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Betrieb wird eingestelltHeimbewohner aus Mechernich-Kalenberg müssen Ende April ausziehen

Lesezeit 4 Minuten
Die Gebäude der „Marisa Residenz“ in Mechernich-Kalenberg, in der sich ein Alten- und Pflegeheim befindet.

Spätestens Ende April stellt der aktuelle Betreiber des Wohn- und Pflegeheims in Kalenberg den Betrieb ein. An den Plänen für einen Neubau an gleicher Stelle soll aber festgehalten werden, heißt es von dem in Rheinbach ansässigen Unternehmen.

Weil ein geplanter Neubau noch nicht begonnen wurde, stellt der Betreiber die Arbeit in dem Alten- und Pflegeheim in Kalenberg bald ein.

Es ist das – zumindest vorläufige – Ende einer seit mehr als 50 Jahren bestehenden Wohn- und Pflegeeinrichtung für Senioren: Bereits seit 1973 dient das Haus an der Virginiastraße älteren Menschen als Unterkunft. Doch bis zum 30. April sollen alle verbliebenen Bewohner der heutigen „Marisa Residenz“ in Kalenberg das Heim verlassen und in andere Einrichtungen verlegt werden. Das hat die Betreibergesellschaft, die Emida Residenzen GmbH mit Sitz in Rheinbach, mitgeteilt.

Eigentlich sollte alles schöner und größer werden, als der jetzige Betreiber im März 2021 die Betreuungseinrichtung „Casa in Silva“ mit ihren 55 Wohn- und Pflegeplätzen übernahm. Pläne zur Modernisierung und zum Neubau hatte es aber schon vorher gegeben. „Bereits im Jahr 2018 wurde ein entsprechender Bauantrag der damaligen Besitzer genehmigt“, bestätigte Fachbereichsleiter Thomas Schiefer von der Mechernicher Stadtverwaltung auf Anfrage dieser Redaktion. „Inzwischen wurden in verschiedenen Sitzungen des Planungsausschusses weitergehende Planungen vorgestellt – bis heute ist aber vor Ort nichts umgesetzt worden“, so Schiefer weiter.

Rheinbacher Unternehmen wollte Betrieb in Neubau weiterführen

Den bis dato noch nicht begonnenen Neubau nennt auch die Emida Residenzen GmbH als Grund für die vorläufige Einstellung des Betriebs in Kalenberg. Denn das sei bei der Übernahme des Pflegeheims 2021 das erklärte Ziel gewesen. „Von Anfang an stand für uns fest, auf dem Gelände ein komplett neues Gebäude mit 55 Pflegeplätzen errichten zu lassen, welches den Qualitätsansprüchen der Emida Residenzen GmbH entspricht und modernste Pflegemöglichkeiten bietet“, heißt es in der Mitteilung des Rheinbacher Unternehmens.

Die Emida-GmbH fungiert dabei jedoch nur als Betreiber des Pflegeheims. Als Finanzinvestor habe die „JPV Projektentwicklungs-GmbH“ aus dem niedersächsischen Wardenburg die Immobilie erworben und an das Rheinbacher Unternehmen verpachtet. Gemäß einer vertraglichen Vereinbarung habe bereits im Jahr 2022 ein fertiger Neubau durch den Finanzinvestor an Emida übergeben worden sein sollen. „Bis zum heutigen Tag ist weder ein Baustart zu sehen, geschweige denn ein fertiges Gebäude“, so Unternehmenssprecherin Annika Sirtl.

