Joachim Gerhardt ist Pfarrer an der Lutherkirche in Bonn. Er hat sich Gedanken gemacht zum Eventcharakter von Kirchenveranstaltungen.
Das Wort zum SonntagRaus aus der Kirche und nur noch Event?
Unglaublich. Damit hatten wir nicht gerechnet. Inzwischen haben sich mehr als 250 Täuflinge und ihre Familien zu einem Open-Air Tauffest Ende Juni in der Bonner Rheinaue angemeldet. Zentrale Tauffeste auf der Wiese, am Fluss, am See sind gerade angesagt. Die Kölner Protestanten haben vor zwei Jahren als eine der ersten ein solches Fest mit großem Zuspruch am Rhein gefeiert und uns inspiriert. Das Bonner Fest wird nun eines der größten dieser Art in Deutschland sein.
Ist das die Zukunft von Kirche: raus aus der Kirche und nur noch Event, fragt mancher besorgt. Es lohnt sich genauer hinzuschauen, wer kommt und warum. Da ist die alleinerziehende Mutter, die froh ist, dass ihr mit dem Tauffest viel Organisation auch für die anschließende Feier abgenommen wird. Der Gottesdienst mündet in ein lockeres Picknick und jeder, der mag, bringt Kuchen mit. Das reicht.
Da ist die junge Familie, die eigentlich schon lange ihre beiden Kinder taufen lassen wollte, aber in der Pandemiezeit und durch viele weitere Herausforderungen einfach nie einen rechten Anlass fand.
Die beiden sind typisch für viele Anmeldungen. Und wir sind dankbar, dass nun so viele hier ein für sie passendes Angebot finden konnten.
Jesus hat das vor 2000 Jahren nicht anders gemacht. Er hat im Grünen gepredigt (Bergpredigt) und sich im Fluss taufen lassen. Nicht warten, dass Menschen kommen, sondern hingehen, wo sie leben, das war seine Devise, so einfach, so wertschätzend. Jede und jeder ist willkommen. „Dich hat der Himmel geschickt“ ist das Motto des Tauffestes in Bonn. Die Botschaft ist angekommen und macht Mut für mehr einladende Offenheit.