Andrej Mordwitschew wurde von Wladimir Putin zum Generaloberst befördert – frühere Aussagen des Militärs lassen aufhorchen.
Krieg werde „nicht aufhören“Russischer General erklärt, Ukraine sei „nur der Anfang“ – und wird von Putin befördert
Kremlchef Wladimir Putin hat mehrere Kommandeure seiner Truppen im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine befördert. Besonders hervor sticht dabei die Personalie Andrej Mordwitschew, den der russische Präsident in der letzten Woche in den Rang eines Generalobersts erhoben hat. Der hochrangige russische Militär ist Kommandeur der Truppengruppe „Mitte“ der russischen Streitkräfte in der Ukraine.
Mordwitschew machte zuletzt aber vor allem mit einem Interview von sich reden, das er bereits Ende Juli dem russischen Staatsfernsehen gegeben hatte, und das mit seiner Beförderung nun große Aufmerksamkeit erhalten hat.
Russischer Kommandeur sieht in Ukraine-Krieg nur den „Anfang“ – und wird von Putin befördert
Mordwitschew sprach in dem mittlerweile vielfach in sozialen Netzwerken geteilten Gespräch mit dem staatlich kontrollierten TV-Sender Россия-1 über die mögliche Dauer des Krieges in der Ukraine – und gab dabei einen Einblick in die langfristigen Pläne des Kremls.
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Es werde noch „viel Zeit“ im Kampf gegen die Ukraine vergehen, erklärte Mordwitschew zunächst. Einen „bestimmten Zeitraum“ zu definieren, sei derzeit „sinnlos“, führte der hochrangige russische Militär aus – und fügte schließlich an: „Wenn wir über Osteuropa sprechen, was wir tun müssen, dann wird es natürlich länger dauern.“
„Wenn wir über Osteuropa sprechen, dann wird es natürlich länger dauern“
Der Reporter des Staatsfernsehens hakte nach: „Ist die Ukraine nur ein Sprungbrett?“, wollte er vom nunmehrigen Generaloberst wissen. „Ja, absolut. Es ist nur der Anfang“, antwortete Mordwitschew. Der Krieg werde in der Ukraine „nicht aufhören“, führte Mordwitschew aus.
Die Worte des Generalobersts sind von seltener Offenheit – und können als klares Signal gedeutet werden, dass es Russland um mehr als nur die Ukraine geht. Drohungen gab es seit Kriegsbeginn aus Moskau auch immer wieder in Richtung des Baltikums.
US-Anaylsten: Generaloberst Mordwitschew genießt „Gunst“ von Wladimir Putin
Ähnlich wie die Ukraine gehörten Litauen, Lettland und Estland einst zur Sowjetunion, haben sich nach deren Zerfall jedoch westlich orientiert. Alle drei Staaten sind mittlerweile – im Gegensatz zur Ukraine – Nato-Mitglieder.
Wladimir Putin begründete die Beförderung Mordwitschews unterdessen nicht. Militärisch betrachtet, sei der Schritt „nicht außergewöhnlich“ heißt es dazu beim US-Institut für Kriegsstudien. Dabei gehe es vermutlich nicht darum, „besondere Leistungen auf dem Schlachtfeld zu belohnen“, schreiben die Analysten in einem der täglichen Lageberichte des Thinktanks. Putin wolle so eher „Loyalität und Gehorsam“ auszeichnen.
Allerdings habe der Kremlchef Mordwitschew zuvor bereits „öffentlich gelobt“, für die US-Analysten ein klares Zeichen, dass der Kommandeur „mehr von Putins Gunst genießt als andere Militärkommandeure“. Die Aussagen Mordwitschews ließ der Kreml unterdessen unkommentiert.
Warnungen aus Polen: „Putin wird in der Ukraine nicht Halt machen“
Insbesondere Polen hat seit Kriegsbeginn mehrfach davor gewarnt, dass der Angriff auf die Ukraine nur der „Anfang“ von Putins Plänen sei. „Putin wird in der Ukraine nicht Halt machen, da bin ich mir absolut sicher“, hatte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki bereits im April bei einem Besuch in Washington erklärt.
In der letzten Woche warnte schließlich auch der polnische Oberbefehlshaber, General Rajmund Andrzejczak, vor Russlands Plänen und forderte eine entschlossenere Reaktion der Nato. Der polnische Befehlshaber verwies dabei auf die in Polens Nachbarland stationierten Söldner der Wagner-Gruppe und die von Russland nach Belarus verlegten Nuklearwaffen, die für Polen eine direkte Bedrohung darstellten.
Polnischer Oberbefehlshaber: Nato steht „unbewaffnet im Hawaiihemd“ da
Die Nato müsse angesichts dieser Vorgänge „proaktiver und stärker“ auf Russland reagieren, forderte Andrzejczak im Gespräch mit der britischen Zeitung „The Guardian“.
Während Russland kein Geheimnis daraus mache, dass es „Atomwaffen nach Belarus“ verlegt, die „russischen Gangster“ also „die Waffen auf den Tisch“ legen würden, stehe der Westen „unbewaffnet im Hawaiihemd“ da, erklärte Andrzejczak und forderte mehr Abschreckungsmaßnahmen des nordatlantischen Militärbündnisses.