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Fehler liegt Monate zurückSo kam der „Atlantic“-Journalist in die Chatgruppe der US-Regierung

Lesezeit 3 Minuten
Sicherheitsberater Mike Waltz im Gespräch mit Verteidigungsminister Pete Hegseth: Auch sie waren in der Signal-Gruppe, in der Infos zu einem Militärschlag im Jemen besprochen wurden. (Archivbild)

Sicherheitsberater Mike Waltz im Gespräch mit Verteidigungsminister Pete Hegseth: Auch sie waren in der Signal-Gruppe, in der Infos zu einem Militärschlag im Jemen besprochen wurden. (Archivbild)

Wieso konnte ein Journalist vertrauliche Chats des Weißen Hauses lesen? Ein Bericht liefert jetzt eine Erklärung.

Die Posse um die Sicherheitspanne im Weißen Haus geht weiter: Nachdem der Chefredakteur des „Atlantic“-Magazins in einem Gruppenchat ranghoher US-Regierungsvertreter Angriffspläne auf die Huthi-Miliz im Jemen mitlesen konnte, rekonstruiert nun ein Bericht, wie Jeffrey Goldberg überhaupt in die Chatgruppe auf der App Signal kam.

Die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet jetzt über neue Erkenntnisse. Sowohl die interne Aufsicht des Pentagons als auch das Weiße Haus hatten angekündigt, den Skandal untersuchen zu lassen. Auch Tech-Milliardär und Trump-Berauter Elon Musk wollte man involvieren. Zudem ist durch eine Klage Bundesrichter James Boasberg auf den Fall angesetzt worden.

Als die „unwahrscheinliche Reihe von Ereignissen“ begann

Laut den Informationen des „Guardian“ liegt der Ursprung Monate zurück. Dort heißt es, die „unwahrscheinliche Reihe von Ereignissen“ habe begonnen, als Journalist Goldberg im Oktober 2024 eine Anfrage an Trumps Wahlkampfteam geschickt habe. Bei ihren Recherchen beruft sich die britische Zeitung auf die Untersuchung des Weißen Hauses. 

27.03.2025, USA, New Orleans: Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von The Atlantic, spricht während eines Interviews auf dem New Orleans Book Festival an der Tulane University in New Orleans. Foto: Brett Duke/The Advocate via AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von The Atlantic, gelang zufällig ein journalistischer Scoop. (Archivbild)

Goldberg habe damals in einer E-Mail um eine Stellungnahme des damaligen Präsidentschaftskandidaten gebeten. Bei der Anfrage sei es um seine Haltung gegenüber verwundeten Soldaten gegangen. Weil der Anführer der „MAGA“-Bewegung bei der Geschichte gut wegkommen sollte, habe das Team den damaligen Abgeordneten und Sicherheitsexperten Mike Waltz um Hilfe gebeten. Zur dieser Zeit war Trumps Sprecher Brian Hughes.

Eine besondere Funktion des iPhones soll Schuld sein

Wie der „Guardian“ schreibt, leitet Hughes die E-Mail mit der Bitte um Hilfe an Waltz weiter, und zwar inklusive Goldbergs Signatur. Darin steht auch seine Telefonnummer. Waltz ruft Goldberg zwar nie an, aber speichert die Nummer ab – versehentlich wohl unter dem Namen von Brian Hughes. Als Grund dafür soll eine Funktion des iPhones verantwortlich sein, bei der das Smartphone vorschlägt, eine unbekannte Nummer zu einem bestehenden Kontakt hinzufügen.

Der Fehler sollte monatelang nicht auffallen, auch nicht Jeffrey Goldberg. Der Chefredakteur von „The Atlantic“ weiß nach eigenen Angaben selbst nicht, wie er in den Chat „Houthi PC Small Group“ gelangt – doch als er liest, was die Regierung dort bespricht, ist ihm schnell klar, wie brisant die Informationen zu dem Angriff im Jemen sind.

Trumps Kabinett spielt den Skandal herunter

Das Trump-Kabinett spielt den Fall seit der Veröffentlichung des „Atlantic“ herunter. So sagte der US-Präsident, das alles sei keine große Sache. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt erklärte wiederholt, es seien keine geheimen Informationen ausgetauscht worden, und Verteidigungsminister Pete Hegseth behauptete, niemand habe Kriegspläne verschickt. Gegen ihn kündigte allerdings das Pentagon eine Untersuchung an.

Veranwortung für den Skandal hatte vor Kurzem der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz aus Trumps Team übernommen, wenngleich er immer noch betont, nie mit Goldberg gesprochen zu haben. Goldberg sagte auf Anfrage des „Guardian“ nur: „Ich werde meine Beziehung zu Mike Waltz nicht kommentieren, außer zu sagen, dass ich ihn kenne und mit ihm gesprochen habe.“

Mit der Wahl des US-Präsidenten war Brian Hughes vom Sprecher Trumps zum Sprecher des nationalen Sicherheitsrats aufgestiegen, während Waltz vom Abgeordneten zum nationalen Sicherheitsberater wurde. Nicht nur die Opposition forderte nach Bekanntwerden des Signal-Skandals Konsequenzen – aber Vizepräsident J.D. Vance schloss Entlassungen aus.