Proteste von Extinction RebellionWie weit darf Klima-Protest gehen?

Aktivisten der Klimabewegung "Extinction Rebellion" führen zum Auftakt ihrer Aktionswoche bei einer Blockade der Zufahrten zum Großen Stern an der Siegessäule eine Aufführung auf.
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- Mit Blockaden und Protesten in Berlin haben Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion für eine strengere Klimapolitik demonstriert.
- Was fordert die Gruppe? Macht es Sinn, dass sich neben Fridays for future eine weitere Klimabewegung formiert?
Berlin – Das Klimaaktionsbündnis ExtinctionRebellion hat in Berlin mit Straßenblockaden seine Protestaktion für mehr Klimaschutz gestartet. Für die kommenden beiden Wochen plant die Gruppe zahlreiche Proteste in Dutzenden Städten weltweit. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Bündnis:
Was fordert die Gruppe „Extinction Rebellion“?
Die Aktivisten in Deutschland rufen die Bundesregierung dazu auf, „die existenzielle Bedrohung der ökologischen Krise“ offenzulegen und den Klimanotstand auszurufen. Daneben sollten auch Medien und andere gesellschaftliche Institutionen kommunizieren, wie dringend ein Umsteuern in der Klimapolitik sei. Konkret fordert Extinction Rebellion, den von Menschen verursachten Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2025 radikal zu senken. Außerdem sprechen die Aktivisten sich dafür aus, Bürger bei Entscheidungen zum Klimaschutz stärker einzubeziehen.
Mit welchem Methoden protestieren die Aktivisten?
Vor allem ist die Gruppe für Aktionen zivilen Ungehorsams bekannt. Im Berufsverkehr am Montagmorgen blockierten beispielsweise tausend Aktivisten den Berliner Verkehrsknotenpunkt an der Siegessäule. „Wir sind bereit, uns verhaften zu lassen und ins Gefängnis zu gehen“, erklärt die Gruppe auf ihrer Internetseite.
Was ist in den beiden Aktionswochen geplant?
In Deutschland konzentrieren sich die Proteste auf Berlin. Rund um den Globus plant die Gruppe Proteste in rund 60 Städten. Schwerpunkte sind Europa, Nordamerika und Australien. Proteste sind aber auch in Argentinien, Südafrika und Indien vorgesehen. Das Aktionsbündnis hofft, allein in London 20 000 bis 30 000 Menschen für Blockaden rund um das Parlament und Regierungsgebäude zu mobilisieren.

Aktivisten der Klimabewegung Extinction Rebellion besetzen die Fahrbahn am Großen Stern um die Siegessäule.
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Was unterscheidet Extinction Rebellion von Fridays For Future?
Inhaltlich stehen die Gruppen einander nah und verweisen auch immer wieder aufeinander. So hielt auch die bekannteste deutsche Fridays-For-Future-Aktivistin Luisa Neubauer gestern bei einer Veranstaltung von Extinction Rebellion eine Rede. „Wir brauchen Menschen, die in Massen, in nie dagewesenen Massen auf die Straßen gehen und anfangen, Teil der Lösung zu werden“, sagte Neubauer am Potsdamer Platz in Berlin. Das Problem in Deutschland sei nicht nur eine resignierte Politik. „Es ist auch eine Gesellschaft, die vergessen hat, politisch zu sein.“
Carola Rackete in Berlin
Bei einer Kundgebung an der Siegessäule in Berlin forderte die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete die Bundesregierung auf, mehr für den Klimaschutz zu tun. Dazu gehöre auch, den Klimanotstand auszurufen. Es handele sich um eine existenzielle Krise. Mit Blick auf das Konzept von „Extinction Rebellion“ erinnerte Rackete an andere Bewegungen des zivilen Ungehorsams wie etwa die indische Freiheitsbewegung und den Kampf gegen den Apartheidsstaat in Südafrika.
Fridays For Future ist jedoch weniger für zivilen Ungehorsam und mehr für angemeldete Demonstrationen bekannt. Bislang konnte die Bewegung zudem in Deutschland weitaus mehr Menschen mobilisieren als ExtinctionRebellion. Die Fridays-For-Future-Aktivisten treten weniger radikal auf und sprechen dadurch mehr Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel Familien mit Kindern an.
Was sagen Kritiker von Extinction Rebellion?
Zu Beginn der Aktionswochen kam Kritik aus der Politik, etwa von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). „Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr, das geht nicht“, sagte er. Solche Aktivisten seien „dann auch kein Gesprächspartner“. Auch der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold kritisierte das Vorgehen von Extinction Rebellion, die mit Drohnen in London den Flugverkehr behindern wollten. „In keiner Demokratie darf man Veränderung durch Protest erzwingen – bei Drohnen am Flughafen gehen Proteste zu weit“, sagte er. (afp/dpa)
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