Die Zugehörigkeit zu einer Kirche sollte eigentlich nicht von einer Steuerzahlung abhängen. Die Kirchensteuer zu streichen, könnte unerwünschte Konsequenzen haben.
Weg mit der Kirchensteuer?Warum Religionsgemeinschaften sich nicht allein auf Vermögen und Spenden verlassen sollten
Weg mit der Kirchensteuer? Ob es zu so einer Entscheidung kommen sollte, ist keine politische, sondern allein eine theologische Frage. Der Staat fungiert hier ja nur als Dienstleister der Religionsgemeinschaften, die jeweils für sich die Frage beantworten müssen, ob sie die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder zur jüdischen Gemeinde allen Ernstes von einer Steuerzahlung abhängig machen und Verweigerern ihre Amtshandlungen vorenthalten wollen. Wie verträgt sich das mit der Vorstellung einer unwiderruflichen Heilszusage Gottes?
Mancher mag das italienische Modell einer Kulturabgabe schick finden, der man sich durch Kirchenaustritt nicht entziehen kann. Aber die ist viel niedriger als die deutsche Kirchensteuer. Eine Einführung mit den gewohnten deutschen Hebesätzen ist unvorstellbar.
So oder so aber werden die Kirchensteuereinnahmen nach 2030 dramatisch einbrechen. Die Kirchen müssen andere Finanzierungswege suchen und tun es — Vermögenseinnahmen (wer klug ist, baut Wohn- und Geschäftshäuser) und Spenden. Wären sie nur darauf angewiesen, dann würden allerdings große regionale Ungleichgewichte und die Abhängigkeit von Großspendern drohen. Es wäre eine Rückkehr zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Verhältnissen, in denen wenig am lokalen Kirchenpatron vorbeiging.
Auch wenn die Kirchensteuereinnahmen schrumpfen, bleiben sie daher als Korrektiv, als Schutz vor solchen Abhängigkeiten wichtig. Ob allerdings die Kirchen, die doch — zu Recht — viel über ihre Arbeit zugunsten der ganzen Gesellschaft sprechen, das Verweigern der Steuerzahlung weiter als Ausschlusskriterium sehen sollten, das müssen sie sich gut überlegen.