AboAbonnieren

Kommentar zu Carola RacketeEine Schande für Europa

Lesezeit 2 Minuten
Festnahme Rackete

Seawatch-Kapitänin Carola Rackete bei der Festnahme in Italien

  1. Seawatch-Kapitänin Carola Rackete wurde festgenommen, weil sie Menschenleben rettete.
  2. Dabei sollte es allgemeingültig sein: Menschen in Not müssen gerettet und in Sicherheit gebracht werden.
  3. Das darüber nun verhandelt wird, ist nicht weniger als ein Skandal, kommentiert unser Autor.

Köln – Was Carola Rackete auf hoher See getan hat, hätte auch jeder andere Schiffsführer machen müssen: Menschen in Seenot sind zu retten und an einen sicheren Ort zu bringen. Das gilt – ein Skandal, dass man das im heutigen Europa eigens betonen muss – für alle Schiffbrüchigen, für Passagiere einer brennenden Fähre ebenso wie für Flüchtlinge, die versuchten, unerlaubt nach Europa zu gelangen. Das Leben eines jeden Menschen ist zu schützen. Punkt.

Italienische Regierung nimmt Eskalation in Kauf

Sollte Rackete im Hafen von Lampedusa tatsächlich ein Polizeiboot gefährdet haben, dürfen die italienischen Behörden dieses Verhalten natürlich prüfen. Dabei ist aber nicht zu vergessen, wer die Eskalation zumindest billigend in Kauf genommen hat: Die italienische Regierung, getrieben von Innenminister Matteo Salvini, erklärt die Seenotrettung zum Verbrechen, bestraft sie drakonisch und sperrt ihre Häfen für Schiffe mit Flüchtlingen. Auch eine Zusage von fünf Ländern, Flüchtlinge von Bord der „Sea-Watch III“ aufzunehmen, bewegt den Scharfmacher in Rom nicht dazu, die Registrierung dieser Menschen zuzulassen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber bei aller notwendigen Kritik an Salvini: Er ist nicht der einzige europäische Politiker, der für die unerträgliche Lage im Mittelmeer verantwortlich ist. Die EU insgesamt liefert an ihrer Südküste ein Beispiel kollektiven Versagens. Bezeichnend ist das Scheitern der Marinemission „Sophia“, aus der die Bundeswehr gestern die letzten Soldaten abgezogen hat. Man verzichtet auf gemeinsame Grenzsicherung und Flüchtlingshilfe – und überlässt das Mittelmeer Schlepperbanden, die darauf setzen, dass private Retter sich schon um die Opfer ihrer Geschäfte kümmern werden. Eine Schande für Europa und eine Verhöhnung jener christlichen Werte, auf die sich Salvini so gern beruft.