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Haley will US-PräsidentschaftDie Republikaner – reif für eine Frau?

Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump hält Nikki Haleys Hand, während sie ihn anlächelt.

Früher war mehr Harmonie: Nikki Haley und Donald Trump 2018 im Weißen Haus.

Nikki Haley, ehemals UN-Botschafterin für Donald Trump, hat hehre Pläne bekannt gegeben: Die Republikanerin strebt nach dem höchsten Amt der USA, der Präsidentschaft. Damit tritt sie gegen Trump an.

Im innerparteilichen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner für 2024 bekommt Donald Trump weibliche Konkurrenz. Es sei an der Zeit, dass eine „neue Generation die Führung übernimmt“, sagte Nikki Haley gestern in einem Video. Heute will sie bei einer Großveranstaltung in Charleston ihren Hut offiziell in den Ring werfen.

Die Kandidatur Haleys als erste asiatisch-amerikanische Frau ist ein Meilenstein für die konservative Partei. Doch kann die frühere Trump-Getreue tatsächlich gegen ihren Ex-Chef bestehen? Sie solle sich die Schmach doch besser ersparen, unken ihre Kritiker auf Twitter – und dürften damit Haleys Ehrgeiz nur weiter anheizen.

Noch gilt Haley als Außenseiterin

Noch gilt die 51-Jährige in der „Grand Old Party“ (GOP) als Außenseiterin. Laut einer Umfrage im Auftrag von „Newsweek“ unter 3459 Republikanern sagte knapp die Hälfte, ihr Favorit sei Trump. 31 Prozent sprachen sich für Ron DeSantis aus, den Gouverneur von Florida, acht Prozent für den Ex-Vizepräsidenten Mike Pence. Für Haley gab es gerade mal drei Prozent.

Und doch gibt es manches, das für sie spricht. Eine Umfrage, die jüngst von der konservativen Anti-Trump-Website „The Bulwark“ durchgeführt wurde, ergab, dass sich potenzielle GOP-Wähler mehrheitlich jemanden anderen als Kandidaten der Partei für 2024 als Trump wünschen. Und Nikki Haley ist nicht irgendwer. Sie kann auf zwei erfolgreiche Amtszeiten als Gouverneurin von South Carolina verweisen, bevor sie in die Bundespolitik wechselte.

Politisch: Konservativ, weltgewandt, stark

Geboren wurde Nimrata Nikki Randhawa 1972 als Kind indischer Einwanderer. Mit 24 Jahren heiratete die Buchhalterin den Soldaten Michael Haley und konvertierte später zum Christentum. Als Finanzchefin baute sie das von ihrer Mutter gegründete Bekleidungsgeschäft zu einem Unternehmen mit Millionenumsätzen aus.

Politisch steht Haley für einen stramm konservativen Kurs. Sie tritt für weniger Staat und niedrige Steuern ein und hat sich sowohl klar gegen die gleichgeschlechtliche Ehe wie gegen die Krankenversicherungsreform „Obamacare“ positioniert. Die zweifache Mutter ist auch gegen Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche.

Wenn man zurücktritt, tut es ihnen mehr weh, wenn man Absätze trägt.
Nikki Haley zur Frage, wie sie als US-Präsidentin mit China und Russland umgehen würde

Haley gilt als weltgewandt und außenpolitisch sattelfest. Als Botschafterin bei den Vereinten Nationen unter Trump machte sie eine starke Figur. Sie setzte Sanktionen gegen Nordkorea durch, leitete den Rückzug der USA aus dem Menschenrechtsrat und galt als Schlüsselfigur bei der Erhöhung des Drucks auf das Mullah-Regime im Iran. Wiederholt kam es dabei auch zu Spannungen mit Trump, unter anderem, als Haley eine härtere Gangart bei den Sanktionen gegenüber Russland einforderte. Dass sie ihren eigenen Kopf hat, zeigte sie schließlich, als sie den Job Ende 2018 vorzeitig an den Nagel hing.

Haley hat sich von Trump distanziert

Ausdrücklich gebrochen hat Haley bis heute gleichwohl nicht mit Trump. Doch sie ist auf Distanz gegangen. So sagte sie über seine Rolle beim gewalttätigen Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 dem Onlinemagazin Politico: „Wir müssen einsehen, dass er uns im Stich gelassen hat. Er ging einen Weg, den er nicht hätte gehen sollen, und wir hätten ihm nicht folgen sollen.“

Im selben Jahr ließ Haley auch wissen, dass sie selbst keine Kandidatur um das Präsidentschaftsamt anstrebe, wenn Donald Trump kandidieren würde. Das ist offenbar Schnee von gestern. Trump lässt das kalt: „Menschen ändern ihre Meinung. Also habe ich gesagt: Wenn dein Herz es will, dann musst du es tun“ – wohl wissend, dass die Reaktionen seiner Anhängerschaft auf Haleys Schritt wohl alles andere als schmeichelhaft sein werden.