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Sipri-BerichtDer Westen wird zur Waffenschmiede der Welt

Lesezeit 4 Minuten
Lockheed Martin F-35 Tarnkappen Mehrzweck Kampfjet der USA ist bei der Raumfahrtausstellung (ILA) ausgestellt.

Lockheed Martin F-35 Tarnkappen Mehrzweck Kampfjet der USA ist bei der Raumfahrtausstellung (ILA) ausgestellt. Die Rüstungsimporte in Europa haben sich in den vergangenen fünf Jahren beinahe verdoppelt.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat enormen Einfluss auf den internationalen Rüstungsmarkt. Während Europa aufrüstet, verliert Russland seine frühere globale Position.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den globalen Rüstungsmarkt stark verändert: Allein Europas Waffenimporte haben sich über fünf Jahre berechnet beinahe verdoppelt. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag veröffentlichte. Demnach hat in Europa die Einfuhr von Rüstungsgütern wie Kampfflugzeuge, Panzer und U-Boote im Zeitraum von 2019 bis 2023 um etwa 94 Prozent im Vergleich zu 2014 bis 2018 zugelegt. Größter Importeur in Europa war dabei die Ukraine – mit 23 Prozent der gesamten Waffeneinfuhren der Region. Deutschland gehörte noch immer zu den Top-fünf-Exportländern weltweit.

„Russland wird auch in Zukunft eine massive Bedrohung darstellen. Daher können wir definitiv davon ausgehen, dass die europäischen Länder weiterhin neue Aufträge erteilen und die beträchtlichen Mengen an Waffen geliefert bekommen werden, die sie bereits in den vergangenen Jahren bestellt haben“, sagte Sipri-Forscher Pieter Wezeman. „Es ist also zu erwarten, dass das Niveau der Lieferungen und der Waffenimporte durch die europäischen Länder auch in den kommenden Jahren weiter steigen wird“.

Insgesamt war der globale Waffentransfer aller Staaten im Vergleich leicht um 3,3 Prozent gefallen.   Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gehört Russland nicht mehr zu den beiden größten Waffenlieferanten. Während die USA an der Spitze ihre Waffenexporte um weitere 17 Prozent erhöhte, nahmen die Lieferungen aus Russland um mehr als die Hälfte (53 Prozent) ab. Damit rutschte das bisher stabil zweitplatzierte Russland knapp hinter Frankreich, das sein Exportvolumen um 47 Prozent erhöhte.

Moskaus Bedeutungsverlust

„Ich denke, eine der größten Überraschungen ist immer noch, dass der Rückgang der russischen Waffenverkäufe noch schneller war als erwartet“, sagte Wezeman zu der Entwicklung. Dies sei jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn es stünden noch einige Geschäfte Russlands bevor – sofern es diese rechtzeitig erfüllen oder die Rüstungsgüter überhaupt produzieren könne. Dennoch: „Es ist schon bemerkenswert zu sehen, dass Russland so tief und so schnell gefallen ist, und das wiederum führt zu der dominierenden Rolle des Westens bei der Bewaffnung der Welt“, so der Experte.

Während Russland 2019 wichtige Waffen in 31 Staaten exportierte, waren es im vergangenen Jahr nur noch zwölf. Mit 11 Prozent am weltweiten Exportvolumen rangiert Russland damit auf Platz drei hinter Frankreich – mit zehn Prozentpunkten weniger als im vorherigen Vergleichszeitraum. Die drei größten Abnehmer russischer Waffen sind dabei Indien, China und Ägypten. Die USA blieben unangefochten auf Platz eins der Exporteure: Im Zeitraum 2019 bis 2023 belieferten sie 107 Staaten. Das sind mehr als in jedem anderen Fünfjahreszeitraum zuvor und weit mehr als jeder andere Waffenexporteur. Ganze 42 Prozent der weltweiten Waffenlieferungen gehen auf den Großlieferanten zurück – ein globaler Anstieg um 8 Prozentpunkte zum vorherigen Vergleichszeitraum. Gefolgt von Frankreich, Russland, China und Deutschland auf dem fünften Platz der weltweiten Waffenlieferanten – alle zusammen machten etwa 75 Prozent der gesamten Waffenexporte aus.

Mindestens 30 Staaten lieferten der Ukraine nach der russischen Invasion im Februar 2022 große Mengen an Rüstungsgütern, meist in Form von Militärhilfe. Die Ukraine war im Jahr 2023 folglich der mit Abstand größte Waffenimporteur der Welt. Die USA lieferten 39 Prozent der ukrainischen Waffenimporte, gefolgt von Deutschland (14 Prozent) und Polen (13 Prozent). Mit Blick auf den gesamten Zeitraum 2019 bis 2023 landeten die Ukrainer auf Platz vier der weltweiten Waffenimporteure, gleich hinter Indien, Saudi-Arabien und Katar.

Die Sipri-Daten beziehen sich auf das Volumen der Waffenlieferungen, nicht auf deren finanziellen Wert. Da das Volumen von Jahr zu Jahr je nach Auftragslage stark schwanken kann, legt das unabhängige Institut den Fokus eigentlich auf Fünfjahreszeiträume statt auf Einzeljahre. Bei der Ukraine machten sie kriegsbedingt jedoch eine Ausnahme.

Weiter gehört Deutschland zu den „Big Five“ der Waffenindustrie. In dem Fünfjahreszeitraum sanken die deutschen Rüstungsexporte aber um 14 Prozent im Vergleich zu 2014 bis 2018. Der Anteil der deutschen Waffenexporte machte 5,6 Prozent des weltweiten Gesamtvolumens aus.

Für Israel gehörte Deutschland mit 30 Prozent der Waffenimporte des Landes hinter den USA (69 Prozent) zu den größten Lieferanten. Auch für die Ukraine zählt Deutschland zu den zwei größten Herkunftsländern ihrer Waffenimporte. „Normalerweise sprechen wir nicht über den Jahresvergleich, aber es ist bemerkenswert zu sehen, dass insbesondere im letzten Jahr die deutschen Waffenexporte einen jährlichen Höchststand erreicht haben, der deutlich über dem der Vorjahre liegt“, sagte Forscher Wezeman. Das könne darauf hindeuten, dass die deutschen Waffenexporte auch in den kommenden Jahren weiter steigen werden. (dpa)