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Bücher, Kino, KonzerteKulturpass nimmt im Rhein-Sieg-Kreis nur langsam Fahrt auf

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Auf einem bunten Plakat im Schaufenster einer Buchhandlung steht „Wir sind dabei“.

Der Kulturpass spendiert jungen Erwachsenen 200 Euro für den Besuch von Veranstaltungen, Büchern oder Kinobesuchen.

Seit Juni können 18-Jährige den Kulturpass nutzen. Kulturämter und Anbieter berichten, was geht und wie die Nachfrage ist.

„Die Resonanz ist noch ein bisschen mäßig“, berichtet Buchhändlerin Paulina Löffelholz in Neunkirchen nach den ersten Wochen. „So langsam, aber sicher“ nähmen die Einkäufe mit dem Kulturpass-Guthaben aber zu. 200 Euro stellt die Bundesregierung seit Juni jedem jungen Menschen zur Verfügung, der in diesem Jahr sein 18. Lebensjahr vollendet, um den Weg zur Kultur zu ebnen.

„Sehr zuverlässig“ ein bis fünf junge Kunden in der Woche zählte sie, sagt Paulina Löffelholz, „wir hoffen, dass es sich eingrooven wird“. Schließlich hätten die jungen Leute ja viel Zeit, um die 200 Euro einzulösen; auch könne man sich erst ab dem 18. Geburtstag anmelden. Mit eigenen Flyern und Besuchen im Gymnasium und der Gesamtschule hat Löffelholz das Projekt beworben — und festgestellt, „dass es viele gar nicht kannten“.

Kulturpass: Alle Veranstaltungen in der Stadthalle und der Küz in Troisdorf können gebucht werden

Als „sehr aufwendig“ beschreibt die Buchhändlerin die Vorbereitung auf der Seite der Anbieter. Die brauche ein Elster-Zertifikat, „ein bisschen sperrig“ sei die Plattform Mirakl zudem. Aber: „Als Unternehmerin ist man das gewöhnt.“ Sei man einmal registriert, mache das Angebot nur noch wenig Arbeit. Und auch die Tatsache, dass die „Stiftung digitale Chancen“ nur alle zwei Wochen die Erstattungen überweise, verschafft ihr „nicht gleich schwache Nerven“.

Er könne wenig zur Resonanz auf das Angebot sagen, gab Rainer Land Auskunft, der Leiter des Troisdorfer Kulturamts. „Mich hat die Frage auch schon umgetrieben, wie viele Troisdorfer Jugendliche den Pass schon beantragt haben.“ Alle Veranstaltungen in der Stadthalle, aber auch in der Sieglarer Küz könnten über den Pass gebucht werden.

Leider seien Angebote wie die Stadtbibliothek oder Musikschule von der Nutzung ausgeschlossen; „man wollte ja die Veranstaltungskultur beleben“. Die Museen in der Burg Wissem sind ebenfalls nicht im Angebot, vor allem in das Bilderbuchmuseum gingen die 18-Jährigen eher nicht hin, so Land. Der nicht ausschließt, dass die Veranstalter von sogenannten Top Acts in großen Stadien andere Erfahrungen machen: „Sie können ja ihr gesamtes Budget auf einmal ausgeben“ – also auch Konzertkarten für 200 Euro.

Karten für das Kleinkunstfestival in Sankt Augustin kosten mit dem Kulturpass nur 10 Euro

Tickets für kleines Geld sind in Sankt Augustin erhältlich, wie die Stadtverwaltung mitteilt: Die Eintrittskarten für das am Freitag startende Theater- und Kleinkunstprogramm der Spielzeit 2023/24 kosten mit der Kulturpass-App nur zehn Euro. „Die Resonanz können wir noch nicht einschätzen“, sagte Stadtsprecher Benedikt Bungarten. Aber: „Wir versprechen uns davon, dass unsere Veranstaltungen noch bekannter werden.

„Wir haben das versucht“, schildert Thomas Feldkamp aus dem Eitorfer Kulturbüro die Erfahrungen. Bei drei entsprechend ausgewiesenen Veranstaltungen habe sich aber niemand gemeldet. Zielgruppe der vom Kulturbüro organisierten Veranstaltungen seien eher nicht die 18-Jährigen, und im Regelfall hätten diese, solange sie Schüler seien, ohnehin freien Eintritt.

„Wir bleiben registriert“, sagte Feldkamp, der das Anmeldeverfahren zum Kulturpass als „sehr unschön“ in Erinnerung hat. „Wenn ich sehe, da kommt etwas Spannendes, dann kann ich das wieder einstellen.“