Kriegsbeginn eine Interkontinentalrakete eingesetzt. Die Rakete sei aus der russischen Region Astrachan am Kaspischen Meer gestartet worden und mit einem konventionellen Sprengkopf bestückt gewesen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.
Angaben zu Verlusten oder Schäden machten die ukrainischen Behörden zunächst nicht. Interkontinentalraketen haben eine Reichweite von mehreren tausend Kilometern und können sowohl mit konventionellen als auch mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden.
Ukraine: Russland greift erstmals mit Interkontinentalrakete an
Russland hat mehrere Interkontinentalraketen im Arsenal, darunter „Yars“, „Topol“ und „Sarmat“. Bei dem jetzigen Angriff auf die Ukraine soll jedoch eine Rakete des Typs „Rubesch“ zum Einsatz gekommen sein, heißt es in ukrainischen Medien. Zu der Rakete sind nur wenige Details bekannt, sie soll eine Reichweite von rund 6.000 Kilometern haben. Auch ein Startgewicht von 40 bis 50 Tonnen wird angenommen, hieß es weiter.
Die Sprengwirkung solcher mit konventionellen Sprengköpfen bestückten Interkontinentalraketen sei „nicht wesentlich unterschiedlich zu seit langem eingesetzten Marschflugkörpern oder ballistischen Raketen“, erklärte der Sicherheitsexperte Nico Lange am Donnerstag auf der Plattform X.
In der Ukraine war am frühen Morgen landesweit Luftangriffs- und Raketenalarm ausgelöst worden. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei eine russische Hyperschallrakete vom Typ „Kinschal“ eingeschlagen, berichtete die Agentur Ukrinform. Die Rakete war demnach von einem Mig-31-Kampfjet abgefeuert worden.
Angriff mit Hyperschallrakete „Kinschal“ und Marschflugkörpern
Nach Angaben von Militärgouverneur Serhij Lyssak wurde ein Industriebetrieb in der Gebietshauptstadt Dnipro getroffen, zwei Feuer seien in der Stadt ausgebrochen. Der Bürgermeister von Dnipro, Borys Filatow, schrieb, dass auch ein Zentrum für Menschen mit Behinderungen beschädigt wurde.
Neben der Hyperschallrakete „Kinschal“ soll auch sieben mit Tarnkappentechnik versehene Marschflugkörper des Typs Ch-101 von Russland eingesetzt worden sein. Diese seien von strategischen Bombern des Typs Tu-95 in der Nähe der Stadt Engels in der südrussischen Region Saratow abgefeuert worden.
Einsatz von Interkontinentalrakete folgt auf Angriff mit US-Raketen
Sechs der Ch-101-Marschflugkörper seien von der ukrainischen Luftwaffe abgefangen worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. „Bei den übrigen Raketen gab es keine wesentlichen Folgen“, heißt es in der Mitteilung der Flugabwehr. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Der Bericht über den erstmaligen Einsatz einer Interkontinentalrakete durch die russischen Streitkräfte folgt auf die ersten ukrainischen Angriffe auf Ziele im russischen Kernland mit westlichen Raketen. Die Ukraine hatte zu Wochenbeginn die Freigabe dafür von ihren westlichen Partnern erhalten und schnell von der Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Moskau will zwei „Storm Shadow“-abgeschossen haben
Zunächst attackierte Kiew ein Munitionsdepot in der Grenzregion Brjansk, dann folgte ein massiver Angriff mit britischen „Storm Shadow“-Marschflugkörpern auf eine Kommunikationszentrale in der Region Kursk. Moskau hatte in der Folge eine „entsprechende Antwort“ seitens Russland angekündigt. Erneut drohten Kreml-Vertreter in den letzten Tagen mit einer „Eskalation“ und möglichen russischen Atomschlägen.
Das Verteidigungsministerium in Moskau äußerte sich zunächst nicht zu dem Einsatz einer Interkontinentalrakete. Stattdessen teilte der Kreml mit, die russische Luftverteidigung habe in den letzten 24 Stunden zwei britische „Storm Shadow“-Marschflugkörper und sechs amerikanische HIMARS-Raketen abgeschossen. Wo die Abschüsse erfolgt sein sollen, erläuterte Moskau nicht.
Von dem Angriff mit „Storm Shadow“ am Mittwoch kursierten in den sozialen Netzwerken unterdessen Bilder, die zeigen, wie die Raketen ohne jegliche Gegenwehr in Gebäude einschlagen sein sollen, überprüfen lassen sich die Aufnahmen derzeit nicht. (mit dpa)