In einer spät am Mittwochabend veröffentlichten Erklärung äußert sich Wladimir Putin zu Sanktionen gegen Russland – und beginnt zu lästern.
Nächtliche Erklärung wirft Fragen aufPutin lästert über „Sanktionsrausch“ – und Bettwanzen in Europa
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich abfällig über die internationalen Sanktionen geäußert, mit denen sein Land nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine belegt worden war. Zudem warnte Putin vor „Sabotage“ und „Provokationen“ des Westens und erinnerte dabei an die Sprengung der Nord Stream-Pipelines und kürzliche Beschädigung einer Gaspipeline zwischen Estland und Finnland. „Solche Dinge können natürlich gegen uns verwendet werden“, erklärte Putin.
Wladimir Putin über Sanktionen: „Je weniger Schrott, desto besser“
„Unsere Partner treiben jetzt ihre Fantasien ins Absurde und verbieten die Einfuhr von Schraubenziehern, Nadeln und so weiter nach Russland“, sagte der Kremlchef und fügte an: „Aber je weniger Schrott, desto besser. Es besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass Bettwanzen aus den europäischen Megastädten zu uns exportiert werden“, sagte er in Anspielung auf die Ängste vor einer Ausbreitung der Schädlinge in europäischen Ländern. Zuletzt haben die Parasiten vor allem in Frankreich und auf Mallorca für Probleme gesorgt.
Putin versuchte zudem, die verhängten Sanktionen als mehr oder weniger wirkungslos darzustellen. „Am Ende, wie wir sehen – was völlig offensichtlich ist, wie aus den Statistiken hervorgeht – treffen sie ihre eigene Wirtschaft, ihre Arbeitsplätze“, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria den Kremlchef. Der Westen befinde sich in einem „Rausch der Sanktionen“, erklärte Putin demnach weiter.
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Ganz so wirkungslos, wie von Putin dargestellt, scheinen die Sanktionen jedoch nicht zu sein. Der Kremlchef hat staatliche Stellen im Land aufgefordert, stärker gegen die hohe Inflation im Land vorzugehen. „Ich weise die Behörden und die Bank von Russland noch einmal darauf hin, wie wichtig ein wirksames und koordiniertes Vorgehen zur Senkung der Inflation ist“, sagte Putin am Mittwoch in einer im Fernsehen übertragenen Sitzung.
Russland: Krieg gegen die Ukraine hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen
Die Teuerungsrate in Russland verharrt auf hohem Niveau, dazu tragen die Schwäche des Rubels und die gestiegenen Rüstungskosten für die Militäroffensive in der Ukraine bei. Dies betreffe „direkt das Wohlbefinden russischer Familien und unserer Bürger“, sagte Putin. Der Kremlchef räumte zudem ein, dass sich der Druck durch die Sanktionen westlicher Staaten erhöhen werde und der russische Staat sich darauf vorbereiten müsse.
Die russische Offensive in der Ukraine hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes. In der vergangenen Woche erhöhte die Zentralbank in Moskau den Leitzins auf den unerwartet hohen Wert von 15 Prozent – und begründete dies mit der jährlichen Inflationsrate, die deutlich über den angestrebten vier Prozent liegt.
Putins nächtliche Erklärung führt zu Irritationen in Russland
Dass Putin seine Erklärung zur wirtschaftlichen Lage des Landes erst spät am Mittwochabend verbreitete, sorgte unterdessen für Fragen in Russland. Zuletzt war es zu Spekulationen um den Gesundheitszustand des Kremlchefs gekommen. Der abendliche Auftritt sei jedoch einfach zu erklären, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag gegenüber Ria.
Der „Arbeitsplan“ Putins sei „ziemlich intensiv“, so Peskow. „Oft hält der Präsident vor wichtigen Treffen, etwa zu Wirtschaftsthemen, separate Treffen ab, ruft die Teilnehmer noch einmal an und einigt sich auf einige Positionen. Das braucht Zeit. Deshalb begann es über Nacht“, führte der Präsidentensprecher aus. (mit afp)