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Türkischer PräsidentErdogans wichtigster Berater stammt aus NRW

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Loyal: Akif Cagatay Kilic.

Loyal: Akif Cagatay Kilic.

Akif Cagatay Kilic ist vor allem eines: loyal. Der in Siegen geborene Kilic ist zur Schlüsselfigur in der türkischen Führung aufgerückt.

Seit 20 Jahren dient Akif Cagatay Kilic dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der ihn nach seinem jüngsten Wahlsieg im Mai zu seinem außenpolitischen Chefberater ernannte. Der in Siegen geborene Kilic ist damit zur Schlüsselfigur in der türkischen Führung aufgerückt.

An diesem Donnerstag steht Kilic vor seiner ersten großen Aufgabe im neuen Amt: Zusammen mit Außenminister Hakan Fidan und Geheimdienstchef Ibrahim Kalin soll er bei Gesprächen am Nato-Sitz in Brüssel versuchen, den Streit um den Beitrittsantrag von Schweden noch vor dem Gipfeltreffen der Allianz in der kommenden Woche beizulegen.

Der heute 47-jährige Kilic wurde in Siegen als Sohn eines Arztes aus der Schwarzmeer-Stadt Samsun geboren. Weil er die ersten zehn Jahre seines Lebens in Nordrhein-Westfalen verbrachte, spricht Kilic bis heute sehr gutes Deutsch. Mit seiner Familie zog er allerdings bereits in den 1980er-Jahren wieder zurück in die Türkei.

Kilics regionale Herkunft verbindet ihn mit Erdogan, dessen Familie aus Rize am Schwarzen Meer stammt. Der Vater Sinan Kilic arbeitete in Istanbul als Leibarzt von Erdogan, als dieser von 1994 bis 1998 Oberbürgermeister der Bosporus-Metropole war. Der junge Kilic ging nach dem Abitur nach Großbritannien, wo er Politik und Wirtschaft studierte und anschließend für den türkischen Konzern Sabanci arbeitete.

Steiler Aufstieg

Kilics politische Karriere begann 2003, dem Jahr von Erdogans Machtantritt als türkischer Ministerpräsident. Kilic wurde Berater im Ministerpräsidentenamt und stieg zum stellvertretenden Büroleiter des Regierungschefs auf. Während Erdogans Amtszeit als Premier gehörte Kilic zu dessen Stab und diente ihm bei Auslandsreisen als Dolmetscher: Erdogan verlässt sich lieber auf loyale Berater als auf professionelle Übersetzer. Auch Geheimdienstchef Kalin, Kilics Vorgänger als Chefberater, und Außenminister Fidan, Kalins Vorgänger als Geheimdienstchef, gehören seit Jahren zum engsten Kreis um den Präsidenten.

Vor zehn Jahren übernahm Kilic das türkische Jugend- und Sportministerium, bevor er 2018 als Parlamentsabgeordneter zum stellvertretenden Vorsitzenden der Parlamentarischen Versammlung des Europarats gewählt wurde. Deutsche Außenpolitiker kennen Kilic aus dieser Zeit, denn er leitete zudem die Türkisch-Deutsche Parlamentariergruppe und den Auswärtigen Ausschuss im türkischen Parlament.

Ärger um Interview

Kurz nach dem Putschversuch gegen Erdogan im Jahr 2016 geriet Kilic dann mit der Deutschen Welle aneinander. Ein Interview des Publizisten Michel Friedman mit ihm endete im Streit. Nach Angaben der Deutschen Welle konfiszierte Kilics Ministerium die Aufnahmen des Interviews. Das Ministerium erklärte dagegen, der Sender habe sich bereit erklärt, das Gespräch nicht auszustrahlen, und die Aufnahmen deshalb übergeben. Das Interview wurde nie gesendet.

Öffentliche Kontroversen sind bei Kilic allerdings selten: Er wirkt eher im Hintergrund. Schon in seiner Zeit als Chef des Auswärtigen Ausschusses im türkischen Parlament war der schwedische Nato-Beitrittsantrag ein wichtiges Thema für den heutigen Chefberater. Bei einem Treffen mit dem schwedischen Außenminister Tobias Billström im Dezember sagte Kilic, Meinungsverschiedenheiten sollten „mit Diplomatie und beiderseitigem guten Willen beigelegt werden“.

Die Zeit für eine solche einvernehmliche Lösung wird aber knapp. Fünf Tage vor dem Nato-Gipfel von Vilnius nächste Woche setzt sich Kilic am Donnerstag in Brüssel mit hochrangigen Vertretern aus Schweden und Finnland an einen Tisch. Die Türkei hatte voriges Jahr mit den zwei Nordländern einen Weg verabredet, um die Vorbehalte gegen ihre Nato-Bewerbungen aus der Welt zu schaffen. Inzwischen hat die Türkei zwar dem Beitritt von Finnland zugestimmt, nicht aber dem von Schweden. Wie das Gespräch in Brüssel auch ausgehen mag: Kilic wird Erdogans Linie vertreten.