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„Nicht verrückt machen lassen!“Wie Kölns Kulturstätten auf die Energiekrise reagieren

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Die Volksbühne in Köln

Köln – 70.000 Euro Mehrkosten für Strom und Gas – Klaus Schweizer befürchtet, dass diese Summe im nächsten Jahr auf die Comedia zukommen könnte. „Am meisten kostet Wärme: Wir bekommen von der RheinEnergie Fernwärme – die zur Zeit noch durch Gas hergestellt wird. Und da werden die monatlichen Abschlagszahlungen gerade verdoppelt.“

So wie der Comedia geht es allen Kölner Kulturinstitutionen, den großen genauso wie den kleinen.

Theater im Bauturm

Das, was das Theater im Bauturm bislang als Manko erleben musste, könnte sich in der Energiekrise als kleiner Vorteil erweisen: Es ist beengt, der Raum ist im Vergleich zu anderen Spielstätten nicht übermäßig hoch – für das zu erwartende Problem mit den Heizkosten müsste sich nach Einschätzung von Geschäftsführer Bernd Schlenkrich also ein Weg finden lassen.

Ab Oktober werde die RheinEnergie mit den Kosten anziehen. „Ich gehe davon aus, dass es sich um die Hälfte erhöht“, sagt Schlenkrich. Rund 12 000 Euro Nebenkosten habe der Bauturm im Jahr, und jetzt stehe alles auf dem Prüfstand. „Wir werden für die Haushaltsplanung versuchen, die Einnahmen erhöhen“, sagt Schlenkrich. Höheres Eintrittsgeld schließt er aus. Aber da es regelmäßig den Wunsch nach einer kommerziellen Einmietung gibt, denke man darüber nach, die Räume in den Sommerferien für Workshops oder anderes zu vermieten. Das würde etwas Geld in die Kasse spülen.

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Außerdem läuft im Theater gerade ein Stromsparcheck. Der Deutsche Bühnenverein hat zusammen mit der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG) eine Checkliste zum Energiesparen generell und zum Notfallplan Gas entwickelt und bietet auch Schulungen an. „Wir prüfen gerade die größeren Energieschlucker“, sagt Schlenkrich. Die Bühnenbeleuchtung sei ein Batzen. Aber auch darüber, die Glühbirnen im ganzen Haus gegen LED-Leuchtmittel auszutauschen und Bewegungsmelder anzubringen, denkt man nach – wie auch in praktisch allen anderen Veranstaltungshäusern.

„Wir wollen uns nicht verrückt machen lassen“, erklärt Schlenkrich. Claudia Roths Appell, dass sich die Kulturstätten wegen der Energiekrise vernetzen sollen, führe den Bauturm nicht unbedingt weiter. „Denn wir setzten schon lange auf Koproduktionen, um Kosten zu sparen.“

Tanzfaktur

Slava Gepner, Geschäftsführer der Tanzfaktur, setzt auf die Krisenerfahrenheit. „Das wird ein harter Winter. Wir haben noch keine Ahnung, wo die Reise hingeht“, sagt er. Es gibt unterschiedliche Bühnenräume im Haus, darunter einige, die bei der Heizung nicht so kostenintensiv sind. Ob man diese nun anders einbezieht, wird geprüft.

Die ehemalige Werkshalle mit über 2000 Quadratmetern wiederum ist bei allen Ensembles, die sie mitnutzen, wie das Theater der Keller, sehr beliebt. Aber sie ist auch sehr kostspielig, da schlecht isoliert. „Es gibt eine externe Ölheizung, und wir wussten schon vor dem Krieg, dass wir uns das eigentlich nicht leisten können“, sagt Gepner.

Die Nebenkosten für Strom und Heizöl belaufen sich auf 30 000 Euro im Jahr. Was man den Stadtwerken in Zukunft mehr zahlen müsse, sei derzeit noch nicht klar. „Wir sind gerade dabei, das alles herauszukristallisieren. Ich hoffe, wir werden es wieder einmal schaffen“, sagt Gepner. Über Heizstrahler denke man nach, aber der Strom sei ja auch teuer. Langfristig führe am Umbau der Halle aber nichts vorbei.

Volksbühne am Rudolfplatz

„Wir sind momentan in der Verhandlung mit der RheinEnergie wegen eines neuen Vertrages, der derzeitige läuft im Oktober aus“, erzählt Geschäftsführer Axel Molinski. „Das Angebot, das uns vorliegt, prüfen unsere Experten derzeit.“ An den ersten Stellschrauben wurde im ehemaligen Millowitsch-Theater schon gedreht: „Wir haben ein hochintelligentes Mess- und Steuersystem eingebaut, das in jedem Raum im ganzen Haus die richtige Temperatur zum richtigen Zeitpunkt einstellt.“ Und für die Zukunft denkt man über den Einbau einer Solaranlage auf dem Theaterdach nach.

Der Kartenverkauf laufe im Moment eigentlich „überraschend gut“, so Molinski. „Aber das Thema ist eine weitere Bremse auf die Ticketverkäufe, weil suggeriert wird, dass man am besten dort sparen sollte, was nicht unbedingt nötig ist.“

Da die Volksbühne häufig für einzelne Veranstaltungen vermietet wird, ist eine Ersparnis durch Reduzierung nicht möglich. „Aber wir haben jetzt eine Aktion gestartet, dass wir jeden einzelnen Vertragspartner gefragt haben, ob er einem Energiekostenzuschuss von 100 Euro pro Abend zustimmen könne. Und das haben alle getan. Da spürt man auch ein neues Zusammenrücken.“ Ein guter Schritt in die richtige Richtung. „Ich habe allerdings Angst davor, was passiert, wenn die Mindesttemperatur auch für Theater umgesetzt werden muss...“

Freies Werkstatt Theater

„Für mich ist es indiskutabel, die Leute im Kalten sitzen zu lassen“, macht Gerhard Seidel vom Freien Werkstatt Theater klar. Für die Bühne in der Südstadt gebe es bislang noch keine „belastbaren Zahlen“, aber Seidel rechnet mit rund 10 000 Euro Mehrkosten allein fürs Heizen. „Das wäre eine Steigerung von circa 65 Prozent!“ Nachrichten vom Stromlieferanten haben man noch nicht. „Auf Dauer ginge das nur, wenn wir weniger Vorstellungen spielen.“ Man hoffe zwar auf Hilfsgelder, „aber darauf setzen wir nicht!“

Hilfen für Kultureinrichtungen?

Unterstützung soll es laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth auch aus Berlin geben. Der Bund werde „zur Bewältigung der rapide steigenden Energiekosten die Kultureinrichtungen in Deutschland zielgerichtet mit Restmitteln des Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen unterstützen“. Nach Angaben ihres Sprechers soll es sich um mindestens eine Milliarde Euro handeln.

Aber das wird sicher nicht reichen. Bei der Stadt Köln prüfe man „unterschiedliche Maßnahmen, die alle Bereiche der Stadtverwaltung betreffen – auch die Kultureinrichtungen.“ Welche Maßnahmen um gesetzt würden, könne man derzeit noch nicht sagen, darüber berate „der Krisenstab zum Energieeinsparen zu gegebener Zeit“.