Strenge Hygiene-Auflagen in GrundschulenKlassen im Unterricht strikt getrennt
- Kurz vor den Ferien sollen nun doch alle Grundschüler unterrichtet werden – unter strengen Hygiene-Auflagen.
- Die Kinder müssen permanent in ihren Lerngruppen bleiben.
- Wie der neue Alltag ab Montag aussehen soll.
Düsseldorf – Zwei Wochen vor den Sommerferien fahren die Grundschulen ihren Betrieb wieder hoch: Ab Montag sollen die rund 600.000 Grundschüler in NRW zumindest annähernd wieder normal unterrichtet werden. 80 Prozent der Lehrer haben sich zum Dienst gemeldet. Noch vor wenigen Tagen waren Schüler, Eltern und Lehrer davon ausgegangen, dass der Betrieb erst mit Beginn des neuen Schuljahres nach den Sommerferien wieder anlaufen würde – die Entscheidung des Landes kam für viele überraschend.
Die Verunsicherung ist gerade bei den Eltern groß. Eine Schulpflegschaftsvorsitzende aus Düsseldorf sagte Anf ang dieser Woche: „Die Eltern wollen sich bei einem Neubeginn sicher fühlen. Viele sind irritiert, dass bislang wichtige Regeln plötzlich nicht mehr gelten.“ Viele machen sich Sorgen um den Infektionsschutz in den Schulen und haben Angst um die Gesundheit ihrer Kinder. Lehrer und Schulleiter müssen jetzt kurzfristig umorganisieren und individuelle Hygienekonzepte erarbeiten. Das sorgt in den letzten Tagen vor dem Schul-Start mancherorts für Chaos, die Herausforderungen sind groß.
Eine der wichtigsten Regeln, an die sich Schüler und Lehrer ab Montag halten müssen: die strikte Trennung der einzelnen Schulklassen. Innerhalb der konstanten Lerngruppen müssen die Schüler nicht mehr auf 1,5 Meter Abstand achten. Wenn die Schüler unter sich bleiben, müssen die Klassenräume nicht umgebaut werden. Nach Angaben des NRW-Schulministeriums hat sich das Konzept bereits in anderen Ländern bewährt: So könnten Gesundheitsbehörden Infektionsketten effektiv zurückverfolgen.
Zwei Millionen Euro für Schutzmasken
Masken: Das Land stellt kommunalen Schulträgern rund 2,2 Millionen Euro zur Verfügung, um Lehrer mit Masken auszustatten.
Versorgung: Das Ministerium für Schule und Bildung hat Schulen und deren Trägern Unterstützung zugesagt: Bei Materialengpässen will die Behörde auf sichere Bezugsquellen zurückgreifen.
Die Landeselternkonferenz NRW kritisiert das Konzept und befürchtet Ansteckungen. „Dann beginnen die Sommerferien für viele Familien erst einmal mit einer zweiwöchigen Quarantäne“, sagte die Vorsitzende Anke Staar.
Morgens direkt in die Klassen
Die Trennung der Klassen soll sich ab dem 15. Juni durch den gesamten Grundschulalltag ziehen. Sie gilt also auch für Pausen. Gero Müllers, Leiter einer Grundschule mit zwei Standorten in Jüchen, erklärt, wie das in der Praxis genau funktionieren soll. Die Start-Zeiten für die Schüler morgens zu takten, ist in Jüchen nicht ohne Weiteres möglich, weil viele Schüler mit dem Bus kommen, der nur zu festen Zeiten fährt. „Also haben wir uns entschieden, mit allen gleichzeitig zu starten. Allerdings versammeln sich unsere Schüler nicht morgens auf dem Schulhof, sondern gehen direkt in ihre Klassen“, sagt Müllers. Mitarbeiter aus dem Offenen Ganztag würden darauf achten, dass sich keine Gr uppen bilden.
Gestaffelt werden hingegen Pausenzeiten: So soll sichergestellt werden, dass Schüler keinen Kontakt zu Kindern aus anderen Klassen haben. Sogar dann, wenn ein Kind während des Unterrichts auf Toilette gehen möchte, sollen die Lehrer sicherstellen, dass nicht zeitgleich ein Kind aus einer anderen Klasse das WC benutzt. An Müllers’ Lindenschule in Jüchen sollen die 265 Kinder zudem nur von den Klassenlehrern unterrichtet werden, die bei ihren Schülern bleiben.
Neue Vorgaben für die Offenen Ganztagsschulen
Was für den Vormittag gilt, gilt seit Freitag nicht mehr für die Nachmittagsbetreuung. Das Schulministerium hat seine Vorgaben für die Offene Ganztagsschule (OGS) konkretisiert. In der Nachmittagsbetreuung müssen die Kinder nun doch nicht in derselben Gruppe bleiben wie im Klassenverband. Diese Schüler hätten dann einfach täglich zwei konstante Bezugsgruppen – die Klasse am Vormittag und die Gruppe in der OGS.
In einigen NRW-Städt en ist die Nachfrage nach der Ganztagsbetreuung allerdings gering. In Jüchen beispielsweise sind laut Schulleiter Gero Müllers gerade einmal 15 Kinder für den Offenen Ganztag angemeldet worden. Vielerorts stellt die Essensausgabe die Schulen vor Herausforderungen. Um Klassen nicht zu mischen, erwägen Schulen in Leverkusen nach Auskunft der Stadtverwaltung, in den Klassenräumen zu essen – oder nacheinander in der jeweiligen Mensa.
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Für den Start des Regelbetriebs müssen an den NRW-Grundschulenn weitere Regeln beachtet werden. Außerhalb der Klassenräume müssen Schüler beispielsweise einen Mund-Nasen-Schutz tragen – etwa auf Fluren oder auf dem Weg zur Toilette. Dort gilt auch die 1,5-Meter-Abstandsregel.
Viele Schulträger stellen Desinfektionsmittel bereit, darunter auch Tücher und Einmal-Handschuhe. Die Stadt Düsseldorf teilte auf Anfrage mit, den Vorrat in den Schulen noch einmal aufgestockt zu haben. Einige Grundschulen haben eine Händewasch- und Desinfektionspflicht vor dem Start des Unterrichts eingeführt und den Kindern erklärt, wie sie sich gründlich die Hände waschen. Zudem wollen die Schulen am Ende des Tages Tische und Stühle zusätzlich zur normalen Reinigung desinfizieren. Zum Schutz vor Infektionen haben einige Schulen bereits angekündigt, zusätzlich die Klassenräume gut zu belüften. Um Infektionsketten nachverfolgen zu können, müssen zudem alle Kontaktpersonen dokumentiert werden – etwa mit Hilfe des Klassenbuchs.