Schon am ersten Tag herrschte auf der Art Cologne großer Andrang des Fachpublikums. Von Freitag bis Sonntag ist auch das Publikum zugelassen.
Von schräg bis teuerDiese Kunst gibt es auf der Art Cologne zu sehen
„Take the money and run“, steht in Neonschrift an einem Stand auf der gestern eröffneten Art Cologne. Das allerdings wäre eine fatale Empfehlung für die 55. Ausgabe der Kunstmesse, die mit hoher Qualität in allen Preisbereichen prunkt. 190 Galerien aus 26 Ländern sind vertreten und in ringförmigen Anordnungen auf beiden Hallenebenen so übersichtlich platziert, dass man nicht mehr befürchten muss, irgendein Highlight zu verpassen.
Teures Doppel: Richter neben Monet
Davon gibt es jede Menge in allen Angebotsbereichen. Garant für Museales ist alljährlich die Galerie von Vertes, wo ein kapitales Ölgemälde von Claude Monet für 6,5 Millionen Euro in direkter Nachbarschaft zu einem Abstrakten Bild (5,5 Mio. Euro) von Gerhard Richter aus dem Jahr 1984 hängt.
Für eines der „Infinity Nets“ von Yayoi Kusama ruft der Zürcher Kunsthändler 2,4 Millionen Euro auf. Die Berliner Galerie Bastian offeriert Joseph Beuys’ „Gyroskopische Plastik“, einen vom Künstler veränderten Konzertflügel, für 5,2 Millionen Euro und konfrontiert ihn auf ziemlich unkonventionelle Weise mit Seestücken von Emil Nolde (280 000 bis 450 000 Euro).
Begehrlichkeiten gerade bei rheinischen Sammlern dürfte auch „Die Galerie“ wecken, die ihren Stand mit Skulpturen und Gemälden von Max Ernst bestückt hat. Die Rechte für den Guss der dreiteiligen Gruppe „Lehrerkollegium einer Schule für Totschläger“ hat Galerist Peter Femfert von der Familie des in Brühl geborenen Surrealisten erworben. 2,6 Millionen Euro kostet das Ensemble, jede Bronze wiegt 800 Kilogramm. Für 27 000 Euro ist die kleine Bronzestatue „Cherie bibi“ zu haben. Um die Werke des Meisters sind Arbeiten von Sohn Jimmy (Jg. 1920) und dessen Tochter Amy (Jg. 1953) gruppiert.
Kunst der Aborigines
Mit der Galerie Smith Davidson aus Amsterdam ist ein neuer Messeteilnehmer vertreten, der australische Aboriginal Art präsentiert, die mit Farbintensität und abstrakten Dekors unmittelbar in Bann ziehen. Aus dem Besitz des Investmentbankers Robert Lehman stammen Tuschezeichnungen mit Davos-Motiven von Ernst Ludwig Kirchner, die bei der Galerie Hagemeier gezeigt werden. Blickfang bei der Galerie Henze & Ketterer ist Erich Heckels doppelseitig bemaltes Ölgemälde „Kind und nackte Frau“ aus dem Jahr 1910.
Ein Doppelbild ist auch Robert Michels „Schiff“. Die Pariser Galerie Eric Mouchet, die dem Maler aus Anlass seines 125. Geburtstages einen großen Auftritt bereitet, zeigt es in frei schwebender Hängung. Ein Fest für die Augen ist der Stand der Galerie Wieneroither & Kohlbacher, die mit Egon Schieles Aquarell eines knienden weiblichen Aktes (1,5 Mio. Euro) ebenfalls ein Werk der Spitzenklasse anbietet.
In Halle 11.2, wo der Fokus auf der zeitgenössischen Kunst liegt, drängten sich schon zur Mittagszeit Sammler, Kuratoren und Museumsleute. Hans Mayer, Galeristenurgestein und Mitbegründer Art Cologne, hat seinen Stand vis-a vis von dem seines Sohnes Max. „Demokratisiert“, so Messedirektor Daniel Hug, habe er die Anordnung, in der sich jetzt Global Player wie Greve und Ropac mit jüngeren Galerien abwechseln.
Bei Michael Werner kann man aus dem Vollen schöpfen: 240 Zeichnungen von Markus Lüpertz, Georg Baselitz, Jörg Immendorff A.R. Penck und Jean Fautrier zu Preisen ab 3000 Euro füllen die Wände. „Nahbarkeit“ will Galeriedirektorin Sabine Schiffer mit diesem Konzept erzeugen. Kunstfreunde mit begrenztem Budget dürften bei Jahn und Jahn fündig werden, wo Radierungen zum Thema Stadtzerstörung von Soyon Jung ab 500 Euro zu haben sind. Edle handvergoldete Handsiebdrucke von Jorinde Voigt sind bei Klosterfelde für 5500 Euro im Angebot.
Groß, größer, am größten scheint die Devise an vielen Ständen zu sein, wo monumentale Formate etwa von Katharina Grosse, Herbert Brandl, Alicia Viehbrock, Albert Oehlen und Thomas Ruff gleich reihenweise zu sehen sind. „Mit besten Erwartungen“, so der Kölner Berthold Pott, sehe er der Messe entgegen: „Die Art Cologne ist immer gut, egal, was draußen passiert.“
Geöffnet für Besucher: Fr und Sa 11–19 Uhr, So 11–18 Uhr, Halle 11. Tickets und Katalog online unter www.artcologne.de