Am Sonntag soll das lange erwartete Abkommen zwischen Israel und der Hamas in Kraft treten. Was sind die Eckpfeiler des Programms?
Waffenruhe und Geisel-FreilassungDie wichtigsten Punkte des Nahost-Abkommens
In der Nacht zum Freitag war es amtlich: Israel und die Hamas haben sich auf ein Abkommen über den Krieg im Gazastreifen und die verbliebenen Geiseln geeinigt. Katar und die USA, die zusammen mit Ägypten zwischen den Kriegsparteien vermittelt hatten, hatten am Mittwochabend erste Details bekanntgegeben. Die Vereinbarung ist in drei Phasen unterteilt und soll am Sonntag in Kraft treten.
Geiseln im Austausch für Gefangene
In der ersten, sechswöchigen Phase „wird die Hamas 33 israelische Geiseln, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen, Zivilisten und Verwundete, im Austausch für Gefangene in israelischen Gefängnissen freilassen“, sagte der katarische Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani. Am Sonntag sollen erste Geiseln freikommen. Ursprünglich waren 251 Menschen verschleppt worden, von denen noch 94 im Gazastreifen sind – 34 von ihnen wurden für tot erklärt.
Israel werde etwa 1000 Palästinenser aus den Gefängnissen entlassen, auch solche mit „längeren Haftstrafen“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Hamas. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte, dass die genaue Zahl der Palästinenser davon abhänge, wie viele der 33 Geiseln noch am Leben seien. Dem Nachrichtenportal „The Times of Israel“ zufolge gehen israelische Regierungsvertreter davon aus, dass alle 33 noch leben - offiziell bestätigt ist dies jedoch nicht.
Israels Armee muss sich aus den Städten zurückziehen
US-Präsident Joe Biden zufolge umfasst Phase eins auch „einen vollständigen Waffenstillstand und den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus allen besiedelten Gebieten des Gazastreifens“. Die israelische Armee werde in dieser Phase „entlang der Grenze zum Gazastreifen positioniert, was den Austausch von Gefangenen und Leichen sowie die Rückkehr von Vertriebenen in ihre Häuser ermöglichen wird“, erklärte al-Thani. In den ersten sechs Wochen soll nach Angaben von Biden auch mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen.
Details zu den Phasen zwei und drei werden Katar zufolge im Laufe der ersten sechs Wochen ausgehandelt. „Es wird einen Austausch zur Befreiung der verbliebenen, noch lebenden Geiseln geben“, sagte Biden. Israel müsse in dieser zweiten Phase alle Soldaten abziehen und aus dem vorläufigen werde ein dauerhafter Waffenstillstand. Die zweite Phase markiere „ein endgültiges Ende des Krieges“, betonte der US-Präsident.
Netanjahu beharrt auf Militär im Gazastreifen
In Phase drei sollen laut Biden die Leichen der toten Geiseln ihren Familien übergeben werden. Das sei auch der Beginn eines „groß angelegten Wiederaufbauplans für den Gazastreifen“, sagte Biden - ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
„Wir hoffen, dass dies das letzte Kapitel des Krieges sein wird, und wir hoffen, dass sich alle Parteien zur Umsetzung aller Bedingungen dieses Abkommens verpflichten werden“, sagte auch al-Thani. Die USA, Katar und Ägypten wollen die Vereinbarungen von Kairo aus genau überwachen.
Der israelische Regierungschef Netanjahu lehnt einen vollständigen Rückzug der Armee aus dem Gazastreifen ab - ebenso wie eine Verwaltung durch die Hamas oder die Palästinenserbehörde. (red mit afp)