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Jetzt muss „der Beste“ ranBuschmann soll die FDP vor dem Abstieg retten

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Ex-Justizminister Marco Buschmann ist der neue Generalsekretär der FDP.

Ex-Justizminister Marco Buschmann ist der neue Generalsekretär der FDP.

Marco Buschmann ist der neue Generalsekretär der FDP. Auf den ehemaligen Justizminister wartet vor der Wahl im Februar eine Herkulesaufgabe.

Die Vorschusslorbeeren fallen üppig aus: Marco Buschmann sei „der beste Wahlkampforganisator und Programmatiker“ der FDP, urteilte Parteichef Christian Lindner am Montag bei der offiziellen Vorstellung seines neuen Generalsekretärs. So groß wie das Lob für Buschmann ist auch dessen Aufgabe - er hat weniger als drei Monate Zeit, um die FDP aus Krise und Umfragetief zu einer erfolgreichen Bundestagswahl zu führen.

Christian Lindner: Großes Lob für Marco Buschmann

Helfen könnte dem 47-Jährigen ein altes Motto: „Jammern hilft nix“, das sei eine der Maximen bei seinem Aufwachsen im Ruhrgebiet gewesen, sagte Buschmann einmal in einem Podcast. Auch am Montag verwies er auf seine Herkunft „aus diesen berühmten kleinen Verhältnissen, über die so häufig gesprochen wird“.

Er habe in seiner Familie erlebt, „welchen Unterschied es gemacht hat, als plötzlich die Sorgen ums Geld im Laufe der 80er-Jahre kleiner wurden, weil plötzlich Wirtschaftswachstum da war“, berichtete Buschmann. Auch habe er „das große Privileg genossen“, durch das gute Bildungssystem eines wohlhabenden Landes „das zu durchleben, was viele den sozialen Aufstieg nennen“. Er wünsche sich, dass Deutschland sich wieder „diese Möglichkeiten leisten kann“.

Das Aufwachsen in einfachen Verhältnissen hat Buschmann mit Lindner gemeinsam - ebenso die Herkunft aus Nordrhein-Westfalen. Die beiden kennen sich schon lange und gelten als enge Vertraute. „Ich weiß nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, ohne Marco Buschmann ein Comeback der FDP am 23. Februar zu erreichen“, sagte Lindner am Montag über seinen neuen Generalsekretär.

Buschmann war Justizminister der Ampel-Koalition

Buschmann kam am 1. August 1977 in Gelsenkirchen zur Welt und wuchs nahe dem Gelsenkirchener Parkstadion auf, lange Heimat des FC Schalke 04. Wie Lindner trat auch Buschmann früh in die FDP ein, übernahm bald Funktionen bei den Jungen Liberalen und in der Bezirkspartei.

Von 2009 bis zum zwischenzeitlichen Ausscheiden der Liberalen 2013 saß Buschmann im Bundestag und beackerte für seine Fraktion vor allem die Rechtspolitik. Anschließend stieg er in der Partei auf, war Generalsekretär der NRW-FDP und Bundesgeschäftsführer. Zudem nutzte der Jurist Buschmann die Zeit für seine Dissertation über das Eigentumsrecht in der Europäischen Union.

Ab 2017 ging es im Bundestag weiter, Buschmann wurde Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion mit ihrem Vorsitzenden Lindner. Mit Bildung der Ampel-Koalition 2021 wurde Buschmann Bundesjustizminister. In diesem Amt galt er als fleißig und besonnen; zugleich bissen sich die Koalitionspartner manches Mal an seiner Argumentation gegen bestimmte Vorhaben die Zähne aus.

FDP: Neuer Generalsekretär Buschmann hat Herkulesaufgabe vor sich

Als das Ampel-Bündnis Anfang November platzte, trat Buschmann umgehend zurück. Seither rutschte die FDP angesichts von Enthüllungen über verschiedene Strategiepapiere und -runden zur Beendigung der Koalition tief in die Krise. Generalsekretär Bijan Djir-Sarai nahm seinen Hut - als sein Nachfolger hat Buschmann nun eine Herkulesaufgabe vor sich.

In den Umfragen liegt die FDP bei gerade eben fünf Prozent oder darunter - damit droht bei der vorgezogenen Wahl das Ausscheiden aus dem Bundestag. Ob Buschmann den Trend drehen kann? Der verheiratete Hobbymusiker hatte nach dem Aus als Bundesminister das Instrumentalstück „Gehen um zu stehen“ veröffentlicht - Steherfähigkeiten sind das, was er jetzt gut brauchen kann. (afp)