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Kriegsverbrecher Igor GirkinPutin-Kritiker sieht Russland am „Vorabend des Zusammenbruchs“

Lesezeit 3 Minuten
Der einstige russische Offizier und jetzige Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin, Igor Girkin, bei einem Gerichtstermin Ende August in Moskau. Girkin wurde nach scharfer Kritik am Kreml festgenommen – und will nun Putin beerben. (Archivbild)

Der einstige russische Offizier und jetzige Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin, Igor Girkin, bei einem Gerichtstermin Ende August in Moskau. Girkin wurde nach scharfer Kritik am Kreml festgenommen – und will nun Putin beerben. (Archivbild)

Der international gesuchte Terrorist Igor Girkin will russischer Präsident werden. Putin ist dem Ultranationalisten nicht radikal genug.

Der ehemalige russische Offizier und international gesuchte Terrorist und Kriegsverbrecher Igor Girkin sieht Russland am „Vorabend des Zusammenbruchs der russischen Staatlichkeit“. In einer langen Stellungnahme, die Girkin von seinem Anwalt verbreiten ließ, erklärte der russische Ultranationalist, das „gegenwärtige bürokratisch-oligarchische System“ in Russland stehe vor einem Kollaps. Zuvor hatte Girkin angekündigt, Wladimir Putin als russischer Präsident beerben zu wollen.

Girkin, der auch als „Strelkow“ bekannt ist, fürchtet, dass liberale Kräfte die Macht in Russland übernehmen könnten. Girkin hatte zuvor bereits erklärt, er sei besser geeignet, um das Land zu führen, als Kremlchef Wladimir Putin und das mit sechs Argumenten zu bekräftigen versucht.

Kriegsverbrecher Igor Girkin legt gegen Wladimir Putin nach

Nun legte der international gesuchte Kriegsverbrecher, der derzeit in russischer Untersuchungshaft sitzt, noch einmal gegen den Kremlchef nach. „In der russischen Föderation finden Unruhen statt“, erklärt Girkin in dem Beitrag, der überschrieben ist mit: „Ist Strelkow wirklich verrückt geworden, als er sechs Thesen darüber aufstellte, warum er besser als Putin ist?“

Der Putsch-Versuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin stelle den Beginn der „Unruhen“ dar, führte Girkin aus. Die „Eliminierung“ des bei einem Flugzeugabsturz getöteten Söldnerchefs sei die „Fortsetzung“. Früher oder später würden diese Unruhen ihr „Endstadium“ erreichen, prophezeite der Kriegsverbrecher, der an der Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 beteiligt gewesen ist.

Igor Girkin ist „glühender Nationalist“ und ehemaliger Putin-Unterstützer

Das „derzeitige Machtsystem“ werde seine „Kontrollhebel“ an die „liberale Opposition“ verlieren, so Girkin. Es sei „zu spät, um Angst zu haben und zu warten“, forderte der ehemalige Offizier und einstige Unterstützer Wladimir Putins seine ultranationalistischen Mitstreiter dazu auf, sich für eine „national-patriotische Bewegung“ starkzumachen.

Die „Schwächen“ seiner eigenen „Position“ seien ihm durchaus bewusst, versicherte Girkin. „Allerdings muss sich zuerst jemand erheben, und sei es nur, um ein Beispiel zu geben, und andere zum Handeln aufzurufen“, erklärte der inhaftierte Nationalist seine Motivation.

Igor Girkin und Jewgeni Prigoschin: Schrille Kritik an Kreml und Putin

Die Analysten des US-Thinktanks „Institute for the Study of War“ sehen in der Verwendung des Begriffs „Unruhen“ eine bewusste Anspielung Girkins auf die Zeit der Unruhen im 17. Jahrhundert, die dem Aufstieg der Romanow-Dynastie vorausgingen. Mit seiner neuerlichen Erklärung versuche der „glühende Nationalist“ Anhänger für seine Sache zu gewinnen, schrieben die Analysten in ihrem täglichen Lagebericht zu Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Girkin, der als Befürworter des Ukraine-Kriegs gilt, aber zusammen mit Prigoschin zu den schärfsten Kritikern der russischen Militärführung und des russischen Präsidenten Putin gehörte, war Ende Juli in Russland festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Terroristen nicht etwa seine Kriegsverbrechen in der Ukraine oder seine Beteiligung am Abschuss von Flug MH17 vor, sondern den „Aufruf zu extremistischen Aktivitäten“. (das)