Die Ukraine hat erneut die russische Schwarzmeerflotte angegriffen. Ein mehr als 500 Millionen Euro teures S-400-System soll zerstört worden sein.
Angriffe auf Krim und KriegsschiffeUkraine zerstört wohl Russlands teuerstes Luftabwehrsystem
Infolge von Angriffen mit Wasserdrohnen in der Nacht zum Donnerstag hat die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge zwei russische Schiffe unweit der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim beschädigt. Es seien insgesamt zwei russische Patrouillenboote angegriffen worden, gab die Abteilung für strategische Kommunikation der Armee am Donnerstagabend bekannt. „Es gibt einige Schäden.“
Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Russland hat bislang lediglich einen Angriff auf die „Sergej Kotow“, eines der Patrouillenboote seiner Schwarzmeerflotte, eingeräumt – behauptet jedoch, alle fünf von der Ukraine eingesetzten Wasserdrohnen abgewehrt zu haben.
Krim: Ukraine zerstört offenbar Flugabwehrsystem im Wert von mehr als 500 Millionen Euro
In sozialen Netzwerken kursierte am Donnerstagabend unterdessen ein Video, das den Drohnenangriff auf ein Schiff der Wassili-Bykow-Klasse im Schwarzen Meer zeigen soll.
Angriffe hatte es in der Nacht auch auf die bereits seit 2014 von Russland annektierte Krim selbst gegeben. Nahe der Großstadt Jewpatorija soll ukrainischen Angaben zufolge ein modernes Flugabwehrsystem vom Typ S-400 Triumf getroffen worden sein.
Satellitenbilder zeigen Krater nahe Russlands S-400-Flugabwehrsystem
In sozialen Medien veröffentlichte Videos zeigten große Explosionen in der Nähe von Jewpatorija an der Südwestküste der besetzten Halbinsel. Für Russland wäre der Verlust eines S-400-Systems ein herber Schlag. Das Flugabwehrsystem hat laut „Business Insider“ einen Wert von rund 550 Mio. Euro.
Auf Satellitenbildern war zudem eine Reihe von Kratern in der Nähe eines bekannten Standorts einer S-400-Batterie erkennbar, die zuvor anhand von Fotos von russischen Touristen lokalisiert worden war, berichtete der britische „Guardian“.
Massive Angriffe auf russische Schwarzmeerflotte
Zuvor hatte die Ukraine in einem der für Russland verheerendsten Angriffe auf die Schwarzmeerflotte bereits zwei Kriegsschiffe und eine Reparaturwerft in Sewastopol attackiert. Satellitenaufnahmen legen nun nahe, dass ein russisches Landungsschiff und ein U-Boot der Kilo-Klasse dabei schwer beschädigt und möglicherweise sogar zerstört worden sind.
„Am 12. September veröffentlichte Satellitenbilder zeigen ein Landungsschiff der Ropucha-Klasse und ein U-Boot der Kilo-Klasse im Trockendock. Am 13. September veröffentlichte Satellitenbilder zeigen, dass der ukrainische Raketenangriff wahrscheinlich die beiden Schiffe zerstört hat“, hieß es im täglichen Lagebericht des US-Thinktanks Institute for the Study of War.
Freude in der Ukraine: „Es wurde erheblicher Schaden angerichtet“
Russische Beamte sprachen derweil nur davon, dass zwei Schiffe getroffen worden seien. In sozialen Medien kursierte unterdessen ein Video, dass die Schäden an dem russischen Landungsschiff zeigen soll.
„Es wurde erheblicher Schaden angerichtet und wir können jetzt sagen, dass die Schiffe höchstwahrscheinlich nicht wiederherzustellen sind“, sagte unterdessen Andriy Yusov, ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, in einem Fernsehinterview. Auch das Trockendock, in dem sich die beiden Kriegsschiffe befanden, wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Für Russland wäre es das erste im Kampf verlorene U-Boot seit 1945. „Die offensichtliche Zerstörung der beiden Schiffe wird das Trockendock wahrscheinlich funktionsunfähig machen, bis die russischen Streitkräfte die Trümmer beseitigen können“, hieß es bei den US-Analysten.
Ukraine setzt Storm-Shadow-Marschflugkörper gegen Ziele auf der Krim ein – Moskau droht
Bei dem Angriff auf Sewastopol sind laut ukrainischen und russischen Quellen die von Großbritannien gelieferten Storm-Shadow-Marschflugkörper zum Einsatz gekommen. In Moskau drohte Verteidigungsminister Sergei Schoigu deshalb mit Vergeltungsschlägen auf ukrainische „Entscheidungszentren“, sollten westliche Marschflugkörper für Ziele außerhalb des „Kampfgebiets“ eingesetzt werden. Ob damit auch die Krim gemeint ist, ließ der Minister offen.
Die gezielten Angriffe auf russische Stellungen auf der Krim und im Schwarzen Meer seien ein wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Gegenoffensive, erklärte eine ukrainische Quelle gegenüber dem US-Sender CNN.
Angriffe auf die Krim: Ukraine will Russlands Militärlogistik unterbrechen
Demnach will Kiew die Halbinsel so weiter isolieren und so die russische Kriegslogistik stören. Auch symbolisch haben die Angriffe auf die von Russland besetzte Halbinsel einen Wert. Der russische Präsident Wladimir Putin hält die Krim für russisches Staatsgebiet. Auch eine von Putin nach der Besatzung in Windeseile errichtete Brücke auf die Halbinsel war in der Vergangenheit immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe.
„Aus der Geschichte wissen wir, dass Krieg eine Prüfung des Willens und der Logistik ist“, erklärte der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa, Ben Hodges, im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter). „Die anhaltende Verschlechterung der russischen Logistik, wie beispielsweise die Zerstörung dieses Wartungsstandorts, führt schließlich zum Zusammenbruch der russischen Kampfkraft und Kampffähigkeiten“, fügte der hochrangige US-Militär an.
Ukraine attackiert Schwarzmeerflotte – und der von Elon Musk gefürchtete Atomschlag bleibt erneut aus
Die Angriffe auf die Krim und auf Ziele im Schwarzen Meer kommen rund eine Woche, nachdem bekannt geworden war, dass der US-Milliardär Elon Musk im Vorjahr einen ukrainischen Angriff auf die Schwarzmeerflotte verhindert hatte. Musk hatte eigenen Angaben zufolge russische Nuklearschläge als Vergeltung befürchtet. Nun hat Kiew gleich mehrfach in dieser Woche entsprechende Angriffe durchgeführt.
Die Weigerung Musks, der Ukraine zu helfen, könnte unterdessen ein Nachspiel für den Milliardär haben. US-Medien zufolge hat das der US-Senat eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. „Ein Ausschuss untersucht diese Angelegenheit intensiv von allen Seiten“, erklärte Senator Jack Reed. Die Ankündigung erfolgt kurz vor dem erwarteten Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im US-Kapitol nächste Woche.