In einer Befragung bestätigt ein nordkoreanischer Soldat enorme Verluste in Kursk und berichtet, wie er nach Russland gebracht wurde.
Nordkoreaner bestätigt Putin-Verluste„Ich wusste nicht, gegen wen wir überhaupt kämpfen“
Ein verwundeter nordkoreanischer Soldat, der Anfang des Monats von ukrainischen Streitkräften in der russischen Region Kursk gefangen genommen wurde, hat in Verhören berichtet, dass die für Moskau kämpfenden Truppen Pjöngjangs große Verluste erlitten haben. Das geht aus einem Vernehmungsvideo hervor, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag auf der Plattform X veröffentlicht hat.
Die Ukraine erklärte letzte Woche, sie habe zwei nordkoreanische Soldaten in der Grenzregion gefangen genommen. Zusätzlich veröffentlichte das Präsidialamt mehrere Videos von ihren Verhören. Einer der Soldaten berichtet darin über seine Erfahrungen in Kursk. Dass es sich um einen Kampfeinsatz gehandelt habe, sei den nordkoreanischen Soldaten vorher nicht gesagt worden, berichtete der verwundete Kämpfer.
Nordkoreanischer Kriegsgefangener: „Ich habe kein Training bekommen“
In dem am Montag veröffentlichten Video berichtet der Soldat zudem von mangelnder Ausbildung. „Es gab einige nordkoreanische Soldaten, die trainiert wurden, schwere russische Waffen zu bedienen, aber ich selbst habe kein Training bekommen“, erklärt der Mann in dem Video. Nicht einmal seine Mutter wisse, wo er sei, führte der Nordkoreaner im Verhör aus.
Die Reise von Nordkorea nach Russland wurde offenbar möglichst verdeckt durchgeführt, berichtet der Mann weiter. Er sei mit einem russischen Schiff zusammen mit „circa 100 weiteren“ Nordkoreanern nach Russland gebracht worden, es sei jedoch „kein Kriegsschiff“ gewesen, es habe sich um ein ziviles „Frachtschiff“ gehandelt, erklärt der der Mann.
„Ich wusste nicht, dass es sich um einen Kampfeinsatz handelt“
In die nordkoranische Armee sei er nach seiner Schulausbildung eingetreten, wie das in Nordkorea üblich sei, berichtet der Kriegsgefangene zudem. Einen Vertrag mit der Armee habe er nicht abgeschlossen, zum Dienst in den Streitkräften sei er verpflichtet gewesen.
„Bevor ich nach Russland gebracht wurde, wusste ich nicht, dass es sich um einen Kampfeinsatz handelt, ich wusste auch nicht, gegen wen wir überhaupt kämpfen“, bestätigt der Nordkoreaner zudem die Unklarheit, in der die nordkoreanischen Soldaten nach Russland geschickt wurden. Nach seiner Ankunft in Kursk habe es schnell „große Verluste“ in den Reihen der Nordkoreaner gegeben, berichtet der Soldat zudem. „Solch große Zahlen“ seien jedoch schwer genau zu beziffern.
Nordkoreaner bestätigt Verluste in Kursk: „Solch große Zahlen“
In einem früheren Video sagte derselbe Soldat bereits, er habe sich in einem Unterstand versteckt, als er andere nordkoreanische Soldaten während einer Offensive sterben sah, sei jedoch selbst verletzt und schließlich Tage später gefangen genommen worden.
Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge sprechen die gefangenen Nordkoreaner weder Russisch noch Ukrainisch, ihre Befragung laufe mithilfe koreanischer Dolmetscher. Selenskyj hat jedoch angekündigt, der internationalen Presse Interviews mit den Kriegsgefangenen, deren Aussagen bisher ausschließlich aus geheimdienstlichen Befragungen stammen, möglich machen zu wollen.
„Die Welt wird die ganze Wahrheit darüber erfahren, wie Russland solche Typen ausnutzt, die in einem völligen Informationsvakuum aufgewachsen sind, überhaupt keine Ahnung von der Ukraine haben und die von Russland nur dazu benutzt werden, diesen Krieg zu verlängern und zu eskalieren“, hatte Selenskyj die bisherigen Befragungsergebnisse bereits in der Vorwoche kommentiert.
Wladimir Putins peinliches Fiasko in Kursk geht weiter
„Die Kommunikation zwischen gefangenen nordkoreanischen Soldaten und SSU-Ermittlern geht weiter“, kommentierte Selenskyj am Montag nun die neusten Erkenntnisse aus den Befragungen. „Nachrichtendienstliche Daten über die Bewegung dieser Truppen auf russisches Territorium, ihre Ausbildung und die vollständige Isolierung von Informationen wurden von den Gefangenen bestätigt“, hieß es weiter.
Laut Angaben westlicher Nachrichtendienste sollen bis zu 12.000 nordkoreanische Soldaten nach Kursk gebracht worden sein. Die Ukraine war im August des letzten Jahrs in die russische Grenzregion einmarschiert und kontrolliert dort seitdem einige Gebiete.
Kremlchef Wladimir Putin, für den die Invasion in Kursk eine Blamage gewesen ist, hat unterdessen versprochen, die Ukrainer aus Kursk zu vertreiben. Gelungen ist das der russischen Armee jedoch auch mit der Hilfe aus Nordkorea bisher nicht. Laut ukrainischen Angaben soll bereits ein Drittel der nordkoreanischen Soldaten bei Kämpfen in Kursk verwundet oder getötet worden sein.