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Kommentar zu Brand im FlüchtlingslagerEuropas Sündenfall heißt Moria

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Lesbos: Rauch steigt aus Container-Häuser und Zelten im Flüchtlingslager Moria auf der nordöstlichen Ägäisinsel Lesbos (Luftaufnahme mit einer Drohne).

  1. Europa kann nicht Millionen von Menschen aufnehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen den afrikanischen Kontinent verlassen wollen.
  2. Aber sehr wohl könnte man solche Dramen, wie das nun auf Lesbos besser vorbeugen.
  3. Ein Kommentar

Im Flüchtlingslager Moria herrscht nicht erst seit dem Ausbruch von Corona und Feuer eine humanitäre Katastrophe. Nein, auch schon in den Monaten davor war Moria das Synonym für den Sündenfall in der europäischen Flüchtlingspolitik. Auf 2800 Plätzen, die in einem solchen Lager ohnehin schon knapp bemessen sind, hausen rund 12.500 Flüchtlinge - seit Monaten. Hunger, Gewalt, Krankheiten sind an der Tagesordnung.

Der politischen Führung in ganz Europa war klar, dass diese Situation auf Dauer nicht haltbar sein kann. Aber niemand hat wirklich Verantwortung für die Menschen dort übernommen. Da muss man die Frage stellen: Konnte Europa nicht oder wollte es nicht? Die Antwort liegt nahe: Europa wollte nicht. Denn die griechische Insel Lesbos gehört zum Konzept der Abschreckung für Menschen in Afrika, damit sich nicht noch mehr auf den Weg in die EU machen. Das elende Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ist Teil der Abschottungspolitik.

Menschlichen Dramen vorbeugen

Nun kann Europa tatsächlich nicht Millionen von Menschen aufnehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen den afrikanischen Kontinent verlassen wollen. Europa ist aber sehr wohl stark und organisiert genug, solchen menschlichen Dramen, wie sie sich gerade auf Lesbos abspielen, vorzubeugen. Für die Härtefälle muss es eine humanitäre Lösung geben, die nur Aufnahme in Europa nach einem fairen Schlüssel bedeuten kann. Zur Not durch eine Allianz der Willigen. Jene, die keine Chance auf Asyl in Europa haben, müssen ein schnelles Verfahren erhalten und ihnen muss eine Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht werden, die die Chance auf einen Neustart dort beinhaltet. Dafür gibt es bereits Programme, die man mit einem für Europa wirklich verkraftbaren finanziellen Aufwand aufstocken kann.

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Die Menschen, die in Moria bereits gestrandet sind und dem Flammeninferno entkommen, brauchen jetzt schnelle Hilfe, um schlicht das nackte Überleben zu sichern. Diese kann die griechische Regierung, die ohnehin mit der Situation überfordert ist, nicht alleine erbringen.

Es ist an der Zeit zu handeln

Langfristig muss Moria endlich der Wendepunkt in der europäischen Flüchtlingspolitik werden. Jene Staaten, die etwas geben auf die europäischen Werte von Freiheit und Wohlstand, von Verantwortung und Humanität, müssen endlich Regeln für Asyl und Zuwanderung schaffen, die praxistauglich und menschlich sind. Dabei kann Europa nicht auf Polen, Ungarn und andere warten, die sich jeder Verantwortung in dieser Frage entziehen. Diese Länder sollten dann aber bei der Vergabe von EU-Subventionen spüren, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist.

Eine europäische Reform der Flüchtlingspolitik muss einhergehen mit besserer Aufklärung in den Herkunftsländern über die Gefahren und die Aussichtslosigkeit einer Flucht. Mit dem Verschließen der Augen vor menschlicher Not wird Europa die Flüchtlingsfrage niemals lösen.