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USA kündigen „harte Antwort“ anPutin will Großoffensive mit Kims Soldaten starten – und erlebt „schwarzen Tag“?

Lesezeit 4 Minuten
Russische Soldaten feuern laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Spuktnik mit einer Haubitze in der Region Kursk. Russland will das Grenzgebiet offenbar mit einer Großoffensive zurückerobern. (Archivbild)

Russische Soldaten feuern laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Spuktnik mit einer Haubitze in der Region Kursk. Russland will das Grenzgebiet offenbar mit einer Großoffensive zurückerobern. (Archivbild)

Moskau plant eine Großoffensive in Kursk. Aus den USA kommen klare Worte. Putins Armee verliert derweil wohl so viele Soldaten wie nie zuvor.

Die erwartete russische Gegenoffensive in der Grenzregion Kursk scheint zu beginnen. Ein „mächtiger russischer Vorstoß“ sei zu Wochenbeginn zurückgeschlagen worden, gab eine ukrainische Armeesprecherin bekannt. Die USA bestätigen unterdessen am Mittwoch, dass nordkoreanische Soldaten an den Kampfhandlungen in Kursk beteiligt seien. Außenminister Antony Blinken drohte Moskau mit einer „harten Antwort“ aus Washington.

„Gestern war wirklich ein schwarzer Tag für die russischen Besatzer, die in fünf bis sechs Wellen stürmen wollten“, berichtete unterdessen die ukrainische Armeesprecherin Anastasia Blsyhchyk. „Die Russen versuchten, mit Fahrzeugen und Fallschirmjägern anzugreifen und ukrainische Siedlungen zu stürmen.“

Offensive in Kursk beginnt: „Ein schwarzer Tag für Russland“

Die russische Armee habe dabei ein gesamtes Bataillon verloren, hieß es aus Kiew. In den sozialen Netzwerken kursierten Aufnahmen, die ukrainische Drohnenangriffe auf russische Fahrzeuge in der Region zeigen sollen.

Den ukrainischen Truppen sei es bei der Abwehr des Angriffs gelungen, mehrere gepanzerte Fahrzeuge zu zerstören. Die Lage in der Grenzregion bleibe vorerst allerdings „schwierig, aber unter Kontrolle“, so Blsyhchyk. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben aus Kiew derzeit nicht.

Putins Nordkoreaner kämpfen in Kursk

Zuletzt hatte es jedoch einige Berichte über hohe russische Verluste in Kursk gegeben. US-Medienberichten zufolge hat Russland im Frontgebiet Zehntausende Soldaten zusammengezogen, darunter kürzlich eingetroffene Truppen aus Nordkorea. Mit ihnen solle in den kommenden Tagen bei Kursk eine Gegenoffensive gestartet werden, hieß es am Wochenende bei der „New York Times“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits vor wenigen Tagen gesagt, dass einige der 11.000 nordkoreanischen Soldaten in Kursk in Kämpfe mit der ukrainischen Armee verwickelt seien. Am Montag sprach Selenskyj dann ebenfalls von rund 50.000 russischen Soldaten, die in der Region Kursk gebunden seien.

„Russland verfügt in dieser Richtung nicht über ausreichende Kräfte“

Kiew bestätigte damit indirekt die vorherigen Angaben der US-Zeitung. „Russland verfügt in dieser Richtung nicht über ausreichende Kräfte und versucht daher, Militärpersonal aus Nordkorea heranzuziehen“, hatte zuvor bereits der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj erklärt.

Zweieinhalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatte die Ukraine im August ihre überraschende Offensive in Kursk begonnen. Zwar konnte Russland seither einige Siedlungen zurückerobern, die Frontlinie hat sich zuletzt aber nur wenig verändert. Mittlerweile bekommt Moskau daher Unterstützung aus Nordkorea, das mehrere tausend Soldaten nach Russland entsandt hat.

Ukraine meldet extreme Verluste für Putins Armee in Kursk

Auch unter den Nordkoreanern soll es seitdem bereits Verluste gegeben haben. Seit die ukrainischen Truppen nach Kursk vorgedrungen sind, habe Russland in der Region mehr als 20.000 Soldaten verloren, erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi zuletzt. Fast 8.000 der Soldaten sollen laut Kiews Angaben getötet worden sein. Mehr als 1.100 russische Waffen und Fahrzeuge seien zerstört worden. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Bild soll einen Raketenwerfer in der Region Kursk bei Angriffen am Mittwoch zeigen.

Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Bild soll einen Raketenwerfer in der Region Kursk bei Angriffen am Mittwoch zeigen.

Die Zahlen passen jedoch zu den Werten, die im Westen zuletzt kursierten. Der Oktober sei der tödlichste seit Kriegsbeginn für Putins Armee gewesen, hatte Admiral Sir Tony Radakin vor wenigen Tagen der BBC erklärt. Rund 1.500 Verluste habe Russlands Armee entlang der gesamten Frontlinie im Oktober täglich erlitten, führte der britische Armeechef aus. Den Angaben zufolge hat Moskau mehr als 40.000 Soldaten allein im letzten Monat verloren.

„Russland wird bald 700.000 Tote oder Verletzte zu beklagen haben“

„Russland wird bald 700.000 Tote oder Verletzte zu beklagen haben“, bezifferte Radakin die gesamten russischen Verluste seit Kriegsbeginn. „Das ist der enorme Schmerz und das Leiden, das die russische Nation aufgrund von Putins Ambitionen ertragen muss.“

Seit Kriegsbeginn nimmt der Kreml enorme Verlustraten in der Ukraine in Kauf, insbesondere bei den als „Fleischwolf“ bekannt gewordenen Angriffen mit massenweiser Infanterie starben unzählige Russen.

Invasion in Kursk ist Blamage für Putin: Moskau bleibt schmallippig

Moskau gibt zu den eigenen Verlusten keine Zahlen bekannt – und zeigt sich zu der für Kremlchef Wladimir Putin peinlichen Lage in Kursk insgesamt schmallippig. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht das Verteidigungsministerium jedoch Zahlen zu angeblichen ukrainischen Verlusten.

290 ukrainische Soldaten seien in den letzten 24 Stunden in Kursk getötet worden, hieß es dahingehend am Sonntag aus Moskau. Am Mittwochmorgen berichtete der Kreml derweil von sieben über Kursk in der Nacht abgeschossenen ukrainischen Drohnen. Auch diese Angaben lassen sich nicht überprüfen.

Ukraine fordert Kurswechsel ihrer Unterstützer

Angesichts der beginnenden Großoffensive in Kursk fordert die Ukraine derweil weiter vehement einen Kurswechsel ihrer Unterstützer. Die USA, Großbritannien und Deutschland müssten den Einsatz von Langstreckenwaffen gegen Ziele tief in russischem Gebiet erlauben, forderte Selenskyj. „Je weiter unsere Raketen und Drohnen einschlagen können, desto weniger reale Kampffähigkeit wird Russland haben.“

Wegen der fehlenden Erlaubnis ihrer westlichen Verbündeten setzt die Ukraine bisher lediglich Kampfdrohnen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet ein. Dennoch gelingen Kiew dabei regelmäßig empfindliche Treffer auf russische Treibstoff- und Munitionsdepots, mitunter auch hunderte Kilometer von der Grenze entfernt. Auch in Moskau haben die ukrainischen Fluggeräte bereits Ziele attackiert.

In Kiew dürfte man nun darauf hoffen, dass die aus den USA angekündigte „harte Antwort“ auf Putins Eskalation mit nordkoreanischen Truppen endlich doch noch das grüne Licht für Schläge tief in Russland umfassen könnte. (mit dpa)