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Kreml droht deutschem Konzern„Wahnsinniger“ – Putins Staats-TV reagiert drastisch auf Merz

Lesezeit 4 Minuten
Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit dem früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit dem früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. (Archivbild)

Geplante Fabriken eines deutschen Rüstungskonzerns sorgen in Moskau ebenso wie die Worte des CDU-Chefs für schrille Reaktionen.

Erneut kommen schrille Töne aus Moskau in Richtung Deutschland: Bereits zu Wochenbeginn hat der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew mit russischen Angriffen auf Produktionsstätten des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall in der Ukraine gedroht. „Wie bereits versprochen, freuen wir uns auf das festliche russische Feuerwerk direkt am Produktionsstandort“, schrieb Medwedew in seinem Telegram-Kanal und unterlegte die Drohung mit einem Video einer enormen Explosion.

Kurz darauf bestätigte schließlich auch Kremlsprecher Dmitri Peskow, dass die in der Ukraine errichteten Rheinmetall-Werke „legitime Angriffsziele“ für die russische Armee darstellen würden. „Natürlich, ja“, zitierten russische Medien die Antwort des Sprechers auf eine entsprechende Frage eines Reporters.

Moskau droht Rheinmetall mit Angriffen auf Fabriken in Ukraine

Moskau nimmt mit den Drohungen Bezug auf Aussagen von Rheinmetall-Chef Armin Papperger, der kürzlich erklärt hatte, dass die erste von insgesamt vier in der Ukraine geplanten Fabriken bereits in Betrieb sei. So solle die Ukraine unabhängig für ihre eigene Verteidigung sorgen können, hatte Papperger zudem erklärt – und damit offensichtlich eine Reaktion aus Moskau provoziert.

Noch schriller ging es unterdessen in dieser Woche in den TV-Studios der russischen Propagandasender zu. Dort sorgte vor allem eine Wortmeldung von CDU-Chef Friedrich Merz für wüste Drohungen in Richtung Deutschlands. Merz hatte zuvor Kritik am Kurs von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geäußert – und klare Botschaften an Moskau gefordert.

Putins Top-Propagandist reagiert auf Worte von Friedrich Merz

So schlug der CDU-Chef auch vor, gegenüber Russland mit Ultimaten zu agieren und gegebenenfalls auch Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. „Herr Bundeskanzler, es wird Zeit, dass Sie, es wird auch Zeit, dass wir unsere Angst überwinden vor Putin, um die Grausamkeiten in der Ukraine jetzt wirklich gemeinsam zu beenden“, hatte der Oppositionsführer vor knapp zwei Wochen direkte Kritik an Scholz geübt.

Es sei an der Zeit, Putin „zu sagen, dass wir nicht länger akzeptieren, dass er zivile Infrastruktur, Krankenhäuser, Kindergärten, alle zivile Infrastruktur dieses Landes wahllos bombardiert“, hatte Merz ausgeführt und schließlich Ultimaten ins Spiel gebracht.

Schrille Drohungen aus Moskau: „Wir können Länder einfach entfernen“

Wenn Putin die Angriffe fortsetze, solle gemeinsam in Europa entschieden werden, dass die Reichweitenbegrenzung für die westlichen Waffen, die die Ukraine habe, aufgehoben werde, forderte Merz. Dies wird von der Ukraine immer wieder gefordert. Lenke Putin nicht ein, müsse diesem „gesagt werden: Wenn er nicht innerhalb von 24 Stunden aufhört, die Zivilbevölkerung in der Ukraine zu bombardieren, dann müssen aus der Bundesrepublik Deutschland auch Taurus-Marschflugkörper geliefert werden“, fügte Merz hinzu.

TV-Moderator Wladimir Solowjow gehört zu den treusten Kreml-Propagandisten in Moskau. (Archivbild)

TV-Moderator Wladimir Solowjow gehört zu den treusten Kreml-Propagandisten in Moskau. (Archivbild)

In dieser Woche folgte schließlich die Antwort der russischen Propagandamaschinerie auf die Äußerungen des CDU-Chefs. In seiner Sendung beim Staatssender Rossiya-1 ging Moderator Wladimir Solowjow auf Merz’ Worte direkt ein – und drohte kurzerhand mit der Auslöschung ganzer Länder, darunter auch Deutschland.

Staats-TV droht „europäischen und amerikanischen Wahnsinnigen“

„Um klarzumachen, über was für eine Gewalt wir hier reden: Wir können Länder statt Städte zählen. Wir können Länder einfach entfernen“, erklärte Solowjow, einer von Moskaus prominentesten Kreml-Propagandisten. Diese Drohung richte sich an „jene Draufgänger, die bereit sind, Russland ein Ultimatum zu stellen“, führte der Moderator aus, zitierte dann sinngemäß Merz und schmückte seine Warnung angesichts der jüngsten Übungen der russischen Atomstreitkräfte in dieser Woche weiter aus.

„Wie viele Minuten brauchen Sie? Sprechen Sie lauter, ich kann sie nicht gut hören“, polterte Solowjow in Richtung des CDU-Chefs. „Die Raketen werden hier abgeschossen“, hieß es weiter. Wer Russland Ultimaten stelle, müsse „verrückt“ sein, befand Solowjow schließlich, nur „europäische und amerikanische Wahnsinnige“ könnten auf derartige Ideen kommen, polterte der Propagandist weiter.

Kreml weist Bericht über Verhandlungen umgehend zurück

Der Ton aus Moskau bleibt unverändert rau, Verhandlungsbereitschaft gibt es im Kreml offenbar weiterhin keineswegs. Auch der russischen Außenminister Sergej Lawrow bekräftige Moskaus Haltung in dieser Woche erneut und bezeichnete die Friedenspläne des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als „dumm“ und „schizophren“.

Auch einen Bericht der „Financial Times“ über mögliche Verhandlungen über die Einstellung von Angriffen auf Energieinfrastruktur zwischen Kiew und Moskau wies der Kreml am Mittwoch umgehend zurück.

„Mittlerweile gibt es viele falsche Aussagen, die nichts mit der Realität zu tun haben“, zitierten die russischen Staatsagenturen Kremlsprecher Peskow. „Die russische Position sei gut verständlich“, bekräftigte der Sprecher zudem – und verwies auf die von Putin im Sommer genannten russischen Bedingungen, die einer Kapitulation der Ukraine gleichkommen. Moskau bleibt auf Kriegskurs.