LandtagswahlWer im Kölner Süden zur Wahl steht – und welche Chancen hat
- Bis zur Landtagswahl am 15. Mai präsentieren wir die sieben Wahlkreise und jeweils die aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten, die den Wahlkreis gewinnen könnten.
- Den Anfang macht der linksrheinische Kölner Süden (Wahlkreis 13/Köln I).
Köln – Im Kölner Süden könnte es dieses Mal enger zugehen als vor fünf Jahren, damals hatte Oliver Kehrl (CDU) rund 5000 Stimmen mehr als die SPD, sogar 19.000 mehr als die Grünen. Die Rundschau wirft einen Blick auf den Wahlkreis 13, dort wählen die Bürgerinnen und Bürger des Bezirks Rodenkirchen sowie des Stadtteils Neustadt-Süd aus dem Bezirk Innenstadt.
Wie lief es vor fünf Jahren?
Damals weinte Oliver Kehrl am Wahlabend – und zwar vor Freude. Der Modeunternehmer holte das Direktmandat, löste Landtagsmitglied Ingrid Hack von der SPD ab. Damals sicherte er der CDU den Wahlkreis, fünf Jahre zuvor war er noch an die SPD gegangen, davor an die CDU, es ist ein munteres Wechselspiel.
Die Ausgangslage vor der Landtagswahl
Es stellen sich gleich mehrere Fragen: Ist Kehrl als amtierendes Landtagsmitglied automatisch Favorit? Kann er den Wahlkreis für die CDU halten? Profitiert die SPD auch bei einer Landeswahl vom Bonus einer Regierungspartei samt Kanzler Olaf Scholz? Oder schadet die Diskussion um ihr Verhältnis zu Russland den Kandidaten? Und was ist eigentlich mit den Grünen? Auch wenn es unterschiedliche Wahlbezirke sind: Bei den vorigen drei Wahlen (Bundestag, Kommunalwahl, Europawahl) waren sie in den vergangenen drei Jahren in Rodenkirchen stärkste Kraft. Sind die Grünen die neue Hausmacht im linksrheinischen Süden? Oder brechen CDU oder SPD die grüne Welle? Allerdings: Es ist gerade fünf Jahre her, dass die Grünen bei der vorigen Landtagswahl in ganz NRW nur 6,4 Prozent holten, ein schlimmes Ergebnis aus heutiger Sicht. Auch in Köln waren es nur 11,81 Prozent, im Wahlkreis 13 für Robert Schallehn 12,2 Prozent. Kehrl hat auf Seiten der SPD und der Grünen neue Konkurrentinnen: Für die SPD geht Berit Blümel an den Start, seit 2017 Mitglied in der SPD, also noch recht frisch dabei gemessen an manch anderer Politik-Laufbahn.
Die Grünen haben Eileen Woestmann aufgestellt, sie sitzt im Kreisvorstand und war bis 2017 mal Stadtrat in der Kleinstadt Emmendingen in Baden-Württemberg, bevor sie nach Köln zog. Alles läuft auf einen Dreikampf hinaus, das vermuten alle drei Kandidaten. Es ist die neue Kölner Politik-Realität. Ein großes Thema könnte der Ausbau der kaputten Rodenkirchener Brücke sein, ebenso die mögliche weitere Brücke noch weiter im Süden, auch wenn formal beides Bundesprojekte sind.
Was sagen die Kandidaten?
Oliver Kehrl befürwortet beide Großprojekte, die Rodenkirchener Brücke bezeichnete er in der Vergangenheit als Herzschlagader des Verkehrs. Auch er geht davon aus, dass für die Wählerinnen und Wähler der Krieg in der Ukraine und die steigenden Energiepreise ein Thema sind. „Die Menschen wollen Sicherheiten, und die gibt die CDU ihnen.“ Er versteht sich als Kümmerer vor Ort. Zum Rücktritt der CDU-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser aufgrund der „Mallorca“-Affäre sagte er: „Da bin ich ganz entspannt.“
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Seine Konkurrentin von der SPD, Berit Blümel, legt ihren Fokus auf die Bildungspolitik und den Fachkräftemangel: „Versuchen Sie mal, einen Termin beim Handwerker zu bekommen. Und das wird in fünf bis sieben Jahren noch dramatischer. Das will ich ändern.“ Sie will sich nicht auf mögliche bundespolitische Probleme oder auch Unterstützung fokussieren. „Ich kämpfe jeden Tag um jede Stimme.“ Sie wolle direkt gewinnen, „sonst brauche ich ja nicht anzutreten“. Eines ihrer Themen ist die Digitalisierung, die sie forcieren will.
Eileen Woestmann möchte sich dafür einsetzen, dass die Betreuung von Kindern auch vor der Grundschule sich verbessert, die Erzieherinnen und Erzieher weniger Kinder betreuen, diese dafür aber intensiver. Ebenso setzt sie sich für mehr Solaranlagen ein, vor allem auf öffentlichen Gebäuden, eine Pflicht für Private lehnt sie ab. Den Ausbau von Brücken wie der Rodenkirchener oder die neue Rheinspange lehnt sie ab, stattdessen soll das Geld in den ÖPNV fließen. Sie sagt: „Wir Grüne sind auch nur Menschen und nicht die besseren Menschen, aber wir haben die besseren Konzepte.“
Wer kann es über die Landesliste schaffen?
Vermutlich keiner oder keine, denn die Listenplätze sind nicht gerade exquisit. Kehrl hat Platz 78, Blümel 82, Woestmann 77, Sofia Fellinger (Linke) Platz 23, Lorenz Deutsch (FDP) Rang 21. Wer in den Landtag will, muss den Süden wohl gewinnen. Die Liste ist entscheidend, wenn eine Partei über die Zweitstimme mehr Stimmen hat, als ihre Kandidaten Direktmandate gewonnen haben. Dann werden die verbleibenden Plätze über die Liste besetzt. Und ein Teil der Landtagsmandate wird ohnehin über die Liste besetzt, weil es mehr Mandate als Wahlkreise gibt.
Weitere Kandidaten: Lorenz Deutsch (FDP), Luca Leitterstorf (AfD), Sofia Fellinger (Linke), Alexander Brommer (Die Partei), Torsten Ilg (Freie Wähler), Hans Christopher Weißenborn (Basis), Olivier Fuchs (Volt).