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„Keine Malerei“Troisdorfer Kunsthaus zeigt Ausstellung mit Werken von Frank Baquet

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann im Kurzarmhemd vor einem Kunstwerk an der Wand.

Frank Baquet managt das Kunsthaus und zeigt neue Arbeiten.

Die Fotoarbeiten des Sieglarers wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. In die Laufzeit der Ausstellung fällt auch der 60. Geburtstag des Künstlers.

Frank Baquet mogelt nicht. „Keine Malerei“ lautet konsequenterweise der Titel der Ausstellung mit Arbeiten des Troisdorfer Fotokünstlers, die das Kunsthaus Troisdorf vom 26. Mai bis zum 23. Juni zeigt. Das titelgebende Dementi macht Sinn, sieht man den farbintensiven, sorgfältig strukturierten Arbeiten des gebürtigen Sieglarers auf den ersten Blick nicht an, dass sie nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Objektiv und dem Computer gestaltet sind.

Kamera als Weihnachtsgeschenk öffnete dem Troisdorfer den Weg zur Kunst

In die Laufzeit der Ausstellung fällt auch der 60. Geburtstag des Künstlers, dessen Begeisterung für die Fotografie schon in der Kindheit entstand. Eine Spiegelreflexkamera als Weihnachtsgeschenk eröffnete ihm einen Weg, der sich immer mehr in Richtung künstlerische Auseinandersetzung mit Motiven und Gestalten entwickelte. Dennoch schloss Baquet zunächst ein Betriebs- und Volkswirtschaftsstudium erfolgreich ab, um anschließend als Referent bei einer ärztlichen Standesorganisation zu arbeiten.

„Tagsüber war ich im Büro und habe anschließend dann bis tief in der Nacht an meinen Fotografien gearbeitet.“ Für ihn ein alternativloses Vorgehen: „Wenn man Künstler ist, dann muss man Kunst machen, selbst wenn man parallel mit etwas anderem Geld verdient. Und dann macht man diese Kunst auch, sonst ist man eben kein Künstler.“

Eine farbig verfremdete Aufnahme eines modernen Bürogebäudes.

Das Spiel mit Farben und Strukturen ist typisch für Frank Baquet

Der Erfolg gibt ihm recht, schon in jungen Jahren sorgte er mit dem Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises, dem Kunstpreis für Fotografie der Stadt Brandenburg und weiteren Auszeichnungen für Aufsehen. Für großformatige Barytabzüge stand er damals stundenlang im Labor, bis sich sein silberner Ohrstecker aufgrund der aggressiven Dämpfe im wahrsten Sinne des Wortes „verkrümelte“. „Gesund war das nicht“, meint Baquet heute.

Noch stärker ins Licht der Öffentlichkeit rückt er seit 2012, als er die Leitung des Kunsthauses Troisdorf übernimmt: „Hier bin ich im Grunde eine One-Man-Show.“ Baquet organisiert sieben Ausstellungen im Jahr, betreut die Veranstaltungen und Künstler, macht die Öffentlichkeitsarbeit und sorgt für Bestuhlung und Getränke: „Dann wird man schon mal für den Hausmeister gehalten.“

Festival „Experimentale“ zieht Fans und Bands der innovativen Musik nach Troisdorf

Neben der Kunst entwickelt sich die Musik zu einer wichtigen Säule der städtischen Einrichtung: „Hier musste ich praktisch bei Null anfangen.“ Die regelmäßigen Sessions mit Jazzmusikern aus der Region sind bis heute eine Institution, die immer weitere Kreise zog. Mit dem Festival für innovativen Musik „Experimentale“ schuf Baquet ein Event, das weit über die Szene hinaus für Furore sorgt.

Inzwischen geben sich Spitzenkräfte des internationalen Jazz im Kunsthaus die Klinke in die Hand, und das, obwohl sie nur die Hutspende des Publikums als Gage in Aussicht haben: „Unter den Musikern spricht sich herum, wo das Publikum und die Umstände stimmen. Inzwischen kriege ich mehr Angebote, als ich unterbringen kann. Aber wenn eine Spitzenband anfragt, dann kann ich auch nicht nein sagen.“

„Wenn jemand die Bezeichnung ‚Faktotum‘ im besten Sinne des Wortes verdient, dann ist es Frank Baquet“, fasst Rainer Land, Leiter des städtischen Kulturamtes zusammen: „Er hat dafür gesorgt, dass das Kunsthaus Troisdorf in den Bereichen bildende Kunst, Jazz und experimentelle Musik weit über die Grenzen unserer Stadt wahrgenommen wird.“

Ich will positive Momente schaffen, wo alles nur Katastrophe ist
Frank Baquet

Allerdings lässt sich das kaum mit der halben Stelle eines städtischen Angestellten bewältigen: „Dann verfallen halt jedes Jahr unzählige Überstunden“, meint Baquet achselzuckend. Sein Credo lautet: „Ich will positive Momente schaffen, wo alles nur Katastrophe ist.“ Mit der Ausstellung tritt er nun wieder mehr als Künstler, denn als Kulturmacher auf.

Ein Grenzgänger zwischen Fotografie und Malerei ist er geblieben, auch wenn er heute nicht mehr stundenlang im Labor, sondern am Computer sitzt. Lange Belichtungen, der Blick auf Details und wohldosierte Verfremdungen sorgen dafür, dass seine Arbeiten im Gedächtnis bleiben, von denen es einige in der Ausstellung neu zu entdecken gibt.

Ausstellung ist vom 26. Mai bis zum 23. Juni zu sehen

Die Ausstellung „Frank Baquet – Keine Malerei“ wird am 26. Mai um 11:00 Uhr im Kunsthaus Troisdorf an der Mülheimer Straße 23 eröffnet. Sie ist bis zum 23. Juni jeweils samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 14.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 02241/1261581 zu sehen.