In der Ukraine-Frage hat es die SPD nicht leicht – zu sehr hat die Partei auf das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 gesetzt und sich gescheut, klare Kante gegen die russische Aggression zu zeigen. Kanzler Olaf Scholz vermied es bei seinem USA-Besuch in den vergangenen Tagen ebenfalls, das auszusprechen, worauf eigentlich alle gewartet hatten: Im Fall eines russischen Einmarsches in der Ukraine ist Nord Stream 2 gestorben.
Bei Markus Lanz verteidigte SPD-Chef Klingbeil am Dienstagabend die Linie seiner Partei und des Kanzlers – und wirkte zeitweise vollkommen entnervt von den Fragen des Moderators. Klingbeil versuchte, die mühsam gefundene gemeinsame Position seiner Partei zu erklären: „Es gibt eine abgestimmte Strategie, alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Lanz gab sich damit allerdings nicht zufrieden und bohrte immer wieder nach: Das sei eine beliebte Floskel, er sollte sich klarer äußern. „Was ist so schwierig an dem Satz: 'Wenn die Russen in der Ukraine einmarschieren, dann wird es kein Nord Stream 2 geben'?“ insistierte Lanz. Klingbeil konterte: „Was ist an dem Satz: Alle Optionen liegen auf dem Tisch' nicht zu verstehen?“
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So ging es gefühlt Minuten hin und her. Klingbeil sagte, er halte es für taktisch „unschlau“, sich von den Russen in die Karten gucken und zu früh festlegen zu lassen. Lanz ließ ihn aber auch weiterhin kaum zu Wort kommen.
Bei Lanz: Klingbeil watscht CDU-Politiker Ploß ab
Wenig hilfreich waren die Beiträge vom Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß, der ebenfalls auf der Frage Nord Stream 2 herumritt und so eine differenziertere Diskussion unmöglich machte. Ploß unterstellte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, diese hätte gesagt, die Menschenrechtsverletzungen interessierten sie nicht, Hauptsache die Pipeline komme.
In der Tat hatte sich Schwesig noch Ende Januar für eine baldige Inbetriebnahme ausgesprochen. Allerdings stellte sie sich auch, wie Klingbeil korrigierte hinter den Beschluss der SPD-Spitze, dass im Falle einer russischen Aggression eben „alle Optionen auf dem Tisch liegen“. Ploß fuhr dann noch das Geschütz Gerhard Schröder auf, der eine klare Haltung der SPD torpediere.
Klingbeil distanzierte sich von Schröder, wie es zuvor auch Scholz bereits getan hatte, und verwies auf die eigene unklare Haltung innerhalb der Union. Auch Markus Söder sei ein Pipeline-Befürworter. Der eloquente SPD-Chef watscht Ploß für seine in seinen Augen eindimensionale Argumentation ab: „Das tun wir jetzt mal als krampfhaften Versuch ab, sich in der Opposition irgendwie zurechtzufinden“, kontert er.
Genervte Zuschauer bei „Markus Lanz“
Obwohl kritischer Journalismus oft in Talk-Formaten vermisst wird, geht die penetrante Art von Markus Lanz vielen Usern bei Twitter auf die Nerven. Man hätte die Zeit sinnvoller nutzen können, meint dieser User:
Es fallen teilweise auch drastische Worte in Richtung des Moderators und Teilen der Gäste:
Insgesamt wird Klingbeils Auftritt bei Twitter als überzeugend bewertet. Solange Politiker wie Ploß der politische Gegner seien, werde es schwer für die CDU, meinen einige.