Köln – US-Senator Lindsey Graham will sich bei seinem geplanten Deutschlandbesuch Ende August nicht mehr mit CDU-Chef Friedrich Merz treffen. Der Republikaner und ausgewiesener Unterstützer von Ex-US-Präsident Donald Trump reagiert damit auf die Absage des CDU-Chefs an das „transatlantische Forum“, an dem Merz ursprünglich zusammen mit Graham teilnehmen wollte.
Der CDU-Politiker hatte die Teilnahme an dem konservativen Forum jedoch am Dienstag abgesagt. Grund dafür sei das „geänderte Programm“ der Veranstaltung, erklärte ein Sprecher. Zu der Runde waren unter anderem auch der rechtspopulistische Journalist Henryk Broder und der Anwalt Joachim Steinhöfel, der bereits die AfD vertreten hat, geladen. Diese Besetzung der Diskussionsrunde sei Merz zuvor nicht bewusst gewesen, hieß es. Mit Graham treffen wollte sich Merz jedoch weiterhin – dazu kommt es nun offenbar jedoch nicht mehr.
Lindsey Graham: „Ich habe nicht vor, Herrn Merz zu treffen“
„Ich habe nicht vor, Herrn Merz zu treffen“, zitiert die „Bild“-Zeitung den US-Senator am Dienstagabend. „Bei Konservativen geht es um einen offenen, ehrlichen Dialog, in dem Standpunkte dargelegt werden“, führte Graham aus. Konservative würden sich aber „nicht gegenseitig canceln, bevor sie sprechen“. Folge man diesen Prinzipien nicht, sei man „nicht anders als die Linken“.
Für das Festhalten am Treffen mit Graham stand Merz am Dienstag bereits in der Kritik. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Konstantin von Notz, erklärte: „Wer an solchen Veranstaltungen teilnimmt, macht sich politisch unmöglich.“ Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kritisierte Merz für seine Pläne deutlich.
„Schande über den feigen Merz“
Doch auch seine Absage an das „Transatlantische Forum“ am Dienstag sorgte für negative Reaktionen – vor allem auf amerikanische Seite. Der Ex-US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, griff Merz über Twitter mit deutlichen Worten an. Grenell, zwischen Mai 2018 und Juni 2020 in Deutschland im Einsatz, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst, der „Chef der deutschen Konservativen“ würde sich dem „woken Mob“ beugen. „Schande über den feigen Merz“, schrieb Grenell zudem.
Die Entscheidung Grahams, auf ein Treffen mit Merz nun gänzlich zu verzichten, sorgte wiederum für Widerspruch aus den Reihen der CDU. „Ein Fehler“, schrieb die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien, bei Twitter. „Es ist wichtig, dass Konservative weltweit, namentlich aus den USA und Europa im Dialog bleiben“, führte die CDU-Politikerin aus. „Abgrenzung zu Reaktionären und Rechtsradikalen“ sei „gleichmaßen notwendig“, so Prien.
CDU-Chef Friedrich Merz hatte bereits in der letzten Woche für Schlagzeilen gesorgt, als er zunächst die „Cancel Culture“ als Bedrohung der Meinungsfreiheit bezeichnete und wenig später mit einem Tweet zu einer vermeintlichen „Ökolobby“ in Deutschland für Wirbel gesorgt hatte. Nun wurde Merz offenbar selbst „gecancelt“ – ausgerechnet von einem weiteren Kritiker der „Cancel Culture“.