Die Baupläne seien für Emida jedoch nicht ad acta gelegt, so die Sprecherin weiter: „Wir stehen weiterhin im Kontakt mit der Immobiliengesellschaft und wollen am Standort Kalenberg festhalten. Wir gehen davon aus, dass die Baupläne innerhalb eines Zeitraums von ein bis zwei Jahren realisiert werden können.“

Sondergenehmigung für den Betrieb ist Ende Februar ausgelaufen

„Schweren Herzens“ habe sich Emida daher dazu entschieden, den Betrieb der Marisa Residenz vorläufig vollständig einzustellen. „Da bis heute keine Fertigstellung des neuen Gebäudes planbar ist, kann die Sondergenehmigung für den Weiterbetrieb im alten Gebäude verständlicherweise nicht weiter verlängert werden“, so das Unternehmen, das auch in Minden und Hille (beide Kreis Minden-Lübbecke), Liebenau (Nordhessen), Rödinghausen (Kreis Herford) und in Meerbeck (Landkreis Schaumburg) weitere Wohn- und Pflegeeinrichtungen für Senioren betreibt.

Weil die Einrichtung in Kalenberg nicht die baulichen Anforderungen erfüllt, die gesetzlich durch das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG NRW) seit Sommer 2023 vorgesehen sind, hatte die zuständige WTG-Behörde in der Euskirchener Kreisverwaltung (die frühere „Heimaufsicht“) den Betrieb nur noch mit einer Sondergenehmigung geduldet. Diese war bis Ende Februar dieses Jahres befristet. Die Zahl der Bewohner wurde in der Sondergenehmigung auf maximal 45 reduziert.

Heimaufsicht stellt gravierende Mängel in Kalenberg fest

Aufgrund weiterer „festgestellter gravierender Mängel“ wurde der Einrichtung in Kalenberg am 12. März 2025 ein Belegungsverbot erteilt. „Das beinhaltete lediglich, dass keine neuen Bewohner mehr aufgenommen werden dürfen“, erklärt Wolfgang Andres, Pressesprecher der Euskirchener Kreisverwaltung: „Eine Anordnung der WTG-Behörde zur Einstellung des Betriebes ist also nicht erfolgt.“

Warum in Kalenberg noch nicht mit den Bauarbeiten begonnen wurde, dazu machte das Rheinbacher Unternehmen selbst keine Angaben. Gerne hätten wir uns daher beim Besitzer der Immobilie nach dem aktuellen Planungsstand erkundigt. Der Redaktion gelang es allerdings nicht, Kontakt zum Investor aufzunehmen: Das Unternehmen aus Wardenburg bei Oldenburg ist Teil eines weit verzweigten Firmenkomplexes, verfügt über keine eigene Website und war in den vergangenen Tagen auch telefonisch nicht für uns erreichbar.


So geht es für Bewohner und Mitarbeiter in Kalenberg weiter

In der „Marisa Residenz“ in Kalenberg lebten zuletzt noch 39 Bewohner. „Der Umzug der ersten Bewohner konnte bereits im Laufe der vergangenen Woche erfolgen“, heißt es von der Kreisverwaltung.

Im Kreis Euskirchen stehen allerdings nur „einige wenige stationäre Plätze zur Verfügung, so dass nur ein Teil der Bewohner innerhalb des Kreises umziehen kann“, so Kreis-Sprecher Wolfgang Andres. Der Betreiber habe bereits einige neue Heimplätze außerhalb des Kreisgebiets gefunden.

Bei solchen Umzügen werde laut Betreiber darauf geachtet, „wie verwurzelt die Bewohner mit der Region sind und ob sie Angehörige aus der näheren Umgebung haben, die sie besuchen“. Der Betreiber habe mitgeteilt, bereits weitere freie Heimplätze gefunden zu haben und organisiert momentan die Umzüge, so Andres: „Eine Unterstützung seitens der WTG-Behörde ist derzeit nicht erforderlich, wurde aber selbstverständlich angeboten.“

Die Emida-GmbH teilt mit, dass eine Kooperation mit einer Einrichtung im Bereich der Stadt Bad Münstereifel bestehe, die einen Großteil der Bewohner aufnehme. „Auch die Mitarbeiter können zu diesem Arbeitgeber wechseln, wenn sie das wollen“, sagt Annika Sirtl. Am Standort in Kalenberg seien zuletzt insgesamt „53 Mitarbeitende in einem hoch motivierten Team“ tätig gewesen, so das Rheinbacher Unternehmen.