Dutzende von Kims Soldaten sollen im Kampf getötet worden sein – Moskau versucht das angeblich mit drastischen Methoden zu vertuschen.
Verluste und Vertuschung in Kursk„Sie versuchen die Gesichter der Nordkoreaner zu verbrennen“
Bei Kämpfen gegen die ukrainische Armee sind nach Angaben Kiews dutzende nordkoreanische Soldaten getötet oder verletzt worden. Nordkoreanische Einheiten hätten am Wochenende bei Gefechten in der russischen Region Kursk „erhebliche Verluste“ erlitten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Montag mit. „Mindestens 30 Soldaten wurden getötet und verwundet.“
Die ukrainischen Spezialkräfte (SSO) berichteten am Dienstag bei Telegram unterdessen von mindestens 50 getöteten Nordkoreanern in den letzten drei Tagen. Die Spezialkräfte veröffentlichten zudem ein Video, das Drohnenangriffe auf nordkoreanische Truppen in Kursk zeigen soll. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen nicht.
Ukrainische Armee meldet „herzlichen Empfang“ für Kims Truppen
Man habe den „nordkoreanischen Truppen in der Region Kursk einen herzlichen Empfang bereitet“, schrieben die Spezialkräfte zu dem Video. „Die Kämpfe dauern an“, hieß es weiter aus den Reihen der ukrainischen Armee.
In russischen Telegram-Kanälen war unterdessen zu Wochenbeginn von „mehr als 100 verletzten Nordkoreanern“ die Rede, die in einem Krankenhaus in Kursk behandelt würden. Auch diese Angaben lassen sich nicht überprüfen.
Selenskyj: Nordkoreanische Soldaten haben Verluste erlitten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits am Samstag erklärt, dass Russland bei den Kämpfern in Kursk „in erheblichem Ausmaß“ nordkoreanische Soldaten einsetze. Demnach kämpfen diese in gemischten Einheiten an der Seite russischer Soldaten.
In der russischen Grenzregion hatte die ukrainische Armee im August eine Offensive begonnen. Selenskyj hatte bereits im November gesagt, dass „einige“ nordkoreanische Soldaten dort an Kampfhandlungen teilgenommen und Verluste erlitten hätten. Dem ukrainischen Präsidenten zufolge hatte Pjöngjang 11.000 Soldaten nach Kursk verlegt.
Ukraine wirft Russland Vertuschung von nordkoreanischen Verlusten vor
Die USA und Südkorea gaben die Zahl der in Russland stationierten Nordkoreaner mit 10.000 an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte vor drei Wochen, er gehe davon aus, dass die Nordkoreaner „bald“ an Kampfhandlungen teilnehmen würden. Das US-Außenministerium hingegen hatte bereits am 13. November erklärt, Pjöngjangs Truppen hätten bereits damit begonnen zu kämpfen.
Am Montag beschuldigte Selenskyj Russland schließlich, die jüngsten Verluste bei den nordkoreanischen Truppen vertuschen zu wollen. „Russland schickt nicht nur nordkoreanische Truppen, um ukrainische Stellungen zu stürmen, sondern versucht auch, die Verluste dieser Leute zu verschleiern“, schrieb Selenskyj in den sozialen Netzwerken.
Bereits zuvor habe Russland versucht, die Anwesenheit von Kims Truppen in Kursk zu verbergen, führte Selenskyj aus. „Es war verboten, ihre Gesichter während der Ausbildung zu zeigen. Die Russen versuchten, jeden Videobeweis für ihre Anwesenheit zu löschen.“ Nun ergreife Russland noch „zynischere“ Maßnahmen, erklärte Selenskyj und veröffentlichte ein Video, das zeigen soll, wie russische Truppen versuchen, die Gesichter von getöteten Nordkoreaner unkenntlich zu machen.
„Demonstration der Respektlosigkeit gegenüber allem Menschlichen“
„Jetzt, nach den ersten Kämpfen mit unseren Kriegern, versuchen die Russen … die Gesichter der im Kampf gefallenen nordkoreanischen Soldaten buchstäblich zu verbrennen“, erklärte Selenskyj dazu. Dieses Vorgehen sei eine „Demonstration der Respektlosigkeit gegenüber allem Menschlichen“, die derzeit in Russland vorherrsche, fügte der ukrainische Präsident an. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Zu Wochenbeginn hatte jedoch auch das Pentagon über die Beteiligung von nordkoreanischen Truppen an den Kämpfen in Kursk berichtet. Kims Soldaten seien „vor etwa einer Woche“ in den Kampf eingetreten, erklärte Pat Ryder, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, am Montag.
USA bestätigen Verluste unter Kim Jong Uns Soldaten
„Wir haben Hinweise darauf, dass es sowohl Tote als auch Verletzte gibt“, sagte Ryder gegenüber Reportern bei einem Briefing im Pentagon. „Ich kann Ihnen keine konkreten Zahlen nennen, aber wir beobachten die Lage weiterhin“. Durch die Teilnahme an den Gefechten seien die nordkoreanischen Streitkräfte nun „legitime militärische Ziele für die Ukraine“, bekräftigte Ryder.
Ukrainische Militärs zeigten sich unterdessen verwundert über das Vorgehen der nordkoreanischen Verbände in Kursk. „Russische Truppen bewegen sich normalerweise in kleinen Gruppen und bleiben in der Nähe von Wäldern, um unseren Artillerieangriffen auszuweichen“, schilderte der Kommandeur einer Drohneneinheit seine Beobachtungen der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian.
Ukrainischer Kommandeur über Nordkoreaner: „Perfekte Ziele“
Die Nordkoreaner hingegen „hatten keine Angst, sich durch offene Felder zu bewegen“, hieß es weiter. „Es sind so viele von ihnen, sie verstehen nicht, was passiert“, fügte die anonyme Quelle an. Es sei schwer einzuschätzen, „ob es an ihrer Unwissenheit liegt oder ob die Russen sie absichtlich in solche Zustände schicken“, so der Kommandeur. „Sie sind perfekte Ziele für unsere Artillerie und Drohnen. Die Russen verhalten sich nicht so.“
Die ukrainische Armee hat seit ihrem überraschenden Vorstoß in Kursk unterdessen in den letzten Wochen einen großen Teil des eroberten russischen Gebiets wieder aufgeben müssen. Im November hieß es aus ukrainischen Armeekreisen, dass noch rund 800 Quadratkilometer zu diesem Zeitpunkt unter ukrainischer Kontrolle waren. Zuvor hatte die Ukraine laut eigenen Angaben 1400 Quadratkilometer in der Region Kursk besetzt gehalten.
Wladimir Putin will Ukraine aus Kursk vertreiben
Russland und Nordkorea haben sich seit dem Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine 2022 deutlich angenähert. Der Westen wirft dem international isolierten Nordkorea seit langem vor, Moskau Munition zum Einsatz in der Ukraine zu liefern. Russland soll Nordkorea unter anderem bei dessen Raketen- und Atomprogramm unterstützen.
Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt die Rückeroberung der von der Ukraine besetzten Gebiete in Kursk als nächste große Aufgabe für die russische Armee ausgegeben. Die Befreiung von Kursk sei die „heilige Pflicht der Streitkräfte“, erklärte Putin bei einem Treffen im Verteidigungsministerium in Moskau am Montag. (mit afp)