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Nach Angriff auf KrimUkraine meldet Tote und Verletzte – Putins Schwarzmeerflotten-Admiral darunter?

Lesezeit 4 Minuten
Admiral Wiktor Sokolow soll beim Angriff auf Sewastopol getötet worden sein. Er war der Oberbefehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte. (Archivbild)

Admiral Wiktor Sokolow soll beim Angriff auf Sewastopol getötet worden sein. Er war der Oberbefehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte. (Archivbild)

Die Ukraine spricht von „Toten und Verletzten, einschließlich der obersten Führung“, auch Vizeadmiral Wiktor Sokolow könnte darunter sein.

Nach dem massiven ukrainischen Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol am Freitag meldet die ukrainische Armee „Dutzende Tote und Verletzte, einschließlich der obersten Führung der Flotte“, Russland hatte bisher lediglich von einem vermissten Soldaten berichtet.

„Die mutige und sorgfältige Arbeit der Spezialeinheiten ermöglichte es ihnen, das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte ‚pünktlich und präzise‘ anzugreifen, während sich der leitende Stab der russischen Marine in der vorübergehend besetzten Stadt Sewastopol traf“, hieß es in der Erklärung der ukrainischen Streitkräfte, aus der der US-Sender CNN zitiert. Beweise hat Kiew für die Angaben bisher nicht vorgelegt.

Nach Angaben des Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, wurden bei dem Luftangriff auf das Marinehauptquartier am Schwarzen Meer auf der Krim neun Menschen getötet und 16 verletzt, darunter zwei Generäle. Berichte über den Tod des Oberbefehlshaber Wiktor Sokolow wollte Budanow gegenüber „Voice of America“ zunächst nicht bestätigen.

Angriff auf Krim: Berichte über Tod von Vizeadmiral Wiktor Sokolow

Zuvor hatte es unbestätigte Berichte über den möglichen Tod des Oberbefehlshabers der Schwarzmeerflotte gegeben. Russische Behörden kommentierten die zahlreichen Berichte in den sozialen Netzwerken über den möglichen Tod Sokolows am Freitagabend nicht, auch auf die Stellungnahme Kiews reagierte Moskau zunächst nicht.

Zunächst hatte ein lokaler Telegram-Kanal, der über die Halbinsel Krim berichtet, den Tod eines der russischen Top-Militärs am Freitagabend vermeldet, allerdings darauf verwiesen, die Angaben müssten noch überprüft werden. Kurz darauf berichtete die Geopolitik-Expertin Jessica Berlin im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) sie habe eine „inoffizielle Bestätigung“ von ukrainischen Quellen für den Tod Sokolows erhalten. „Der Kommandant der Schwarzmeerflotte, Admiral Wiktor Sokolow wurde beim heutigen Angriff auf Sewastopol getötet“, schrieb Berlin.

Massiver Angriff auf Sewastopol während Führungstreffen russischer Offiziere

Sokolow war im August 2022 zum Oberbefehlshaber der Schwarzmeerflotte ernannt worden, der 61-jährige Vizeadmiral folgte laut der russischen Nachrichtenagentur Tass auf Admiral Igor Osipow. Kurz vor der Beförderung Sokolows waren mehrere russische Kampfflugzeuge bei einer Explosion auf dem Luftwaffenstützpunkt Saki auf der Krim zerstört worden. Im Amt als Oberbefehlshabers soll Sokolow persönlich Raketenangriffe auf zivile Ziele in der Ukraine angeordnet haben. „Wenn er überlebt hätte, wäre er als Kriegsverbrecher angeklagt worden“, erklärte Berlin. Sokolow war 2016 auch an Russlands Militäreinsatz in Syrien als Flottenkommandant beteiligt.

