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Schwer an Covid-19 erkranktDas Rätsel um die Frage, wer Berlusconi ansteckte

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Das San Raffaele Krankenhaus in Mailand, in dem Silvio Berlusoni behandelt wird.

  1. Der Multimillionär, der immer noch mitmischt im römischen Politikbetrieb, hatte sich aus Sorge vor einer Ansteckung regelmäßig testen lassen.
  2. Dennoch mangelte es in seiner Luxus-Villa nicht an Besuch, es soll sogar eine Party gegeben haben.
  3. Nun steht die Frage: Bei wem hat sich Berlusconi eigentlich angesteckt?

Rom – Der Ex-Ministerpräsident liegt seit einer Woche mit Corona und beidseitiger Lungenentzündung im KrankenhausEs wirkte wie eine Flucht. Aus Mailand und der Lombardei drangen Ende Februar die Schreckensnachrichten beinahe im Stundentakt. Die Regierung in Rom hatte den Ausnahmezustand verhängt und die ersten roten Zonen im Norden des Landes eingerichtet. Da vernahm das geschockte Italien eine nur allzu bekannte Stimme aus Südfrankreich. Von Silvio Berlusconi, dem viermaligen Ministerpräsidenten, Medienmagnaten und umstrittenen Zampano der italienischen Politik.

Er sei nie so stolz gewesen Italiener zu sein wie jetzt in der Not, ließ der 83-Jährige wissen. „Gott möge uns helfen“, sagte er und spendete großzügig zehn Millionen Euro für das Notkrankenhaus, das für die vielen Corona-Kranken damals in Mailand gebaut werden sollte. Längst hatte Berlusconi sich da aus seiner Villa in Arcore bei Mailand in das Anwesen seiner Tochter bei Nizza abgeseilt.

Dann nahm Corona mit bislang über 280.000 Ansteckungen und mehr als 35.000 Toten in Italien seinen Lauf. Den Sommer über blieben die Neuansteckungen niedrig, bis das Land im August vom Abstand offenbar die Nase voll hatte, die Zahlen stiegen an. Die Menschen, insbesondere die Jugend, mischte sich wieder munter. Berlusconi war im Sommer aus Südfrankreich in seine Luxus-Villa auf Sardinien übergesiedelt und genoss dort das Leben. Bis vor einer Woche der Corriere della Sera auf Seite 1 titelte „Berlusconi positiv: mir geht es gut“.

Viele Freunde in seiner prachtvollen Villa

Der Multimillionär, der immer noch mitmischt im römischen Politikbetrieb, hatte sich aus Sorge vor einer Ansteckung regelmäßig testen lassen. Offenbar mangelte es wie immer auch nicht an Besuch in der prachtvollen Villa Certosa. Freunde, Parteigenossen, Familienmitglieder gaben sich die Klinke in die Hand. Am 14. August soll gar eine Party gestiegen sein.

Nach mehreren negativen Ergebnissen folgte am 2. September ein Rachenabstrich mit dem positiven Resultat. Zunächst beschwichtigte der Betroffene selbst, es gehe ihm ausgezeichnet, Symptome habe er nicht. Das passte zum Bild des unbesiegbaren Erfolgsmenschen, das Berlusconi gerne selbst von sich zeichnet. Zwei Tage später riet Berlusconis Leibarzt Alberto Zangrillo doch zur Einlieferung ins Krankenhaus. Die Diagnose: beidseitige Lungenentzündung, allerdings ohne künstliche Beatmung. Sein Zustand sei stabil und gebe keinen Anlass zur Sorge, heißt es bis heute. „Ich kämpfe gegen diese teuflische Krankheit“, sagte der Politiker in einer Telefon-Schalte mit den Senatoren von Forza Italia am Dienstag.

Viel Mitgefühl in Italien

Als die Nachricht von Berlusconis Corona-Ansteckung die Runde machte, reagierte die Politik mit seltenen Solidaritätsbekundungen, wenn es um den ehemaligen Cavaliere geht. Der war bekanntlich 2013 definitiv wegen Steuerbetrugs verurteilt worden, sein Ehrentitel „Cavaliere“ wurde ihm aberkannt, nicht wenige machen den Ex-Premier auch für einen angeblichen moralischen Verfall im Land verantwortlich.

Selbst die Protest-Partei Fünf-Sterne-Bewegung, die inzwischen mit den Sozialdemokraten an der Regierung ist und versucht, das nicht korrumpierbare Italien zu vertreten, wünschte dem Patienten schnellstmögliche Genesung. „Ich hoffe, er erholt sich bald und kämpft auch diese Schlacht mit der Kraft, die ihn stets auszeichnete“, sagte der ehemalige Fünf-Sterne-Chef und derzeitige Außenminister Luigi Di Maio.Wer wusste, mit welchen Adjektiven die Jünger des Sterne-Gründers Beppe Grillo Berlusconi in der Vergangenheit schon bedacht hatten, der musste sich die Augen reiben. Auch Luca Zingaretti, von Corona genesener Chef der Sozialdemokraten, wünschte gute Besserung. Ministerpräsident Giuseppe Conte meldete sich persönlich. Die Corona-Erkrankung des prominentesten Patienten des Landes hatte eine ganz große Koalition der Solidarität hervorgebracht.

Verdacht fiel auf Flavio Briatore

Was bleibt, ist die viel diskutierte und wohl nicht endgültig zu lösende Frage, wer denn Berlusconi angesteckt haben könnte. Letztlich könnte der Politiker in die Falle getappt sein, vor der viele Experten warnen: Es sind derzeit vor allem die Jüngeren, die sich anstecken und damit ein Risiko für die ältere Generation darstellen.

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Zunächst fiel der Verdacht auf den ehemaligen Formel-1-Manager und Unternehmer Flavio Briatore, der Berlusconi Mitte August auf Sardinien besucht hatte und später positiv getestet wurde. Briatores Nobel-Disko Billionaire in Porto Cervo entpuppte sich als großer Corona-Ansteckungsherd. In der Folge rückten Berlusconis Kinder aus zweiter Ehe Barbara (36) und Luigi (31) in den Fokus, die sich bei einer Vergnügungsfahrt auf Capri mit Corona angesteckt hatten. Auch Berlusconis neue Lebensgefährtin, die Forza-Italia-Abgeordnete Marta Fascina (30), hat Covid-19.

Der Familien-Frieden bei den Berlusconis scheint nachhaltig gestört. „Irgendjemand hat sich unverantwortlich verhalten“, soll Berlusconis Erstgeborene und Präsidentin der Familien-Holding Fininvest Marina (54) intern geschimpft haben. Doch vor allem für die Reputation von Berlusconis Leibarzt Zangrillo, den Chef der Intensivmedizin im San Raffaele-Krankenhaus, ist die Angelegenheit fatal. Er hatte im Juni das Virus für „klinisch tot“ erklärt.