Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus. Sie hat sich Gedanken zu Gottes Schöpfung gemacht.
Das Wort zum SonntagWenn neues Leben wächst
Letzte Woche war ich im Wald – zusammen mit anderen Kirchenmenschen. Eine Biologin war auch dabei. Sie hat uns einiges gelehrt von Vogelstimmen und Laubbaumarten, von Nützlingen und Moosen und noch viel mehr davon, wie begeistert es sich erzählen lässt von Sinn und Sinnlichkeit in Gottes Schöpfung: dass Monokulturen besonders anfällig sind; wie Leben wächst aus dem, was wir für tot erklären; dass aus einem Stamm viele Zweige wachsen können, die ihm die Krone aufsetzen; dass Vernetzung überlebenswichtig sein kann; dass es in dem, was wir als Modder bezeichnen, von Leben nur so wimmelt; dass Mulm kein Dreck, sondern ein Schatz ist und dass im Unscheinbaren ein ganz besonderer Glanz steckt, wenn wir den Blick dafür schärfen.
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich glaube, dass all das, was wir auf diesem Waldspaziergang gelernt haben, eine Relevanz für unser Leben hat. Da lässt sich das Leben, das aus Totgeglaubten neu erwacht, mit eigenen Augen entdecken. Auferstehung lässt sich tief einatmen. Es lässt sich mittendrin stehen in zuverlässig vernetzter Gemeinschaft, die Vielfalt braucht, um widerstandsfähig zu sein, und die achtsam miteinander ist.
Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen auf einen Waldspaziergang – mit offenen Augen für Sinn und Sinnlichkeit, mit Gespür für vernetzte Vielfalt und mit Begeisterung für den besonderen Glanz im Unscheinbaren. Ich habe dabei gelernt, wie achtsam Leben in Gemeinschaft funktionieren könnte – auch in Gesellschaft und Kirche.