Derzeit befinden wohl 4000 Wagner-Soldaten in Belarus. Zuletzt sollen sie in Richtung der polnischen Grenze vorgerückt sein.
Krieg kommt Nato-Grenzen näherPolen erhöht Militärpräsenz – Sorge vor Wagner-Söldnern in Belarus
Das polnische Verteidigungsministerium stuft die Verletzung des Luftraums durch Hubschrauber aus Belarus als gezielte Provokation gegen Polen und die Ostflanke der Nato ein. Vizeverteidigungsminister Wojciech Skurkiewicz sagte am Mittwoch: „Das ist absolut gefährlich. Wenn solche Situationen vorkommen und eskalieren, wird unsere Reaktion dem Gefahrenpotenzial angemessen sein.“
Das Ministerium in Warschau hatte nach längerer Prüfung bestätigt, dass Kampfhubschrauber aus dem Nachbarland am Dienstagmorgen bei Bielowieza durch polnischen Luftraum geflogen waren. Polen informierte die Nato über den Vorfall und beschloss, weitere Truppen an die Grenze zu Belarus zu entsenden. Zudem sollten zusätzliche Helikopter dort stationiert werden, so Skurkiewicz. Das belarussische Verteidigungsministerium wies den Vorwurf der Luftraumverletzung zurück.
Sorgen wegen zunehmender Aktivitäten der Wagner-Söldner
Polen ist unter anderem besorgt wegen zunehmender Aktivitäten der russischen Privatarmee Wagner im Nachbarland Belarus. „Wir haben gesagt, dass wir mit Provokationen rechnen, und das war eine kurzzeitige Provokation“, sagte Vizeinnenminister Maciej Wasik.
Mit Rumänien sieht ein weiteres Nato- und EU-Mitglied das Heranrücken des Ukraine-Kriegs an seine Grenzen mit großer Sorge. Staatspräsident Klaus Iohannis verurteilte neue russische Angriffe auf ukrainische Donauhäfen scharf. „Russlands fortgesetzte Angriffe auf die zivile Infrastruktur an der Donau, in der Nähe Rumäniens, sind inakzeptabel. Das sind Kriegsverbrechen, die die Fähigkeit der Ukraine beeinträchtigen, ihre Nahrungsmittelprodukte an die Bedürftigen in der Welt zu leiten“, schrieb Iohannis bei Twitter. Laut Medien gab es am Mittwoch im Hafen von Ismajil an der Donau Explosionen und Feuer. Mindestens ein Getreidesilo sei beschädigt worden.
Getreideabkommen:Telefonat zwischen Putin und Erdogan
Das von Russland jüngst aufgekündigte Getreideabkommen mit der Ukraine war gestern Thema eines Telefonats zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dieser hatte sich stets für die Weiterführung der Übereinkunft zum Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer eingesetzt. Über Ergebnisse des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Russland will das im Vorjahr von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Abkommen erst wieder einsetzen, wenn es seine Forderungen nach einer Lockerung bestimmter Sanktionen erfüllt sieht.
Die russische Kriegsmarine hält derweil in der Ostsee nach Angaben aus Moskau ein Manöver mit mehr als 30 Schiffen und etwa 6000 Soldaten ab. Bei der Übung „Ozeanschild 2023“ gehe es um die Überprüfung der Bereitschaft der Flotte, Russlands Interessen in der Region zu schützen, so das Verteidigungsministerium. Außer Kriegsschiffen seien Versorgungseinheiten und Flugzeuge im Einsatz.
Brandanschläge in Russland
Trainiert würden etwa Maßnahmen zum Schutz des Seefunkverkehrs, der Küstenregionen und des Transports von Militärgütern. „Insgesamt ist geplant, mehr als 200 Kampfübungen zu absolvieren, darunter auch die praktische Anwendung von Waffen“, hieß es weiter. Russland hatte mit Blick etwa auf die Aufnahme Finnlands in die Nato angekündigt, seine Präsenz im Ostseeraum zu verstärken.
Vor einer befürchteten neuen Mobilmachung in Russland wurden erneut Kreiswehrersatzämter Ziele von Brandanschlägen. Bei St. Petersburg griff ein 76-Jähriger eine Militäreinrichtung mit Molotow-Cocktails an. In Wolgograd wurde eine 82-Jährige beim Versuch festgenommen, ein Militärkommissariat anzuzünden. Schätzungen russischer Regierungsgegner zufolge gab es seit Kriegsbeginn über 130 Brandanschläge auf Regierungs- und Militärobjekte, davon 30 allein seit dem Wochenende.
In der Ukraine griffen russische Drohnen nach Behördenangaben gestern erneut die Hauptstadt Kiew und andere Teile des Landes an. In der Schwarzmeerregion Odessa wurde dabei die Infrastruktur der Häfen beschädigt, wie die Flugabwehr mitteilte. Bei den russischen Attacken seien insgesamt 23 Drohnen vernichtet worden. (dpa)