Die „Nowaja Gaseta Europa“ berichtete unterdessen bereits am Freitagabend, während des Angriffs auf das Flottenhauptquartier in Sewastopol habe dort ein Führungstreffen stattgefunden. „Viele der Beamten scheinen verletzt worden zu sein“, zitierte die Zeitung Roman Svitan, ukrainischer Militärexperte und Reserveoberst der ukrainischen Streitkräfte. Ein russischer Offizier aus Sewastopol habe zudem über „viel mehr Opfer als offiziell angekündigt“ berichtet, heißt es in dem Bericht. „Wir sprechen von Dutzenden Militärangehörigen“, sagte der Offizier demnach.

Ukraine setzt Storm Shadow-Raketen gegen Flottenhauptquartier ein

Die „Nowaja Gaseta Europa“ wird von Redakteuren der ursprünglich unabhängigen russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ aus dem Exil in Lettland betrieben, nachdem Russland ihr im September 2022 sowohl die gedruckte Zeitung als auch die Onlinepräsenz der Zeitung verboten hatte. Fünf Journalisten der „Nowaja Gaseta“ wurden seit ihrem Bestehen bis 2021 ermordet. Zeitungsgründer Dmitri Muratow erhielt 2021 für die unabhängige Berichterstattung des Blatts den Friedensnobelpreis.

Über den ukrainischen Angriff wurden derweil weitere Details bekannt. So berichtete „Sky News“, die ukrainische Luftwaffe habe bestätigt, dass bei dem Angriff „Storm Shadow“-Raketen zum Einsatz gekommen seien. Es habe sich um „westliche Marschflugkörper“ gehandelt, erklärte Luftwaffensprecher Juri Ignat unterdessen gegenüber der „Nowaja Gaseta Europa“. Den Informationen der Zeitung zufolge sollen mindestens zwei der Raketen das Gebäude in Sewastopol getroffen haben. In anderen Berichten ist von drei direkten Treffern die Rede. Die Ukraine hat die Raketen von Großbritannien und Frankreich erhalten, die französische Version trägt den Namen „SCALP“.

Sewastopol: Videoaufnahmen zeigen mindestens zwei Raketen-Treffer

Videoaufnahmen, die nach dem Angriff in russischen Telegram-Kanälen und sozialen Medien veröffentlicht wurden, stützen diese Angaben. Auf einem der Videos ist zu sehen, wie eine Rakete im Flottenhauptquartier einschlägt, während bereits deutlich sichtbar Rauch aus dem Gebäude aufsteigt, was auf einen vorherigen Einschlag einer anderen Rakete hindeutet.

Der erfolgreiche Angriff auf eines der bestgeschützten Gebäude auf der von Russland seit 2014 illegal besetzten ukrainischen Halbinsel Krim weckt unterdessen Zweifel an der russischen Luftabwehr. Der Ukraine waren zuletzt mehrere massive Angriffe auf russische Militäranlagen auf der Krim gelungen.

Zunächst hatte Kiew ein russisches Trockendock angegriffen und dabei übereinstimmenden Berichten zufolge auch ein U-Boot zerstört. Dann folgten Angriffe auf einen Kommandoposten der Schwarzmeerflotte und den Militärflugplatz Saki. Zudem soll ein S-400-Luftabwehrsystem auf der Krim außer Kraft gesetzt worden sein.

Russische Medien spekulieren über Vergeltungsmaßnahmen Putins

„Russland kann die Schwarzmeerflotte und die militärischen Einrichtungen auf der Krim derzeit offenbar kaum schützen“, erklärte der Sicherheitsexperte Nico Lange am Freitagabend auf X. „Seit Wochen zerstört die Ukraine Stück für Stück Radaranlagen, Flugabwehr, Schiffe mit Radaren/Flugabwehr auf der Krim und westlich der Krim.“

Die russische Boulevardzeitung „MK“ spekulierte am Freitagabend unter Bezugnahme auf einen russischen Reserveoffizier über Vergeltungspläne im Kreml. Demnach werde Russland „Entscheidungszentren“ ins Visier nehmen. Angriffe auf „Entscheidungszentren in der Ukraine“ hatte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu bereits nach der Zerstörung der Hafenanlagen in Sewastopol angekündigt.