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Das Wort zum SonntagLicht und Dunkelheit sind Teil der Schöpfung Gottes

Lesezeit 2 Minuten
06.11.2022, Baden-Württemberg, Heidelberg: Besucher gehen im Schlossgarten des Heidelberger Schlosses hinter Herbstlaub spazieren.

Auch eine schöne Seite: Ausgedehnte Spaziergänge durch Parks voller Herbst-Laub.

Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus. Sie spricht im Wort zum Sonntag über die hellen Seiten der dunklen Jahreszeit.

Glaubt man den Umfragen, dann ist bei den Menschen in Deutschland der November der unbeliebteste Monat. Ich glaube das. Denn wen auch immer ich frage, ich bekomme Bestätigung. Kahl werdende Bäume, die frühe Dunkelheit, trübes, kaltes Wetter. Dann sind da noch die Gedenktage, die an den Tod erinnern: Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag, der im Volksmund oft noch Totensonntag heißt. All das sind nicht gerade Muntermacher. Trauer wird spürbarer; Abschiede, die wir nehmen mussten, scheinen plötzlich wieder gegenwärtig. Die Herzen sind schwerer, die Seelen sind verletzter. Das passt alles zusammen – im November.

Doch in diesem Jahr zeigt sich der November von einer anderen Seite – bisher jedenfalls: blauer Himmel, 15 Grad und mehr, buntes Laub und Blüten in den Beeten. Vielleicht ist es ein Symbol für die Zerrissenheit, in der wir in unserer Welt gerade leben – irgendwo zwischen Sehnen und Hoffen, zwischen Zweifeln und Glauben, zwischen so viel Hass und so viel Liebe. Eine Folge des Klimawandels – gerade tut sie so gut. Die Sonne macht das Herz leichter und der Wind streichelt die zerbrochene Seele.

Aber wird damit nicht auch Wichtiges überblendet und weggeweht: der Tod, die Trauer, die kleinen und großen Krisen? Licht und Dunkelheit sind Teil der Schöpfung Gottes. Der Tod gehört zum Leben. Trauer braucht für eine gesunde Seele ihren Raum und ihre Zeit. Die Krisen verdienen es wahrgenommen zu werden. Denn alles hat seine Zeit und alles, was geschieht unter dem Himmel, seine Stunde (Prediger 3, 1-11) – und die steht in Gottes Händen und unter seinem Segen, trotz und in allem.