Die zunehmende Abspaltung von Teilen der Gesellschaft bereitet Grönemeyer große Sorgen. Von den deutschen Parteien ist er schwer enttäuscht.
„Diese Großkotzigkeit, das nervt maßlos“Grönemeyer redet sich bei Markus Lanz über Politiker in Rage
Herbert Grönemeyer, vor viereinhalb Jahren zuletzt bei Markus Lanz zu Gast, fordert zur Bekämpfung der Armut in Deutschland eine höhere Besteuerung der Reichen. Den regierenden Politikern wirft er vor, das Problem kaum ernst zu nehmen und keine Lösungsvorschläge vorzubringen.
„Das elementarste Thema, was wir haben, ist die Armut“, so der deutsche Pop-Superstar im Gespräch mit Markus Lanz. Ihm fehle vor allem das Bemühen der Politik, daran etwas ändern zu wollen. Man muss sich mal die Parteiprogramme durchlesen, „inhaltlich hat da gar keiner was zu bieten“, so ein aufgebrachter Grönemeyer. „Die sprechen das an, aber welche Lösung? Das steht in keinem Parteiprogramm.“
Herbert Grönemeyer zeigt bei Markus Lanz Verständnis für Klimaproteste der „Letzten Generation“
Die zunehmende Abspaltung von Teilen der Gesellschaft bereite Grönemeyer Sorgen. Für die derzeit für Aufregung sorgenden Protestaktionen habe er Verständnis. Der 67-Jährige, der seinen musikalischen Durchbruch vor rund 40 Jahren feierte, unterstützt die Aktionen von „Fridays for Future“ oder der „Letzten Generation“ zum Klimaschutz.
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„Wenn ich mir überlege, mit welcher Blasiertheit, sich ein Politiker hinsetzt und sagt ‚Ich finde den Protest nicht zielführend‘ – das ist diese Hybris, diese Großkotzigkeit, das nervt maßlos.“ Der Protest sei dafür da, „dass die endlich in die Gänge kommen“ und gerade darauf angelegt, dass er Politikerinnen und Politikern nicht passe. Es brauche eine Jugend, die die Etablierten herausforderten.
Herbert Grönemeyer spricht bei Lanz über Corona und die Folgen für die Kulturszene
Grönemeyer sprach bei Lanz außerdem über die Folgen der Corona-Krise für Kreative und Kulturbetriebe. „Die meisten von uns haben in Todesängsten geschwebt, ich hab selber zwei Freunde verloren“, so der Sänger. „Wir sind alle bis heute komplett überfordert, was das angeht.“ Er sei am Anfang zwischenzeitlich nur noch mit FFP-3-Maske losgezogen. „Ich glaube im Bio-Laden, wenn ich jetzt nicht Herbert Grönemeyer gewesen wäre, hätten die mich auch verhaften lassen. Weil sie dachten, wer kommt da denn“, so Grönemeyer.
Die Kunst- und Eventbranche sei während der Pandemie im Stich gelassen worden, klagte der Sänger und Schauspieler. „Keiner von uns konnte den Tag verbringen, ohne sich wirklich verdammte Sorgen zu machen.“ Trotz aller Widrigkeiten sehe er in der Pandemie auch eine Chance, die Menschen könnten nach Corona enger zusammenrücken, so der gebürtige Göttinger.
Karl Lauterbach und Herbert Grönemeyer äußern sich zu Cannabislegalisierung
Ebenfalls zu Gast bei Markus Lanz am Donnerstagabend war Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich ausführlich zur Cannabis-Legalisierung äußerte. Auch Grönemeyer äußerte sich zu dem Thema, auch wenn er eingestand, kein Experte bei dem Thema zu sein. Die Entkriminalisierung sei für ihn wie für Lauterbach „elementar“.
Nicht einverstanden sei er mit der erlaubten Menge, die das Gesetz für legale Konsumenten vorsieht. Man weiß, dass der THC-Gehalt enorme Psychosen auslösen kann, speziell auch zwischen 18 und 25“, gab sich Grönemeyer skeptisch. Er sprach von einem „Dilemma“, einer ganz schwierigen Situation, und regte an, den Verkauf möglicherweise erst ab 25 zu erlauben.
Lauterbach verteidigt Cannabis-Legalisierung bei Lanz: „Da muss man sich ehrlich machen“
Lauterbach verteidigte das gewählte Mindestalter, ab dem legal erworben werden darf. Wer konsumieren wolle, würde nicht warten, bis er 25 werde, so Lauterbach. „Das ist eine Welt, die es nicht gibt.“
Es sei gefährlich, wenn gerade die jungen Menschen „den toxischen Beimengungen und Konzentrationen des Schwarzmarktes“ ausgesetzt seien. „Dann überlasse ich ausgerechnet diejenigen, die am meisten Schaden nehmen, dem unregulierten Markt, der den größten Schaden macht. Da muss man sich ehrlich machen.“