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Rundschau-Debatte des TagesIst der Schulbetrieb durch die Corona-Welle in Gefahr?

Lesezeit 4 Minuten
Corona Schule

 Ein Schüler einer vierten Klasse einer Grundschule zeichnet ein Corona-Virus an die Tafel. 

  1. An den Schulen in Nordrhein-Westfalen macht sich angesichts rasant steigender Corona-Infektionszahlen die Sorge vor den weiteren Folgen breit.
  2. Wie lange kann der Schulbetrieb unter diesen Umständen noch aufrecht erhalten werden?

Düsseldorf – Immer mehr Pool-Tests in den Grundschulen sind Corona-positiv, gleichzeitig lassen Einzelergebnisse wegen überlasteter Labore immer länger auf sich warten. Die Nerven vieler Eltern, Kinder und Pädagogen liegen blank. Das Wort „Katastrophe“ macht die Runde, denn Omikron rüttelt an den Fundamenten des Schulbetriebs.

Wie ist die Lage an den Schulen im Moment?

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, hat sich in NRW im Wochenvergleich verdoppelt. Laut NRW-Schulministerium wurden zum Stichtag 19. Januar 42000 Corona-Fälle unter Schülern gezählt. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent. In der Vorwoche gab es 20232 Fälle. „Trotz der gestiegenen Zahlen bleibt das Infektionsgeschehen landesweit unter Kontrolle“, sagte das Schulministerium am Montag. Durch engmaschige Testungen würden Infektionen früh erkannt.

Wie beurteilt die Opposition die Situation?

„Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung war zu erwarten, dass die Infektionskurve an den Schulen steil nach oben zeigen wird. Die Leidtragenden sind jetzt abermals viele Tausend Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sowie die Lehrerinnen und Lehrer“, sagte die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur unserer Redaktion.

Berlin setzt Präsenzpflicht an Schulen aus

Wegen hoher Coronazahlen wird in Berlin ab Dienstag die Präsenzpflicht in Schulen ausgesetzt. Die Maßnahme soll zunächst bis Ende Februar gelten, wie die Senatsverwaltung für Bildung am Montag mitteilte. Es gebe hohe Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen. Zudem hätten die Berliner Amtsärzte in der vergangenen Woche angekündigt, dass sie künftig an Schulen für direkte Kontaktpersonen keine Quarantäne mehr für Schüler aussprechen. Eltern hätten mit der Aussetzung der Präsenzpflicht nun „temporär mehr Flexibilität bei der Entscheidung für einen Schulbesuch ihrer Kinder“, hieß es. Der Präsenzunterricht bleibe aber die Regelform. Sollten sich Eltern gegen die Präsenz ihres Kindes in der Schule entscheiden, müsse dies schriftlich mitgeteilt werden. „Wir stehen auf der Seite der Kinder, Jugendlichen und Familien in dieser Stadt“, sagte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD). (afp)

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) schaffe es seit zwei Jahren nicht, die Schulen auf dem Weg durch die Pandemie vernünftig auszustatten, adäquat zu begleiten und angemessen mit ihnen zu kommunizieren. Die Schulen benötigten „Flexibilität und Klarheit“, um eigenverantwortlich reagieren zu können.

Was fordern Lehrer angesichts der gestiegenen Infektionszahlen?

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW nennt die Lage „katastrophal“ und „unerträglich“. Lehrer müssten immer häufiger die Aufgaben von Testlaboren übernehmen. Angesichts explodierender Infektionszahlen fordert die Landesvorsitzende Ayla Celik von der Landesregierung konkrete Konzepte. „Die Sorgen und Ängste an den Schulen müssen politisch endlich gehört werden“, sagte sie. Es reiche nicht, eingleisig nur auf Tests zu setzen, damit laufe man der Entwicklung hinterher. Deshalb fordere die GEW ein Maßnahmenbündel, das den Schulen jetzt vorgelegt werden müsse, damit sie flexibel auf das sich verschärfende Infektionsgeschehen reagieren könnten.

Zu einem „Plan B“ müsse eine Entschlackung des Lehrplans sowie die Entzerrung von Prüfungen gehören, betont die Gewerkschaftsvorsitzende in NRW. „Solange diese Konzepte vom Ministerium nicht vorgelegt werden, fühlen sich die Beschäftigten, Eltern, Schülerinnen und Schüler mit ihren Sorgen allein gelassen“, kritisiert Celik. Viele Schulen, Beschäftigte und Familien rechneten inzwischen damit, wieder in den Distanzunterricht gehen zu müssen.

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Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW fordert mehr Entscheidungsfreiheit für die Schulen. Schulleitungen könnten am besten einschätzen, welche Maßnahmen sinnvoll seien. Verspätete Testergebnisübermittlung, erschwerte Kommunikation mit den Gesundheitsämtern, verstärktes Infektionsgeschehen in den Lerngruppen, starker Personalausfall – die Schulen benötigten Klarheit, wie sie damit umgehen können und dürfen, warnte VBE-Landeschef Stefan Behlau. „Es geht darum, den Präsenzunterricht so gut es eben geht fortzuführen“, stellte Behlau klar.

Wie bewerten die Schulleiter die aktuelle Lage?

Die Vereinigung der Schulleiter und Schulleiterinnen (SLV) in NRW plädiert ebenfalls dafür, mehr Entscheidungen den Schulen selbst zu überlassen. „Was die Schulleitungen benötigen, sind eindeutige Handlungsrahmen, durchaus im Sinne von Stufenplänen, und das Vertrauen der Dienstaufsicht“, sagte SLV-Vorsitzende Antonietta Zeoli unserer Redaktion. Daher sollte den Schulleitungen in einem „vorgegebenen Rahmen“ vor Ort die Möglichkeit gegeben werden, über Präsenz-, Hybrid- und Distanzunterricht selbst zu entscheiden, ergänzte der Vizevorsitzende Ralf Niebisch.