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Gründe für AuswanderungWarum immer mehr Deutsche das Land verlassen

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Immer mehr deutsche Staatsbürger verlassen das Land.

Immer mehr deutsche Staatsbürger verlassen das Land.

270.000 Bürger haben der Bundesrepublik 2022 den Rücken gekehrt. Wohin sie gehen und welche Motive sie haben und welche Länder am beliebtesten sind.

Im vergangenen Jahr sind 268.167 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit aus der Bundesrepublik ausgewandert. Das ist der dritthöchste Wert seit 1990 und der höchste seit 2019, als rund 2000 Menschen mehr Deutschland verließen. Das teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD mit.

Überhaupt emigrieren seit geraumer Zeit mehr Bundesbürger, als aus dem Ausland zurückkommen. 2022 gab es insgesamt 83.414 mehr Auswanderer als Rückkehrer. Das letzte Mal, als das genau umgekehrt war, ist lange her: 2004 überwog die Zahl der Heimkehrer um 27.326. Allerdings halten sich laut Bundesregierung die meisten Deutschen nur vorübergehend im Ausland auf. Somit kehre ein Großteil der Auswanderer irgendwann wieder zurück.

Oft ist die Arbeit ein Motiv

Die Beweggründe sind vielfältig. Oft liegen sie im Beruflichen. Zwischen 2018 und 2022 gaben 58 Prozent der Auswanderer an, wegen ihrer Arbeit fortzuziehen, wie die Bundesregierung informiert. Dabei beruft sie sich auf eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, die Befragten konnten mehrere Gründe nennen. In 29 Prozent der Fällen war der Job des Partners ausschlaggebend, um auszuwandern. 36 Prozent hingegen nannten andere partnerschaftliche Motive. Allerdings meinten auch 46 Prozent der Studienteilnehmer, mit ihrem Lebensstil in anderen Ländern besser klarzukommen. Und 18 Prozent waren mit ihrem Leben in Deutschland unzufrieden.

Und wie ist es bei denjenigen, die nach Deutschland zurückziehen? „Rückkehrer haben zwar oft auch berufliche Motive, hinzu kommen aber vor allem auch familiäre Gründe. Diese spielen im Gegensatz zu den Auswanderern eine noch bedeutendere Rolle“, sagt Jean Philippe Décieux vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Unter den Heimkehrern liege die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Ausland laut dem Migrationsforscher bei drei Jahren.

Schweiz am beliebtesten

Schaut man sich die Zielländer an, stellt man fest: Allzu fern zieht es die Deutschen in der Regel nicht. In Europa war die Schweiz 2022 mit rund 20.000 zugewanderten Deutschen am beliebtesten. Im Nachbarland Österreich ließen sich im selben Zeitraum mehr als 12.000 Deutsche nieder. Auf Platz drei folgte Spanien mit über 8000 zugezogenen Bundesbürgern.

Viele Deutsche wagen auch den Schritt in außereuropäische Länder – insbesondere in die USA. Fast 10.000 Menschen zog es 2022 dorthin. Australien landet auf Platz zwei mit 2856 Zugewanderten. Ein anderes Land – und das dürfte etwas überraschend kommen –, spielt seit ein paar Jahren ebenfalls weit oben in der Beliebtheitsskala mit: Paraguay. Gerade während der Corona-Pandemie wanderten Tausende Deutsche in das südamerikanische Land aus, um der Impfung und den Schutzmaßnahmen wie der Maskenpflicht zu entgehen. Allein 2022 zählten die Behörden 1573 deutsche Auswanderer nach Paraguay.

Die Bundesregierung spricht von rund einer Million Bundesbürgern, die Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten verlassen haben. Die Behauptung der AfD, die Auswanderung aus Deutschland sei von „historischer Dimension“, lässt sie nicht gelten. Davon könne nicht die Rede sehen, antwortet sie auf die Anfrage der Rechtsaußen-Partei. Dass die wirtschaftliche Lage deutsche Fachleute dazu veranlassen wird, scharenweise auszuwandern, halten Fachleute für unwahrscheinlich. Hinter der steigenden Zahl an Auswanderern sieht Jens Schneider von der Universität Osnabrück keinen besorgniserregenden Trend. Der Migrationsforscher vermutet eher einen demografischen Effekt. „Die Babyboomer gehen nach und nach in Rente, und viele Rentner hat es schon immer an warme Orte gezogen, wie Spanien, Madeira oder Miami.“