Eine Kirche bleibt übrigSo wird die Evangelische Gemeinde in Opladen umstrukturiert
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Leverkusen – „Wir wollen eine Zensur des Realismus vermeiden, wir wollen träumen.“ Wenn Pfarrerin Bettina Növer über die Zukunft der Kirchengemeinde Opladen spricht, dann tut sie das entschlossen und optimistisch. Und doch sieht sich die Gemeinde den bitteren Realitäten der Gegenwart gegenüber: Sinkende Besucherzahlen, weniger Kirchensteuern, teure Sanierungen und schließlich eine spürbar abnehmende gesellschaftliche Relevanz.
Es sind Faktoren, die gewaltige Veränderungen der Kirche Opladen unabdingbar machen. Gewaltig, das heißt: Langfristig wird nur einer von drei Standorten bestehen bleiben. Vom erst 1972 eröffneten Gemeindezentrum in Lützenkirchen wird sich die Kirche in jedem Fall trennen. Auch der Evangelischen Kirche in Quettingen droht das Aus. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln“, sagt Növer. Am wahrscheinlichsten ist der Erhalt der Bielertkirche. Dort entschied man sich zuletzt für grundlegende Sanierungen für einen Betrag in Höhe von drei Millionen Euro.
Verantwortung für junge Menschen betont
„Wir halten nicht an Altem fest, wir gestalten“, verspricht Gert-René Loerken, Superintendent des Kirchenkreises Leverkusen: „Dass wir handlungsfähig sind, ist ein Segen.“ Die trotz der schwierigen Umstände bestehenden Handlungsmöglichkeiten drücken sich in konkreten Plänen aus: Ein neues Gemeindezentrum nahe der Bielertkirche soll kommen, ein Neubau ist wahrscheinlich. Außerdem soll die Gemeinde an allen bisherigen Standorten präsent bleiben. Nicht als Gebäude, aber als Kirche, die sich „dem Sozialraum dauerhaft öffnet.“ Es sei nicht – wie etwa in Manfort – zu spät, um auf die veränderten Bedingungen zu reagieren.
Das zumindest ist die große Hoffnung der Kirche Opladen: „Wir haben eine Verantwortung für die jungen Menschen, ihre Kirche in Opladen zu erhalten.“ Das habe, so Pfarrer Stephan Noesser, ähnlich wie Klimapolitik etwas mit Generationengerechtigkeit zu tun.
Für die Umstrukturierung kooperiert man seit Monaten mit dem Institut für soziale Innovation, das sich mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen befasst. Nadine Haßlöwer von der Hochschule Düsseldorf leitet dazu Workshops, zu denen die rund 9000 Gemeindemitglieder eingeladen sind. „Es muss nicht alles neu und anders sein“, es gehe bei den Veränderungen „im Wesentlichen um die Gemeindemitglieder, nicht um Gebäude.“
Studenten für frische Ideen beauftragt
Auch Architekturstudenten wurden beauftragt, ihre Ideen für die Zentrierung des Kirchenlebens in einem Wettbewerb einzubringen. Wie Pfarrer Stephan Noesser erklärt, sollen die Studenten „ihre Ideen und ihre Kreativität einbringen“, um das neue Zentrum ideal zu gestalten. „Ein Student wollte die Bielertkirche in eine Kletterhalle verwandeln“, berichtet Noesser mit einem Lächeln auf den Lippen.
Wie die zwei der drei bisherigen Kirchengebäude in Zukunft genutzt werden, ist offen. Eine Umnutzung der Räumlichkeiten scheint ebenso möglich wie ein Verkauf. Haßlöwer stellt allerdings klar: „Die Räume sollen der Gesellschaft weiterhin zur Verfügung stehen“, ob als Wohnraum oder durch eine Partnerschaft mit Diakonie oder Caritas.
In einer Gemeindesitzung am 2. Februar soll über die nächsten Schritte entschieden werden, das letzte Wort hat dabei das Presbyterium. „Die Schmerzen der Mitglieder sind wahrzunehmen“, stellt Növer klar. Aber: „Wir haben den Mut zur Veränderung.“