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Angepasste Covid-19-ImpfstoffeMit neuem Booster für den Herbst gerüstet?

Lesezeit 5 Minuten
karl-josef laumann cdu

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat die Kommunen aufgefordert, sich auf die jetzt zugelassenen angepassten Omikron-Impfstoffe vorzubereiten.

BerlinSeit vielen Monaten sind sie angekündigt: Covid-19-Impfstoffe, die auch der Omikron-Variante Rechnung tragen. Für erste derartige Präparate hat die Arzneimittelagentur EMA nun den Weg freigemacht. Wie gut sind sie und wer soll sie nutzen?

Beim Grippeschutz ist es Routine: Jedes Jahr werden Impfstoffe angepasst, weil sich das Virus ständig verändert. Mehr als zweieinhalb Jahre nach Pandemiebeginn ist es auch bei Covid-19 soweit: Erste Impfstoffe, die nicht mehr nur auf den sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 abzielen, dürften in Kürze vielerorts erhältlich sein. Die europäische Arzneimittelagentur EMA gab am Donnerstag grünes Licht für zwei an die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe. Fragen und Antworten zum Thema:

Um welche Impfstoffe geht es?

Der Ausschuss für Humanarzneimittel beschäftigte sich mit der Bewertung von zwei sogenannten bivalenten mRNA-Impfstoffen der Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna. Bivalent bedeutet, dass zwei Komponenten berücksichtigt sind: Die Präparate sind sowohl auf den ursprünglichen Typ von Sars-CoV-2 als auch auf die Omikron-Sublinie BA.1 angepasst. Experten gehen davon aus, dass diese Vakzine auch einen Vorteil gegen den in Deutschland derzeit dominierenden Subtyp BA.5 bringen. Konkret prüfte der Ausschuss laut EMA Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit und ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis.

Wie gut sind die neuen Impfstoffe?

Es lägen klinische Daten vor, das Präparat sei an mehreren Hundert Probanden getestet worden, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. Die Antikörperreaktionen seien mit einer Kontrollgruppe verglichen worden, die ein viertes Mal den bisherigen Impfstoff bekommen hatte. „Gesehen hat man bei den Menschen mit dem angepassten Impfstoff deutlich mehr Antikörper gegen die Omikron-Variante – und zwar bei Jungen wie Alten wie bei Genesenen“, sagte Watzl.

7-Tage-inzidenz

Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz seit Jahresbeginn. Quelle: RKI.

Prozentangaben zur Effektivität, wie es sie für die ersten Covid-19-Vakzine gegeben hatte, wurden nun nicht erhoben. Daten zum tatsächlichen Schutz vor symptomatischer Infektion, schwerer Erkrankung und Tod sind erst aus der Anwendung zu erwarten. Angestrebt wird ein besserer Schutz vor Omikron – und hierbei vor allem vor der Erkrankung, denn ein Schutz vor der Infektion werde nach der Impfung wieder nur vorübergehend bestehen, sagte Watzl.

Welche Gruppen brauchen den angepassten Booster?

Diese Antwort müsste von der zuständigen Ständigen Impfkommission (Stiko) kommen – eine Empfehlung zu den neuen Präparaten gibt es bisher aber noch nicht. Bei Hausärzten und Fachleuten, die nun viele Anfragen bekommen, sorgt das für Kritik.

Standpunkte

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat die Kommunen aufgefordert, sich auf die jetzt zugelassenen angepassten Omikron-Impfstoffe vorzubereiten. „Wir haben unsere kommunalen Impfstrukturen per Erlass darüber informiert, so dass sie jetzt Zeit haben, in Ruhe die Impfkampagnen vorzubereiten“, kündigte Laumann am Donnerstag im Landtag an. Dabei nahm er vor allem Impfangebote in Behinderteneinrichtungen, Pflegeeinrichtungen und Problemvierteln in den Blick. Zugleich forderte Laumann eine klare Impf-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für die angepassten Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna. „Ich hoffe, dass beides zeitig zusammenkommt und das nicht erst der Impfstoff da ist, während eine klare Empfehlung der Stiko noch fehlt“, so der NRW-Gesundheitsminister.(tb)

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Nach Plan soll es in Deutschland schließlich zügig mit dem Impfen losgehen – schon in den beiden Wochen ab 5. September sollen rund 14 Millionen Dosen des BA.1-Präparats von Biontech/Pfizer und Moderna kommen, wie aus einem Schreiben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hervorging, das zu Wochenbeginn bekannt wurde.

Ist absehbar, wer vom neuen Booster profitiert?

Der Immunologe Watzl hält eine Empfehlung für einen zweiten Booster mit den neuen Präparaten nur für bestimmte Gruppen für wahrscheinlich – etwa Menschen ab 60 Jahren, mit unterdrücktem Immunsystem oder mit Vorerkrankungen. „Ich wäre sehr überrascht, wenn die Stiko sagen würde, dass sich alle Erwachsenen noch mal impfen lassen sollen.“ Er wolle der Stiko nicht vorgreifen – aber allen voran profitierten Risikopatienten. Wer also über 60 sei und bisher mit der vierten Impfung gewartet habe, für den sei jetzt die Gelegenheit.

Was ist beim Impfzeitpunkt zu beachten?

Das Timing ist laut Fachleuten sehr wichtig. Watzl sagte, wer der bestehenden Stiko-Empfehlung zu einer Viertimpfung bereits gefolgt sei oder sich in den vergangenen Monaten mit Corona angesteckt habe, solle ab dem Zeitpunkt mindestens sechs Monate bis zur nächsten Impfung verstreichen lassen.

Omikron-Varianten

Nach den Corona-Varianten Alpha und Delta kam Ende 2021 mit Omikron eine Mutante mit stark verändertem Erbgut auf. Sie kann die erste Abwehrlinie von Geimpften und Genesenen besser umgehen. Die Omikron-Wellen wurden von unterschiedlichen Omikron-Sublinien verursacht: zunächst von BA.1, später von BA.2, in den Sommermonaten vor allem von BA.5. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts kommt BA.1 seit längerem in Stichproben hierzulande nicht mehr vor. (dpa)

Ein weiterer Booster nach zu kurzer Zeit bringe keinen Zusatznutzen. Bei manchen Risikopatienten könnte es Watzl zufolge aber ausnahmsweise Sinn machen, früher den angepassten Impfstoff zu spritzen – dies müsse individuell mit dem Arzt besprochen werden.

Was ist mit gesunden Menschen unter 60?

Für sie gelte, dass der zusätzliche Booster in der Regel nicht gebraucht werde, sagte Watzl. Er sprach sich dennoch dafür aus, Jüngeren den BA.1-Booster nicht generell zu verwehren: Da die Impfstoffe, wenn auch nur vorübergehend, wieder mehr Schutz vor der Infektion schafften, könne eine Impfung sinnvoll sein, wenn sich jemand etwa wegen Risikopatienten in der Familie mehr Fremdschutz wünscht.

Lohnt es sich, auf einen aktuelleren Impfstoff zu warten?

Immunologe Watzl rät Impfwilligen klar vom Warten ab. „Es gibt zu diesem Impfstoffkandidaten bisher keine klinischen Daten.“

Man könne nur über den Nutzen spekulieren – auch angesichts der nicht vorhersehbaren Entwicklung der vorherrschenden Varianten. (dpa)