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Kommentar zum 9-Euro-TicketScheitern als Chance

Lesezeit 2 Minuten
9 Euro Ticket Symbolbild 060622

Ein Kommentar von Ankea Janßen zu dem 9-Euro-Ticket am Pfingstwochenende und der Zukunft des Nahverkehrs.

Wer am Pfingstwochenende das Auto stehen ließ, um mit Rad und 9-Euro-Ticket ans Meer zu reisen, strandete im schlimmsten Fall am Gleis statt an der Küste. Und die, die der Bahn ohnehin kritisch gegenüberstehen, fühlen sich in ihren Befürchtungen bestätigt, dass das ja schiefgehen musste. „Vorhersehbares Chaos“, moniert auch der Fahrgastverband Pro Bahn.

Dabei macht das 9-Euro-Ticket auch Hoffnung: Binnen Wochen schaffte es die Regierung, die Preise für Bus und Bahn auf ein Minimum zu reduzieren. Die gigantischen Verkaufszahlen und Bilder von überfüllten Bahnhöfen zeigen, dass der Wille der Bevölkerung zu einer Verkehrswende vorhanden ist. Stimmt der Preis, bleibt das Auto stehen.

Netz der Bahn ist überfordert

Das Ticket also ist mitnichten ein Fehler. Aber es zeigt, was seit Jahrzehnten schiefläuft. Das Netz der Bahn ist für das große Fahrgastaufkommen durch das 9-Euro-Ticket – vor allem am Wochenende – nicht gerüstet. Was der Konzern über Jahre kaputtgespart hat, wird im Juni, Juli und August für mehr Frust und Ärger sorgen denn je. So bleibt auch die Frage, ob die Sommermonate der richtige Zeitpunkt für einen derartigen Stresstest sind, den die Bahn definitiv nicht bestehen wird.

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Doch das Scheitern ist auch eine Chance: Damit die Koalition ihr Ziel erreicht, bis 2030 doppelt so viele Menschen wie heute auf die Schienen zu bringen, müssen aus den Lehren des 9-Euro-Tickets Taten folgen. Die wichtigsten lauten Sanierung, Ausbau und dauerhaft attraktive Preise. Andernfalls gewinnt die Bahn nicht Fahrgäste, sondern verliert sie. Die Verkehrswende in Deutschland wäre dann in großer Gefahr – und das wäre fatal.

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