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Schieflage im RentensystemRespekt und Förderung schafft Lust am Arbeiten

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Zwei Plastikfiguren stehen vor einem weißen Hintergrund mit der Aufschrift „Rente“.

Symbolbild

Trotz Plus läuft das Rentensystem in Deutschland auf eine gefährliche Schieflage zu. Die Politik hat falsche Entscheidungen getroffen, aber auch Unternehmen müssen umdenken, findet unsere Autorin.

Erstmal sind es gute Nachrichten. Die Rentenkasse geht mit einem Plus aus diesem turbulenten Jahr, nachdem infolge der Corona-Pandemie noch mit einem satten Minus gerechnet worden war. Der Arbeitsmarkt erweist sich als robust – auch dank staatlich finanzierter Kurzarbeit und Unternehmenshilfen. Trotz aller Krisenstimmung bleiben Arbeitsplätze bislang erhalten.

Dennoch läuft das Rentensystem in Deutschland auf eine gefährliche Schieflage zu. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in Rente, Betriebe suchen händeringend Personal. Gleichzeitig machen mehr Menschen von der Rente mit 63 Gebrauch. Sie gehen früher, obwohl sie dringend gebraucht werden.

Wenn Arbeitgeberpräsident Dulger nun dringend politische Reformen für eine längere Lebensarbeitszeit anmahnt, vergisst er allerdings, dass sich auch die Arbeitgeber um die Älteren bemühen müssen. Lange zählte man schon ab 50 Jahren in Betrieben zum alten Eisen. Jugendliche Einsatzbereitschaft zählte mehr als Erfahrung. In späteren Jahren nochmal durchstarten und Karriere machen, das war eher nicht vorgesehen.

Erst jetzt, wo auffällt, dass sie fehlen, wird der Verlust des Wissens und Könnens der Älteren lautstark beklagt. Die Politik hat falsche Entscheidungen getroffen. Aber auch die Unternehmen müssen spätestens jetzt umdenken und mit ihren Kollegen jeden Alters wertschätzend umgehen. Mit der gestiegenen Lebenserwartung sind auch die Ansprüche gestiegen. Warum nicht auch dem 60-jährigen Mitarbeiter noch eine Fortbildung ermöglichen? Wer sich respektiert und gefördert sieht, verliert so schnell nicht die Lust an der Arbeit.