Neues GutachtenKleineren Kliniken in NRW droht Schließung
- NRW-Gesundheitsminister Laumann will die Krankenhauslandschaft reformieren.
- Vor allem in Ballungsräumen herrscht eine Überversorgung.
- Verschiedene Pläne und Änderungen sind in der Überlegung.
Düsseldorf – Die Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen schreitet voran. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will das Gutachten für seine geplante Umstrukturierung am kommenden Donnerstag vorstellen. Die Partnerschaft Deutschland GmbH, eine für das Gutachten zuständige Beratungsgesellschaft aus Berlin, sieht demnach eine Überversorgung von Kliniken vor allem in Ballungsräumen. Das erfuhr unsere Redaktion aus beteiligten Kreisen. Insbesondere kleinere Kliniken stehen dort aus Sicht der Experten zur Disposition.
Neben der Überversorgung in Ballungsräumen wurden aber auch „weiße Flecken“ identifiziert – das sind überwiegend ländliche Gebiete, in denen die Versorgung laut Gutachten gestärkt werden muss. In Vorgesprächen waren jüngst unter anderem Regionen mit geriatrischer und palliativmedizinischer Unterversorgung genannt worden. Laumann will hier offenbar weiter auf eine ortsnahe, stationäre Versorgung setzen, so dass auch noch kleinere Häuser entsprechende Leistungen anbieten können und die Patienten nicht weit fahren müssen.
Bettenplanung soll durch „Schweizer Modell“ ersetzt werden
Die Bettenplanung, bislang wichtigste Steuerungsgröße bei Krankenhäusern, soll durch ein neues System ersetzt werden, das auch als „Schweizer Modell“ bezeichnet wird. Während die Bettenplanung den Krankenhausbedarf anhand von Eckdaten wie Bevölkerungsdichte und regionalem Gesundheitszustand berechnet, rückt das „Schweizer Modell“ konkrete Leistungsbereiche wie den Einbau von Knieprothesen oder Herzkatheter-Untersuchungen in den Mittelpunkt.
Nordrhein-Westfalen hat die meisten Kliniken
In kaum einem anderen Flächenland herrscht eine so hohe Ballung von Kliniken wie in NRW. Auf rund 100.000 Einwohner kommen 670 Betten – nur in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind es laut Statistischem Bundesamt mehr.
Die Bertelsmann-Stiftung kam kürzlich in einer Studie zu dem Ergebnis, dass es allein im Großraum Köln/Leverkusen 24 Krankenhäuser zu viel gibt.
Das dürfte die Krankenkassen freuen. Diese fordern seit Langem, dass Kliniken bestimmte Leistungen nur anbieten dürfen, wen n sie eine entsprechende Fallzahl erreichen. Für einzelne komplizierte Operationen gilt diese Mindestmengenregelung schon heute.
Orientierung an Dänemark
In Überlegung ist dem Vernehmen nach auch ein unabhängiger Sachverständigenrat, der die Krankenhausreform begleiten soll. NRW würde sich hierbei an Dänemark orientieren, wo es solche Gremien gibt.Laumann hatte seine Pläne für eine Krankenhausreform bereits im August vergangenen Jahres skizziert.
Die Patienten in NRW müssen demnach künftig mit weniger Krankenhäusern auskommen, die aber in maximal 30 Autominuten erreichbar sein sollen. Damit sollen auch die Erträge der rund 370 Krankenhäuser in NRW verbessert werden, die überwiegend defizitär sind. Zugleich brachte Laumann neue Zentralkliniken ins Gespräch, in denen mehrere Häuser ihre Kompetenzen bündeln.
Es muss nicht alles „bleiben wie es ist“
Konkret war zuletzt von Geburtshilfe-, Brustkrebs- und Transplantationszentren die Rede sowie von Zentren für seltene Erkrankungen. Fachkreise gehen deshalb davon aus, dass Laumann die Handlungsempfehlungen des Gutachtens weitgehend umsetzen will. Selbst die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), der Lobbyverband für die hiesigen Kliniken, hat Zugeständnisse für etwaige Schließungen oder Zusammenlegungen signalisiert. „Wir wollen gar nicht jeden Standort bis aufs Letzte verteidigen. Wir sagen nicht: Alles muss bleiben wie es ist“, sagte KGNW-Präsident Jochen Brink im vergangenen Jahr.
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Das Gutachten macht aber weder Vorschläge für die Schließung konkreter Häuser noch für Neugründungen. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Strukturreform soll erst im kommenden Jahr abgeschlossen werden, heißt es im NRW-Gesundheitsministerium.