Wenn ein Krimineller unter dem Behörden-Radar hindurch immer wieder straffällig wird, dann fehlt es an Kontrolle, Betreuung, aber auch an schnellerer Reaktion der Justiz. Es geht darum, Menschenleben zu schützen.
Kommentar zu Messerangriff im RegionalzugGefährliche Lücken in unserem System
Er ist 33, stammt aus dem Gaza-Streifen, lebt seit 2014 in Deutschland und hat mehrere Vorstrafen. Seit Mittwochnachmittag, seit der tödlichen Messerattacke in einem norddeutschen Regionalzug, sind Herkunft und kriminelle Vergangenheit des mutmaßlichen Täters von Brokstedt ein Thema. Auch weil es zuletzt eine Reihe von aufsehenerregenden Gewalttaten gab, die junge Geflüchtete begangenen haben. Gibt es ein Muster? Einen erkennbaren Zusammenhang, der Schlüsse zuließe, wie auf solche Fälle zu reagieren ist?
Eine Antwort ergibt sich nicht aus der Herkunft, denn die Hintergründe, die Lebenswege und die Auslöser für die Taten sind viel zu unterschiedlich. Aber eine Antwort könnte sich aus der Frage ergeben, warum gewaltbereite, behördenbekannte Mehrfach-Täter – egal welcher Nationalität – nicht von einer solchen Tat abgehalten werden können. Ganz offensichtlich gibt es Lücken in unserem System, das stark auf Wiedereingliederung und Resozialisation ausgerichtet ist.
Menschen, die unseren Rechtsstaat verachten mit mehr Klarheit begegnen
Dies hat seine Berechtigung, aber die Prävention gehört mehr in den Fokus. Wenn ein Krimineller unter dem Behörden-Radar hindurch immer wieder straffällig wird, ohne festen Wohnsitz aus der Haft entlassen wird und offenbar erneut eine Gewalttat begeht, dann fehlt es an Kontrolle, Betreuung, aber auch an schnellerer Reaktion der Justiz. Hier geht es darum, Täter entschieden zu stoppen, bevor es weitere Opfer gibt.
Ahmad Mansour, Psychologe mit israelisch-arabischer Herkunft, brachte es nach dem Messerangriff am Mittwoch auf den Punkt: „Wir müssen den Menschen, die unseren Rechtsstaat verachten, mit mehr Klarheit entgegentreten und sie im gegebenen Fall auch abschieben.“