Nach der FlutkatastropheUnterricht in Schleidener Schulen beginnt wieder
Schleiden/Gemünd – Die Auswirkungen der Flutkatastrophe vom 14. Juli sind im Schleidener Tal unübersehbar. Doch mit dem Schulstart am Mittwoch kehrt ein Stück Normalität zurück. Eine Ausnahme macht nur das Schulzentrum am Mühlenberg. Die Grundschule Schleiden und Astrid-Lindgren-Förderschule werden erst am Montag den Betrieb aufnehmen. „Die Schulen in Schleiden machten einen großen Kraftakt nötig“, sagte der Beigeordnete Marcel Wolter. Doch es sei wichtig, dass die Kinder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren können: „Heimat gibt ihnen Stärke, deshalb hatten die Schulen bei uns die Priorität Nummer eins.“
Positiv sei gewesen, dass die Stadt keine eingeschossige Schule habe. So sei der Umzug in die oberen Stockwerke möglich. Schwieriger sei die Lage beim Sportunterricht. Mit der Dreifach- und Zweifachturnhalle in Schleiden und der Turnhalle im Müsgesauel sind gleich drei Sportstätten stark beschädigt und nicht nutzbar. Mit Bussen werden die Schüler demnächst nach Vogelsang gefahren, wo Schwimmbad und Turnhalle genutzt werden können. Auch die Einfachturnhalle im Beerenauel hat die Flut unbeschadet überstanden und wird teilweise von der Grundschule genutzt.
„Ein weiteres Problem sind die Heizungsanlagen“, berichtete Wolter. Die seien in allen vier betroffenen Gebäuden beschädigt: „Die wieder ans Laufen zu kriegen, ist die zweite große Herausforderung.“
Grundschule Gemünd
Bedenklich war die Lage kurz nach der Flut an der schwer getroffenen Katholischen Grundschule im Müsgesauel. Erdgeschoss und Keller voller Schlamm, alle Bücher weg, Klassenräume und Verwaltung betroffen.
Einen Tag vor dem Ferienende sah Schulleiterin Brigitte Wilhelms dem Schulstart jedoch zuversichtlicher entgegen. „Die Schulbuchbestellung vor den Ferien ist gekommen, obwohl der Lieferant auch vom Hochwasser betroffen war.“ Die Bücher für den Englischunterricht habe sie vom Verlag kostenlos bekommen, andere Verlage hätten Ersatzbücher mit 50 Prozent Nachlass geliefert.
Schwieriger sei der Verlust sämtlicher Daten in der Verwaltung. „Eine Spezialfirma versucht zurzeit, die Festplatten zu retten, ansonsten müssen wir alles neu machen“, sagte sie. WLAN gebe es derzeit nicht, was für die iPad-Klasse schwierig sei. „Die Tablets hatten wir vor den Sommerferien den Kindern mitgegeben, damit sie sich einarbeiten können“, so Wilhelms. Wie viele davon bei der Flut beschädigt wurden, sei noch nicht klar.
Ebenso sei noch nicht abzusehen, was die Flut mit den Seelen der Kinder gemacht habe. „Wichtig ist, dass sie hierher kommen können, wo Sicherheit und eine Struktur ist“, so Wilhelms: „Ein Mädchen kam mit seiner Mutter hierher, nur um zu sehen, dass es die Schule und seine Lehrerin noch gibt.“ Ein Kind sei abgemeldet, ansonsten gehe sie davon aus, dass alle Kinder kommen. Die von der Katastrophe betroffenen Familien wohnen zwar über die Eifel verteilt, manche in Hostel oder auch in Udenbreth. Doch laut der Eltern sollen sie in ihre gewohnte Schule gebracht werden.
Sturmius-Gymnasium
Obwohl das Gebäude direkt an der Olef liegt, sei es relativ wenig geschädigt worden, so Wolter. Das liege aber auch an den derzeit laufenden Baumaßnahmen. Zum Beispiel sei die Verwaltung derzeit ins Alte Rathaus ausgelagert. Nur die Räume im Erdgeschoss des Turms und die Kellerräume seien betroffen. Es werde versucht, die Abiturzeugnisse, die im Wasser gelegen hätten, wieder herzustellen, sagte Schulleiter Georg Jöbkes. Das sei nötig, falls ehemalige Schüler Nachweise benötigten.
Schulzentrum Mühlenberg
Mit großer Anstrengung von vielen Helfern wurde das Schulzentrum vom Schlamm befreit. „Ich weiß gar nicht, wie ich all den Menschen danken soll, die hier angepackt haben, ohne einen zu vergessen oder einen hervorzuheben“, sagte Jürgen Henz von der Stadt Schleiden, der die Aktion organisierte. Alle Räume im Erdgeschoss sind von den drei Treppenhäusern abgeschottet, damit keine kontaminierte Luft in die oberen Etagen dringen kann. Durch die noch im Laufe der Woche entkernten Treppenhäuser können die Schüler in die oberen Etagen gelangen, während in den abgetrennten Geschossen die Sanierung weitergeht. Um diese und einige andere Arbeiten noch realisieren zu können, startet der Unterricht im Schulzentrum am Montag.
„Nach dem ersten Schock haben wir die Ärmel hochgekrempelt“, so Wolfgang Schmitz, Leiter der Astrid-Lindgren-Schule. Die Räume für spezielle Angebote wie Boulder- und Snoozelraum, aber auch Lehrküche, Werkraum und zwei Klassenräume sind zerstört. Der Unterricht werde ins Obergeschoss verlegt, die Verwaltung sei in das zweite Obergeschoss gezogen. Ein riesiges Angebot an Spenden habe es gegeben. „Wir haben Stifte, Taschenrechner, Mäppchen bekommen, es läuft gut an“, so Schmitz zuversichtlich.
Über die Feuertreppe statt durch den gewohnten Eingang werden die Grundschüler in ihre Klassenräume kommen. Der Übergang solle noch mit einem Zebrastreifen gesichert werden, so Schulleiterin Irene Königsfeld. Dann kommen die Kinder in ihre gewohnten Klassenzimmer. Im Erdgeschoss seien nur Verwaltung und die Räume für die Ganztagsbetreuung gewesen. „In unseren Augen ist das wichtigste die vertraute Umgebung, hier ist wie ein zweites Zuhause“, so Königsfeld. Auch der Naturspielplatz sei bereits mit neuen Hackschnitzeln versehen worden, damit die Kinder ihn wiedererkennen. „Ich weiß, dass nicht alle Kinder kommen werden“, sagte sie. Manche wohnen derzeit nicht zu Hause.
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Notdürftig teilen sich Sekretariat und Rektorin ein kleines Zimmer, die 20 Lehrer sind im ehemaligen Entspannungsraum untergebracht. „Es wird provisorisch sein, aber wir werden starten“, sagte Königsfeld. Eines sei sicher: „Wir werden den Kindern hier eine gute Zeit bereiten.“