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Nach Trump-SiegKein Sex mehr mit Männern – Abstinenz-Protest trendet in den USA

Lesezeit 4 Minuten
Durch die 4B-Bewegung wollen sich US-Amerikanerinnen die Kontrolle über ihre Körper sichern. (Archivbild eines Protests gegen Trump 2019)

Durch die 4B-Bewegung wollen sich US-Amerikanerinnen die Kontrolle über ihre Körper sichern. (Archivbild eines Protests gegen Trump 2019)

Die 4B-Bewegung aus Südkorea wird in den USA zum TikTok-Trend. Was das mit der Wahl von Donald Trump zu tun hat.

„Ich steige aus“, betitelt eine Frau ihr TikTok-Video. „Frauen, hört auf Männer zu daten, hört auf mit ihnen Sex zu haben“, fordert sie zum Boykott auf. Eine weitere Userin erklärt in einem Clip, sie haben sich von ihrem republikanischen Partner getrennt. Über zehn Millionen Views haben die Videos mit dem gemeinsamen Hashtag #4B zusammen.

Seit der Wahl von Donald Trump trendet die feministische „4B-Bewegung“ in den sozialen Medien unter Frauen aus den USA. Ihren Ursprung hat sie in Südkorea und verfolgt eine Art Abstinenz-Protest.

Die vier Bs stehen für die koranischen Wörter bihon (Nein zur heterosexuellen Ehe), biyeonae (Nein zum Dating von Männern), bisekseu (Nein zu Sex mit Männern) und – bichulsan (Nein zum Kinderkriegen).

Alles zum Thema Donald Trump

Indem sie sich der Bewegung anschließen, protestieren US-Amerikanerinnen gegen Trump sowie seine Politik. Für viele von ihnen scheint er der die Verkörperung von Frauenfeindlichkeit und des Patriarchats zu sein. Die Anhängerinnen wollen demonstrieren, dass nur sie selbst – und keine Männer – die Macht über sie haben.

„Es ist Zeit, Männer daran zu erinnern, wie machtvoll unsere Präsenz wirklich ist“, erklärt eine TikTok-Userin. „Sie wollen deinen Körper kontrollieren, du wirst deinen Körper zuerst kontrollieren.“

Druckmittel der Bewegung soll nicht nur die Verweigerung von romantischem Kontakt mit Männern sein, sondern auch die daraus resultierende Kinderlosigkeit. „Wir als Frauen haben die Macht“, sagt eine junge Frau in einem Clip.

Durch Notizzettel zeigten Menschen ihre Solidarität mit einer Studentin, die in Seoul von einem Mann ermordet wurde, weil er sich von Frauen „ignoriert“ gefühlt hatte. Ministerin Kang Eun-hee (l.) besuchte das Mahnmahl.

Durch Notizzettel zeigten Menschen ihre Solidarität mit einer Studentin, die in Seoul von einem Mann ermordet wurde, weil er sich von Frauen „ignoriert“ gefühlt hatte. Ministerin Kang Eun-hee (l.) besuchte das Mahnmahl.

Donald Trump: Wegen Missbrauch verurteilt

Der designierte US-Präsident Trump wurde 2023 wegen sexuellen Missbrauchs der Journalistin Elizabeth Jean Carroll verurteilt. Dutzende weitere Frauen hatten ihm in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Er ist außerdem mitverantwortlich dafür, dass in den USA das landesweite Recht auf Abreibung gekippt wurde. Basis dafür war das historische Urteil im Fall „Roe vs. Wade“, das der Obersten Gerichtshof 2022 aufhob. Trump hatte dort durch die Ernennung neuer Richter für eine konservative Mehrheit gesorgt. In 13 US-Staaten wurden Abtreibungen seitdem verboten.

E. Jean Carroll gewann vor Gericht gegen Trump. Er wurde wegen sexuellen Missbauchs verurteilt. Sie hatte ihm vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben.

E. Jean Carroll gewann vor Gericht gegen Trump. Er wurde wegen sexuellen Missbauchs verurteilt. Sie hatte ihm vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben.

Sexistische Angriffe häufen sich online nach den Wahlen

Nach Trumps Wahlsieg gab es Anstieg von sexistischen Angriffen in den sozialen Medien, berichtete das „Institute for Strategic Dialogue“ (ISD) am 8. November. Maßgeblich dafür sei der virale Post auf der Plattform X eines rechtsextremen Influencers und Holocaustleugners gewesen.

„Your body, my choice“ („Dein Körper, meine Entscheidung“), schrieb er darin kurz nach der Wahl. Der Post sei innerhalb der ersten zwei Tage nach der Wahl über 35 Millionen mal geklickt worden. TikTok-Userinnen bekamen daraufhin „your body, my choice“-Nachrichten, berichtete das ISD.

Das Institut fand außerdem fünf X-Posts, die die Vergewaltigung von Frauen fordern würden. Einer von ihnen enthalte den Slogan „your body, my choice.“

Der Slogan ist eine seit langem bestehende Abwandlung von „My body, my choice“ z.Dt. („Mein Körper, meine Entscheidung“), ein Slogan, der genutzt wird, um das Recht auf Abtreibung zu verfechten.

Diese Entwicklungen übertragen sich laut dem Institut auch offline. Eltern hätten in den sozialen Medien, davon erzählt, dass Jungen in den Klassenräumen ihrer Töchter „Your body, my choice“ skandiert haben. Mindestens ein Schulverband hat dem US-Sender CNN zufolge Warnung an Eltern über solche Fälle verschickt.

4B-Bewegung: Abstand von Männern aus Selbstschutz

Über 80 Millionen Klicks sammelte auf der Plattform X der ein Post zur 4B-Bewegung, der übersetzt so viel heißt wie: „Frauen drohen Sex-Streiks an, ich lach’ mich kaputt, als ob ihr da etwas mitzureden habt.“

Auch als eine radikale Vorsichtsmaßnahme sehen einige Frauen die 4B-Bewegung und die Männer-Abstinenz. Viele Männer würden Frauen nur als „sexuelle Objekte“ sehen, erklärt eine junge Frau auf TikTok. Sie lebe bereits seit zwei Jahren im „Zölibat“. „Mein Ziel im Leben und mit dieser Bewegung ist es, junge Frauen und Mädchen zu schützen“, erklärte sie CNN.

Trump gewann weiße Frauen für sich

Ob sich der 4B-Trend in den USA tatsächlich zu einer nachhaltigen Bewegung entwickeln wird, wird von Expertinnen bezweifelt. Die Entwicklung sei ein temporäres Mittel, um Aufmerksamkeit auf die „prekäre Situation“ von Frauen unter Trump zu lenken, erklärte Katharine Moon, Professorin der Politikwissenschaft aus den USA, der „New York Times“.

Anhängerinnen von Trump jubeln ihm bei einer Wahlkampfveranstaltung zu.

Anhängerinnen von Trump jubeln ihm bei einer Wahlkampfveranstaltung zu.

Dass auch viele Frauen Trump gewählt haben, betonte Ju Hui Judy Han, Professorin für Genderstudien in Kalifornien. Über die Hälfte aller weißer Frauen gaben dem wegen Missbrauch verurteilten Kandidaten ihre Stimme. Han glaube unter anderem deswegen nicht, dass die Bewegung die Mitte der US-Gesellschaft erreicht, berichtete CNN. Sie hoffe trotzdem, dass Frauen durch die Gespräche über die Bewegung verstehen, dass sie mit ihren Problemen und Sorgen nicht alleine sind.