Kirillow starb durch einen an einem Elektroroller angebrachten Sprengsatz. Der ukrainische Geheimdienst soll verantwortlich sein.
Sprengsatz an RollerUkraine soll russischen Kommandeur und Putin-Propagandisten in Moskau getötet haben
In Moskau ist offiziellen russischen Angaben zufolge ein ranghoher Angehöriger der Armee getötet worden. Wie die Nachrichtenagentur Tass mitteilt, handelt es sich um Igor Kirillow, den Chef der Strahlen-, Chemie- und Bioschutzkräfte. Kirillow soll bei einer Explosion am Rjasanski-Prospekt, rund sieben Kilometer vom Kreml entfernt, ums Leben gekommen sein.
Es soll laut Tass ein in einem Elektroroller angebrachter Sprengsatz explodiert sein. Auch ein Assistent Kirillows, der laut Tass seit 2017 Kommandeur der russischen ABC-Schutztruppen war, soll gestorben sein. Der Vorfall soll sich am Dienstagmorgen (17. Dezember) im Eingangsbereich eines Wohnhauses ereignet haben. Der Eingang des Gebäudes wurde schwer beschädigt und die Fensterscheiben mehrerer Wohnungen gingen zu Bruch, wie auf Fotos zu sehen war, die von russischen Medien veröffentlicht wurden.
Es wurde eine Untersuchung wegen Mordes eingeleitet. „Ermittler, Kriminologen und Einsatzkräfte sind vor Ort“, heißt es in der Meldung. Sämtliche Umstände der Tat seien geklärt. Der Bereich um das Wohnhaus wurde abgesperrt.
Inzwischen gibt es mehrere Berichte, denen zufolge Kirillow bei einer Operation des Geheimdienstes der Ukraine (SBU) ums Leben kam. So berufen sich CNN und „Kyiv Independent“ auf interne Quellen. „Kirillow war ein Kriegsverbrecher und ein absolut legitimes Ziel, da er den Befehl gab, verbotene chemische Substanzen gegen das ukrainische Militär einzusetzen“, zitiert CNN seine Quelle. Es handele sich um eine „Vergeltung für Kriegsverbrechen“.
Kirillow soll für Chemiewaffeneinsatz in Ukraine verantwortlich sein
Der 54-Jährige wird von der Ukraine des Einsatzes verbotener Chemiewaffen gegen das ukrainische Militär beschuldigt. „Kyiv Independent“ berichtet, der Generalleutnant sei am 16. Dezember in Abwesenheit wegen des Einsatzes verbotener Chemiewaffen in der Ukraine angeklagt worden. „Auf Kirillows Befehl wurden seit Beginn des Krieges mehr als 4.800 Fälle des feindlichen Einsatzes chemischer Munition registriert“, zitiert die Zeitung den Inlandsgeheimdienst der Ukraine (SBU).
Großbritannien verhängte am 8. Oktober demnach Sanktionen gegen Kirillow und seine Einheit wegen des Einsatzes chemischer Waffen auf den Schlachtfeldern in der Ukraine. Großbritannien und die USA werfen Russland vor, entgegen der Chemiewaffenkonvention (CWC) den Giftstoff Chlorpikrin gegen ukrainische Truppen eingesetzt zu haben. „Großbritannien wird nicht tatenlos zusehen, während Putin und sein Mafiastaat das Völkerrecht mit Füßen treten, darunter auch die Chemiewaffenkonvention“, hatte Außenminister David Lammy gesagt.
Chlorpikrin ist ein chemischer Kampfstoff, der die Lunge angreift. Er wurde auch im Ersten Weltkrieg eingesetzt.
Igor Kirillow: „Sprachrohr für die Desinformation des Kremls“
Kirillow galt zudem als Propagandist des Kreml und als Kriegshetzer. Laut britischer Regierung war der Kommandeur „ein wichtiges Sprachrohr für die Desinformation des Kremls“, er habe „Lügen verbreitet, um Russlands gefährliches Verhalten zu verschleiern“, berichtet NBC. Kirillow wiederum hatte der Ukraine unter anderem vorgeworfen, Biolabors der USA auf ihrem Gebiet zu betreiben.
Die Tötung des russischen Kommandeurs erfolgte einen Tag nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin Erfolge in der Ukraine gemeldet hatte. Bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen der russischen Armeeführung sagte er, die russischen Truppen seien an der gesamten Front im Vorteil. Der Vormarsch der Armee habe sich beschleunigt. 2024 sei „das entscheidende Jahr bei der Erreichung der Ziele“ der Offensive im Nachbarland, betonte Putin. (mit afp, dpa)