Der Dialog der Religion, jahrzehntelang Hätschelkind vieler Theologen und Kirchenoberen, gerät seit der Publikation „Fiducia supplicans“ zunehmend in eine Sackgasse.
Das Wort zum SonntagGottes Gnade für alle Sünder?
Nicht wenige christliche Bekenntnisse, selbst mit Rom vereinte Ostkirchen, sehen in der darin vertretenen Akzeptanz Wiederverheirateter-Geschiedener, von Konkubinaten oder auch von staatlich anerkannten gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, einen fundamentalen Bruch mit Bibel und kirchlicher Tradition.
Papst Franziskus: Alle Menschen willkommen heißen
Papst Franziskus verteidigt seinen Sinneswandel so: Es gehe ihm um eine Kirche, die, ohne Ausnahme, alle willkommen heißt. Schließlich liebe Gott jeden Menschen, besonders den Sünder. Widerstand bricht sich vor allem in den außereuropäischen Kulturkreisen Bahn: Sünde und Sünder fänden niemals Gnade vor Gott. Die Kirchen, hätten die Pflicht, diese Haltung Gottes um jeden Preis zu verteidigen, sei es „gelegen oder ungelegen“ (2 Tim 4, 2). Vergebens bekräftigt der Papst, das Sakrament der Ehe kenne „nur eine Vereinigung von Mann und Frau“. Dies werde durch einen Segen keineswegs angerührt. Streit ohne Ende. Und die Betroffenen dürfen sich weiter als Christen zweiter Klasse fühlen. Ginge es nach den Papstkritikern, sind sie sogar aus der Kirche auszuschließen, sollten sie ihren Lebenswandel weiter durchziehen.
Hier prallen einmal mehr zwei diametral entgegengesetzte Sichtweisen aufeinander. Zum einen eine autoritär-klerikale Weltkirche mit ihrem unbiblischen Sakramentalismus und dogmatischen Rigorismus und die Vision von einer partnerschaftlichen und toleranten Kirche, die Amt und Charisma zu verbinden sucht, ihr Reden von Gott nicht ideologisch verengt und Menschen nicht mehr als zweitklassig und sogar „unwert“ einstuft, wie wir es heute in den verstärkt aufflammenden autokratischen Regimen wieder erleben.